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Aktion Nikkormat

Man muß ja wirklich ohne Ende aufpassen! So habe ich doch auf der ATT 2002 eine Nikkormat EL erstanden. Der Händler, schon Jahrelang dort vertreten , erklärte mir stolz, daß die Nikkormat ja keine Batterie benötige und die eingesetze ja nur zu Belichtungsmessung genutzt werde.
Nun, gründliche Experimente belehrten mich eines besseren. Die Nikkormat EL ist die erste Nikon-Kamera mit elektronischer Zeitmessung für den Verschluß - ohne Batterie funktioniert die Zeitmessung nicht und es wird fest mit 1/60 Sekunde belichtet. Das erschien mir etwas kurz...
Erkundigungen im Web ergaben, daß der Stromverbrauch in Stellung B für Astrofotos bei Kalten nächten binnen zehn Minuten die Batterie niederwirft.
Das wäre ja nun kein Problem und nicht die erste Kamera, bei der ich mit einer Batterie-Attrappe ein Akkupack angeschlossen habe. Aber bei der Nikkormat liegt der Fall nämlich ganz speziell - denn auch das Batteriefach liegt ganz speziell. Das Batteriefach der Nikkormaat EL liegt nämlich im Spiegelgehäuse. Ja! Genau! Sch...! Finde ich auch.

Aber als Bastler will ich mich mit derlei Konstruktionsphantasie der Japaner nicht aus dem Felde schlagen lassen. Die Aktion Nikkormat sollte der Nikon eine Nabelschnur verpassen und den Lebensadern einen Weg durch das Gehäuse nach draussen bahnen.


Alles liegt bereit. Und los gehts!

Das Abenteuer konnte also beginnen. Wie in einem zünftigem Adventure gab es auch einige versteckte Hinweise, auf welchem Wege das Ziel zu erreichen sei. “My name is Guybrush Threepwood, and I want to be a pirate!”
Es hiess, daß das umständliche Batteriefach der EL bei späteren Modellen doch wieder über eine Klappe im Kameraboden zugänglich gemacht wurde. Da der Boden des Spiegelgehäuses und der Kameraboden nicht allzuweit auseinander liegen...


In diesem Bild ist der Kameraboden und der Stativ-Gewindeansatz entfernt. Da isses!

Aha! Zunächst entfernte ich den Kameraboden (damit war die Kamera dann sozusagen entjungfert, aber einen Abenteurer kann das nicht stoppen). Darunter fand sich noch kein Hinweis auf das Batteriefach. Aber das Fotogewinde ist ein eigener Alublock, der an das Kamera-Chassis angeschraubt ist. Klar, auch diese Schrauben mussten weichen! Unter dem Stativgewinde findet sich dann tatsächlich der Boden des Batteriefaches.
Somit begann der eigentliche Teil des Abenteuers “The three Trials”. In dem Dicht gepackten Kameragehäuse gab es nur einen Weg für die Kabel nach draussen. Die Kabel mussten durch den Boden des Batteriefaches, dann zwischen Chassis und Stativgewindeblock hindurch und zuletzt durch den Kameraboden nach draussen, ohne die Auflagefläche der Kamera zu behindern.

Aktion 1: Loch in Batteriefach
Eigentlich ganz einfach. Man nehme die Mini-Bohrmaschine, spanne einen 1mm Bohrer ein und... sirrrrr! Natürlich hat das Batteriefach einen runden Boden, auf dem der Bohrer freche Tänzchen versuchen will. Na warte!
Das loch ist auf dem Bild oben schon zu sehen.


Und weiter geht´s. Unter dem Stativgewinde hindurch in die Freiheit.

Aktion 2: Ein Tunnel unter dem Stativgewinde-Block
Hier musste der Bohrer ein wenig als Fräser missbraucht werden. Das Alu-Chassis der Kamera setzt dem aber nur wenig Widerstand entgegen. Trotzdem hat es eine Weile gedauert, und die vielen Späne sollen ja auch nicht in der Mechanik landen.


Na bitte! Passt doch!

Die Kabel mussten erstmal durch die Löcher hindurchgepfriemelt werden. Schließlich konnte der Block mit dem Stativgewinde wieder angeschraubt werden. Aber wir sind noch nicht ganz draussen!

Aktion 3: Der Weg in die Freiheit
Nahe an der Gehäusekante unter dem Objektivbajonett bekommt der Kameraboden eine Aussparung für die Drähte.


Auch hier muß der Bohrer wieder fräsen

Der Kameraboden aus verchromtem Messing ist doch erheblich widerstandsfähiger als das Alu-Chassis. Aber watt mutt datt mutt!
Eine kurze Anprobe, dann kann auch der Boden bereits wieder verschraubt werden.


Von aussen sieht alles ganz friedlich aus...

Aber Vorsicht!
Da ja nun einige Kanten auf die nicht gerade gepanzerten Kabelisolierungen einwirkten, sollte doch erstmal das Meßgerät verraten, ob da nicht irgendwo Strom ins Gehäuse entweicht.


Vertrauen ist gut...

Das hat auch problemlos geklappt. Nun galt es, die Kamera mit einer Attrappe vom Vorhandensein einer Batterie zu überzeugen!
Dazu diente die alte Batterie (als Maß), ein Dübel, ein Teppichmesser, ein Bilderhaken und später auch Lötkolben nebst Lötzinn. Ach ja - auch noch etwas Klopapier...


Was haben eine Fotobatterie und ein 6er-Dübel gemeinsam???

Der Dübel wurde erstmal auf die Länge der Batterie zurechtgestutzt. Daraufhin wurde der Bilderhaken (zumindest äusserlich mit Messing versehen) zerlegt, so daß zwei kleine Metallplatten als Kontaktbleche entstanden.


Die Kontaktbleche, noch vor der Werftmontage

Nachdem die Kontaktbleche mit einer ordentlichen Lötzinnschicht versehen waren, mussten erstmal die Drähte in den Dübel gebracht werden.


sieht einfach aus wenn´s fertig ist, aber...grrrmbl!

Nachdem diese ungemein pfriemlige Aktion beendet war, konnten die Kontaktbleche an die Drähte gelötet werden. Der Dübel wurde mit Klopapier ausgestopft, damit die Bleche nicht hineinpurzeln. (Ja, hier taucht es tatsächlich auf, was dachtet ihr denn, wozu ich Klopapier brauche???)
Natürlich, als echter Bastler, hat man zwei schwarze Drähte benutzt (OK, vorher war´s ein Stück, hehe!). Rot ist schwarz und Plus ist Minus. Da habe ich dann erstmal das Meßgerät wieder vorgekramt, und gemessen, welcher Draht denn nun auf der Minus-Seite im Batteriefach Kontakt findet... Der Draht bekam dann erstmal nen Knick und später eine Nagellack-Markierung. Wieder ein Grund, der für die Ehe spricht - es ist einfach alles wichtige im Haus, wenn man verheiratet ist.

 
Probe aufs...zitter... Jepp! Löst aus!!!

Es brauchte einige Versuche, ehe die Kamera die Batterie-Attrappe auch annahm. Dann endlich aber - Klack - nahm sie den Strom an und gewährte mir in B-Stellung dieses freundliche Bild.


Fettich! Wie immer hat sich der Tisch mit Bröseln, Chaos und Werkzeug bedeckt...

Fertig! Derzeit überlege ich noch, ob ich die Kamera über einen 6V Festspannungsregler an den Autoakku, oder wie gehabt mittels Batteriehalter an 4x 1,2V NiMH-Akkus anschließen soll.

PS: Also, ich sach mal so: Wer Bastelaktionen nachmacht, oder verfälscht - der muß damit selber klarkommen, wenn er sich die Kamera kaputtmacht!

Meßergebnisse:

Stromaufnahme: B-Stellung 240mA
(Achtung, Kamera arbeitet auch verpolt mit 1A Stromaufnahme! Vorsicht, dies könnte zu Schäden führen!)

Damit müsste ein Standard NiMH-Akkupack mit 1000mAh die Kamera an die 4 Stunden betreiben können. Sollte dies nicht reichen, können ja auch 1800mAh-NiMH-Zellen verwandt werden. Insofern erscheint mir die Verwendung eines Spannungswandlers am 12V Autoakku unnötig, auch weil es im Feld den “Kabelwald” vergrößern würde.
Um die deutlich höhere Stromaufnahme beim Spiegelschlag zu Puffern, verwende ich einen 3300µF Elektrolytkondensator. Besonders bei grosser Kälte erhöht dies die Lebensdauer der Batterien.

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