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Was bedeuten die Buchstaben auf meinem Okular?

- Abkürzungen auf Okularen -

Besonders bei Okularen, die dem Teleskop beigelegt zu finden sind, stellt sich oft die Frage: Was ist davon zu halten? Welche Bauart hat es? Hier gibt es ein kurzes Glossar:

Plastik Ensemble
Huyens Okulare sind oft ganz aus Plastik und haben die verschiedensten Gehäuse

H=20, HM=20, A=20

Der Buchstabe H kennzeichnet Huygens-Okulare, so ziemlich die einfachsten heute anzutreffenden Okulare. 20 steht für 20mm Brennweite. Es kommen bei fast allen Typen eine ganze Reihe Brennweiten vor. Die Brennweite ergibt ja die Vergrößerung indem man die Teleskopbrennweite durch die Okularbrennweite teilt.
Huygens Okulare bestehen aus zwei Linsen und der Aufbau wird grob seit dem Jahr 1700 verwendet. Um ehrlich zu sein will man diese Okulare an heutigen Teleskopen nicht mehr. Die Okulare kommen mit heute üblichen Öffnungsverhältnissen nicht gut zurecht und neigen zu Farbrändern an harten Kontrasten. Vielfach werden sie heute sogar mit Plastiklinsen ausgestattet. Zynisch gesagt: Vollplastik-Okulare sind Recycling freundlich. Eine andere Kennzeichnung ist H20. HM20 steht für Huygens-Mittenzwey, eine modernisierte Version von um 1800, die heute genauso überholt ist, wie A=20mm für Airy, der das Okular um 1835 nochmals modernisierte. Die unangenehmste Eigenschaft beim Huygens-Okular ist der sehr knappe Augenabstand, der nur etwa 35% der Okularbrennweite beträgt.

SR=4, AR=4

Super Ramsden soll sich wohl hinter dieser Abkürzung verbergen. Als Vollplastik-Okular eher wertlos. Gegenüber den Huygens-Varianten bietet es einen Augenabstand von 46% der Okularbrennweite. Bei guter Verarbeitung und Fertigung mit Glaslinsen in Metallfassung wird es gerne zur Sonnenprojektion eingesetzt (bitte stets besondere Vorsicht und niemals ohne zugelassenen Filter und uninformiert die Sonne beobachten). Bei der Sonnenprojektion auf eine Projektionsfläche kann das Okular sehr warm werden. Da das Super Ramsden keine verkitteten Linsen hat, verträgt es dies besser, als andere Okulardesigns. Das AR - für ein achromatisches Ramsden - ist mit einer Kittfläche im dreilinsigen Design für diesen Zweck genauso gut, wie andere Okulare auch.

K=9mm

Dabei handelt es sich um ein Kellner Okular mit 9mm Brennweite. Diese Okulare sind aus drei Linsen aufgebaut und bieten mit einem scheinbarem Gesichtsfeld von 50° schon recht angenehme Gesichtsfelder. Man möchte heutzutage nicht mehr von Weitwinkel-Okularen sprechen, aber nicht wenige Okulartypen bringen es nicht auf 50°. Kellner Okulare können auch noch bei f/6 gut eingesetzt werden. Bei f/5 beginnt es meist mit der Abbildungsqualität zu hapern. Der Augenabstand ist mit 30% bis 45% der Okularbrennweite eher verbesserungswürdig und man findet daher kaum weniger als 6mm Brennweite.

Super Okulare
Die bekannten “Super”-Okulare sind meist nach dem RK-Prinzip aufgebaut.

RK

RK steht für “Reversed Kellner”. Das spielt auf die Linsenanordnung an. Wie das Kellner ist auch das RK oder RKE aus drei Linsen in zwei Gruppen aufgebaut. Während aber beim Kellner augenseitig eine verkittete Zweiergruppe sitzt, sind beim RK  teleskopseitig zwei Linsen zu einer Gruppe verkittet. Ansonsten sieht sich der Linsenaufbau auch ziemlich unähnlich. Je besser die Okulare verarbeitet sind, desto besser die Leistung - man findet sie aber hauptsächlich im Niederpreissegment.

Kasai "Conical Top"
Ein 12,5mm Kasai Classic Ortho mit konischer Form.

O=9mm

Ein orthoskopisches Okular ist eigentlich zunächst einmal ein Okular mit besonders geringer Verzeichnung - womit die Verzerrung (Streckung oder Stauchung) des Bildes zum Rand des Gesichtsfeldes hin gemeint ist. Der Mond beispielsweise wird durch Verzeichnung zum Rand hin erkennbar eirig. Viele Okulartypen mit kleinen Gesichtsfeldern sind auch orthoskopisch. Unter einem „Ortho“ versteht man aber im allgemeinen Sprachgebrauch ein von Ernst Abbe um 1870 entwickeltes Okulardesign aus vier Linsen, von denen drei teleskopseitig eine verkittete Gruppe bilden, die mit kürzer werdender Brennweite beinahe die augenseitige Einzellinse berührt. Das Okular ist reflexarm und bei guter Verarbeitung mit modernen Vergütungen eines der geeignetsten Okulare für Beobachtungen mit maximal möglichem Kontrast. Ein Maßstab sind die Kasai Classic Orthos und deren voll vergütete Nachfolger, die unter Kasai Hc, University Hd, Baader Genuine oder Fujiyama Ortho bekannt sind. Der eigentliche Hersteller ist stets Kokusai Kohki in Japan. Legendär sind aber auch die von Zeiss selbst gefertigten Abbe Orthos. Viele weitere Hersteller bieten Orthos an. In manchen Fällen findet sich aber unter der Bezeichnung Ortho der Linsenaufbau eines (orthoskopischen) Plössl. Das Ortho kann mit einem Augenanstand von über 80% der Brennweite  auch in kurzen Brennweiten gefertigt werden. Ein extremes Exemplar ist das 4mm Kasai Classic. Das Original-Design ist bis herab zu f/6,5 gut einzusetzen, Modifikationen können bis hin zu f/5 verwendbar sein, in der Praxis aber wird an derart weit geöffneten Teleskopen gern eine Barlow-Linse kombiniert, da so die Randabbildung (Okularastigmatismus) verbessert und der Augenabstand vergrößert werden. Um höchste Vergrößerungen zu erreichen, reichen bei f/5 die verfügbaren Okularbrennweiten ohnehin nicht mehr aus.

Standard Plössl
Eine Reihe der typischen Plössl-Okulare aus China oder früher Taiwan. Es sind fast immer Symmetricals.

PL=26mm

Man findet Plössl-Okulare eher selten auf diese Weise beschriftet. Es kommt aber vor. Plössl-Okulare bilden orthoskopisch ab. Mit 50° scheinbarem Gesichtsfeld zeigen sie einen größeren Himmelsausschnitt, als die auf 30° bis 40° beschränkten Abbe Orthos. Das Plössl verwendete ein Design aus vier Linsen in zwei Gruppen. Die heute vielfach anzutreffenden Symmetrical Plössls sind so ausgelegt, dass die vordere Gruppe baugleich zur hinteren Gruppe ist, nur in umgekehrter Richtung, so dass die jeweils am stärksten gekrümmte Fläche zur gegenüberliegenden Gruppe zeigt. Das senkt natürlich die Herstellungskosten. Auch sie sind bis herunter zu f/6 gut einzusetzen und haben einen nur unwesentlich geringeren Augenabstand als vergleichbare Abbe Orthos. Eine Eigenschaft der Plössls ist allerdings, dass sie die besten Abbildungseigenschaften in einer Ringzone von etwa 30° um die Bildmitte haben. Super Plössls haben zuweilen eine fünfte Linse, die an moderaten Öffnungsverhältnissen für eine homogenere Abbildung über das gesamte Feld sorgt.

FC

Das ist nun keine Okularbauart, sondern eine Fertigungsqualität. „Fully Coated“  bedeutet, dass alle an Luft grenzenden Glasoberflächen mit einer Vergütung versehen sind. Das verbessert die Lichtdurchlässigkeit, indem Reflexe verringert werden - wobei es hauptsächlich auf letztere Eigenschaft ankommt, um ein gutes Bild zu erhalten.
Verkittete Linsen brauchen die Beschichtung nicht. Die Eigenschaften von Optikkit sind derart, dass verkittete Flächen noch bessere Eigenschaften haben als beste Vergütungen. Die übliche Normalvergütung hat einen bläulichen Glanz. Üblicherweise kommt eine sehr dünne Schicht aus Magnesiumfluorid (MgF2) zum Einsatz.

Meade UWA Serie 4000 4,7mm
Ein High-End-Okular aus früheren Zeiten: Hier sind die kritischsten Flächen Mehrschicht-Vergütet ausgeführt.

MC

Dahinter steckt der Begriff „multi-coated“. Gemeint ist, dass Linsen der so bezeichneten Optik eine Mehrschicht-Vergütung, englisch „multi-coating“ tragen. Es müssen allerdings nicht alle Linsen mit dieser Beschichtung versehen sein. Da MC aber eine Steigerung von FC ist, kann man davon ausgehen, dass alle anderen Glas-Luftflächen wenigstens normal vergütet sind.


FMC auf einem Maxvision
FMC: Dieses Okular ist auf allen relevanten Flächen Mehrschicht-Vergütet.

FMC

Das ist heute eigentlich Standard, da Mehrschicht-Vergütungen auch auf günstigen Okularen zu finden sind. „Fully Multi-Coated“ meint, dass alle Glas-Luft-Flächen eine Mehrschicht-Vergütung tragen. Normalerweise wird sie so ausgelegt, dass sie einen grünlichen Glanz zeigt. Bei genauer Abstimmung auf die verwendeten Glassorten findet man aber auch Rot und Pink, zuweilen auch braun. Ältere Mehrschichtvergütungen ähneln noch der blauen Standardvergütung, spielen aber mehr ins Violett oder Pink. Manche Hersteller wollen auf besonders gelungene Vergütungen hinweisen: EMC, SMC, XMC. Wenn der Hersteller aber keine Angaben macht, was an diesen Vergütungen besonders gut ist, sollte man sich nicht besonders davon beeindrucken lassen. Übrigens: Es gibt auch Hersteller, die halten “FMC” für so selbstverständlich, dass sie es nicht für nötig halten, es auf das Okular zu schreiben.

Kasai HC Ortho
Hier ist das Qualitätsmerkmal ausgeschrieben: Fully Multi-Coated

LE, LER, LV

Diese Abkürzungen sollen auf einen großen Augenabstand hinweisen. Das ergibt sich meist aus dem Okulardesign. Derart bezeichnete Okulare sollten um 20mm Augenabstand haben. Bei vielen hochwertigen Okularen verzichtet man aber auf diese Kennzeichnung, wenn der Okulartyp nämlich in seinen Eigenschaften allgemein bekannt ist. Bei Nagler Typ 4 Okularen weist nichts darauf hin, dass sie diese Eigenschaft haben. Bei Speers Waler Okularen ist die Bezeichnung regelrecht aus der Abkürzung der Eigenschaften entstanden. Der Okulardesigner Glenn Speers hing einfach die Eigenschaften Wide Angle Long Eye Relief an seinen Namen. Das Okular hat also nichts mit Walfang zu tun (was sich auch anders schreiben würde).

WA, SWA, UWA, XWA

Es gibt eine Art inoffizielle Staffelung bei den Abkürzungen für Weitwinkel-Okulare. WA für “Wide Angle”, als Weitwinkel, schreiben manche Anbieter schon bei 50° auf das Okular - historisch nicht ganz unbegründet. In SWA steckt “super” drin und das geht bis grob 75°. Nach super kommt ultra, also UWA was normalerweise um 80° liegt und dann auf 100° zu “extrem” also XWA wird. XWA wird vielleicht noch SXWA, aber bei etwa 120° ist Schluß, denn mehr geht nichts ins Auge.

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