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Kalte Fünfzöller

- Ein Beobachtungsbericht -

Der folgende Bericht schildert eine Vergleichsbeobachtung vom 24.2.2018. Standort war ein typischer Ruhrgebiets-Hinterhof, von dem in solchen Nächten der kleine Wagen vollständig erkennbar ist, also etwa 5,0 mag freiäugige Grenzgröße. Als Mitbeobachter hatte ich einen guten Freund namens Matthias zur Seite. Die Wetterlage war kalt und klar mit spürbarem Wind. Die erkenntnisreiche Beobachtung sei hier wiedergegeben.

Es dürfte 21:00 Uhr gewesen sein, als wir mit dem Aufbau begannen. An den Start kamen:

  • Das Klorohr, Selbstbau-Newton 130/650 mit original Spiegelset eines Vixen R130Sf auf Vixen SP
  • 150/1200 Newton, Tubus eines Skywatcher Skyliner Dobson, versehen mit Rohrschellen, auch auf der SP
  • Meade 127/952 Triplett ED Apo, welcher FCD-1 nutzt, auf Losmandy Gm-8
  • Explore Scientific 127/952 Triplett ED Apo Carbon FCD-100, auch auf Gm-8
  • Vixen SD115S - 115/890 SD Dublett APO, schon wieder auf der Gm-8

Für den Anfang kam das Klorohr auf die SP und der Meade APO auf die Gm-8. Mag sein, dass der Apo ein paar Minuten Abkühlung brauchte, aber das Klorohr war auch per Kaltstart sofort bei der Sache. Die (hier etwas längere) Aufbauzeit reicht für das Gerät einfach aus.
Für einen Moment steckte das 24er Pano im Meade Apo, aber Matthias meinte, das könne man überspringen. Er war schon mit recht hoher Vergrößerung am Newton eingestiegen, der im unbeheizten Wagen vorgekühlt worden war. Das Detail des Mondterminators war Copernicus. Der Kraterboden war zu etwa zwei Dritteln seiner Fläche von Schatten bedeckt, so dass die drei Zentralberge aus dem Schatten heraus in die Sonne ragten. Der große Zentralberg, zur Schattenseite hin gelegen, war schon sehr leicht als länglich auszumachen und zunächst wie eine Doppelspitze mit einer dünnen Lichtbrücke beleuchtet.
Ich stieg also bei f/7,5 sofort mit dem 6,7mm UWA Serie 4000 ein. Siehe da, es gab auch sofort ein gutes Bild. Matthias hatte derweil die 2,7x Düring Barlow mit einem 12,5mm Classic Ortho kombiniert. Soll effektiv ein 4,6mm Okular ergeben. 140-fache Vergrößerung. Das Klorohr lieferte diese Vergrößerung klaglos ab, wir hatten allerdings ein Spielchen mit der SP-Montierung und deren Steuerung. Der Wind ließ die Sache auch zittern und fokussieren war nicht einfach. Wir konzentrierten uns bald auf einige schwierige Details, was nicht vergessen lassen soll, wie unglaublich strukturreich der terrassierte Kraterhang im Licht lag. Auch "Geröll" am Kraterboden war auszumachen und darum herum eingesunkene Rimae oder Kraterketten im Mare. Nahe Copernicus A gibt es bei diesem Lichteinfall eine Struktur, die wie ein im Dunkel beleuchtetes i aussieht. Und zwischen dem Strich des i und der Lichtgrenze zur Außenseite des Kraterwalls war eine weitere, sehr kleine Bergspitze beleuchtet. Dieses Detail war im weiteren unser Anhaltspunkt.
 

Copernicus_Crater_Wikipedia
Diese Aufnahme zeigt den Krater Copernicus bei bereits etwas höherem Sonnenstand.
Quelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Copernicus_Crater.jpg

Am Meade ED brachte ich zügig das 5mm Pentax XW an den Start, was die Optik gut ausreizte. Das Bild war hervorragend und die Referenz-Bergspitze deutlicher auszumachen, mit mehr Kontrast, als im Klorohr. Das Klorohr zeigte beim Wechsel eine Art "langweiliges Grau", was in diesem Falle die sehr gute Farbtreue der Abbildung kommentiert, denn der Meade ED brachte ein sehr schwaches, blaues Streulicht ein - was wiederum freistehende Details leicht ins Zitron verschob. Man konnte aber keinen wirklich begrenzten Blausaum fassen, so wie das bei diesem Gerät am künstlichen Stern durch dessen LED-Licht überbetont der Fall ist. Das Pentax zeigte dieses Blau auch besser als das UWA, welches ja in Blau keine so gute Transmission hat. Es kaschiert schon etwas, was vielleicht eine Idee gibt, wie schwach der Blausaum war.
Wir hatten dann im Klorohr mehr Vergrößerung gesucht. Matthias meinte, dass es mit dem 10,5mm XL in der GD-Barlow bezüglich der Bedingungen überzogen war, also bei167-fach. Ich meine es war noch OK, aber kaum mit zusätzlichem Detail.

Ich machte dann recht zügig den Wechsel zum Explore Scientific Apo, also gleiche Eckdaten wie beim Meade, nur neue Glaspaarung. Das Bild im 5mm XW kam mir kleiner vor, aber das mag täuschen. Der Fokus war deutlich schwieriger zu treffen, das Bild aber war wieder rein grau, so wie beim farbreinen Newton. Extrafokal kippte das Bild sofort in eine Art Trübung ab, intrafokal gab es Beugungsstrukturen, die das Bild "zerfleckten". Das stimmt mit dem Sterntest bei einer früheren Beobachtung exakt überein: extrafokal fast keine Ringe, intrafokal sehr betonte Ringe. Die Fein-Struktur neben dem i strafte das brutal ab: Der teure Vollapo konnte im Kontrast allenfalls dem Klorohr gleichziehen oder blieb gar dahinter zurück. Somit hat das Gerät sphärische Aberration in einem Ausmaß, das zumindest den Kontrast herabsetzt. Sämtliche Tauschgedanken bezüglich meines veralteten Objektivs waren damit zumindest für dieses Exemplar vom FCD-100 gestorben. Schade, dass uns Jupiter nicht zur Verfügung stand. Aufgang 1:05 Uhr MEZ - illusorisch, bei seinem niedrigen Stand zu irgendeiner brauchbaren Uhrzeit den Blick dorthin zu wenden. Übrigens war der Winterhimmel ja schon arg herumgeschwenkt und der Löwe domnierte den Süden. Bei Beginn des Aufbaus hatte sich gerade Arkturus über die Baumwipfel im Westen erhoben.

Der nächste Wechsel betraf die SP-Montierung, auf die nun der 150/1200 Newton aufgesetzt wurde. Er bekam von mir eine Justage und machte mir Freude, weil die Laserjustage bis auf Nuancen mit Barlowed-Laser überein stimmte - bei f/8 voll im Toleranzbereich!
Dem f/8 Newton konnten wir dann auch locker ein 5mm geben. Zunächst aber das Pentax XL 7mm, dann ein 5,5mm Meade Serie 5000 "Plössl" mit 60°,  und schließlich das 5mm Televue DeLite, da das XW im APO steckte. Tja, ein Zoll mehr am Start und schon ließ die Detailwiedergabe die Fünfzöller hinter sich. Das bedeutete, dass die Feinstruktur und auch der Strich vom i begannen, "Detail im Detail" zu zeigen, also Form zu offenbaren. Das 5mm reizte die Optik auch nicht aus, sondern wir versuchten noch positiv das 4,7mm UWA. Wir beließen es dabei, weil es an der Grenze war. Nominell 255-fach ist nicht zu verachten, AP 0,6mm.

Aber da war ja noch ein Gerät übrig. Auf die Gm-8 kam der 115mm Vixen SD-Apo mit 890mm Brennweite. Also f/7,7 und zwar auf Basis von FPL-53, wie Vixen online mitteilt, und zwar als Dublett. Dafür musste die Gm-8 umgestellt werden, denn der Mond-Schatten des Hausdachs hatte derweil schon die ganze Montierung verschluckt. Nach einigen Metern Versatz kamen wir vom längeren Schatten des Giebels frei und hatten auch genügend Dach-Abstand. Der kräftige Wind nahm Seeing vom Dach auch gut weg.
Nun, das 5mm XW war auch an diesem Gerät keine schlechte Idee, also 178x und eine AP von 0,64. Das machte die Optik mit. Durchfokussieren brachte intrafokal einen lindgrünen Mondrand (Matthias’ Farbwahl) und extrafokal einen schwach blau-violetten Saum, Matthias sprach mehr von Pink, ich sehe da mehr das Achromatenblau, also Königsblau, nur eben schwach. Im Fokus war von Farbe nichts zu sehen. Der Fokus war gut zu treffen und das Gerät ließ sich auch noch überziehen, nämlich mit dem 3,8mm Eudiascopic. Das sind 234-fach mit 0,5mm AP - der Fokus war definiert, aber die Beugungsunschärfe deutlich. Derweil war der Sonnenaufgang in Copernicus fortgeschritten und bald der halbe Kraterboden beleuchtet. Der mit Abstand größere der drei Zentralberge war nicht mehr eine Doppelspitze, sondern länglich und bis zum Fuß in der Sonne. Neue Details tauchten auf, hier eine schwache Struktur, die im Refraktor mit Zenitspiegel auf ca. 3 bis 4 Uhr stand, wenn man das „i“ als 12 Uhr nimmt. Im 150/1200 Newton passierte das ganze dann eben linksweisend. Die Struktur war vom i aus gesehen noch hinter Copernicus A, der übrigens im Schatten des Walls auf dem Kraterboden wie eine Kimme war, in der als Korn der von da aus gesehen erste Zentralberg saß. Der Vergleich mit dem 6“ Newton zeigte dann, dass der Refraktor vom Kontrast her ähnlich abbildete, während aber der Newton mit anderthalb Zoll mehr Öffnung Struktur im Detail lieferte, was der kleine SD-Apo nicht konnte. Weiter kam am Vixen auch nochmal das 5mm Delite zum Einsatz. Man kann sagen, dass das DeLite prima performte, aber... es ist eben kein XW. Das spielte beim Mond weniger eine Rolle, nur der Einblick ins XW war ruhiger und der Bildausschnitt deutlich größer.

Der Beobachtungsabend beschreibt sich jetzt natürlich schnell, erforderte aber langes und ruhiges hinsehen, warten auf Seeing, und auf die Montierung. Die Refraktoren waren da allesamt ruhiger, was aber nur zum Teil am Seeing hängt, sondern auch der zittrigen Super Polaris unter den Newtons zuzuschreiben ist. Bei der SP gab es auch ein Problem mit der Nachführung auf einer Achse - wir konnten zwar korrigieren, merkten aber nicht, ob der Motor überhaupt der Erddrehung folgte. Daher hatte Matthias irgendwann umgerüstet auf biegsame Wellen und wir betrieben gegenseitig Nachführ-Dienstleistung auf Zuruf des jeweiligen Beobachters - bis Matthias auch die Wellen so umgekoppelt hatte, dass man sie mit etwas Mühe und heranziehen vom Okular aus stellen konnte.
Einige weitere Erfahrungen gab es noch. Das 3,8mm Eudia hat etwas Probleme mit der Schwärzung, da wo Mondlicht innen auf vermutlich Linsenränder fällt. Ganz ähnlich, nur deutlich störender, fing sich das UWA 4,7mm auch Störlicht ein. Bei beiden Okularen war das Licht immer rechts unten im Innern, wenn man aus etwas Abstand ins Okular schaute. Der Bildorientierung nach war dabei die beleuchtete Mondseite links oben.

Ein weiteres Experiment des Abends: Das 6,7mm 82° von Explore Scientific  -  kein Ärger mit Reflexen am Vixen Apo. Es bildete knackig ab, aber da war von der Vergrößerung her auch noch viel Luft.
Der Mond kam nun langsam auch von der neuen Beobachtungsposition aus in Dachnähe, so dass wir nach anderen Beobachtungsobjekten Ausschaut hielten. Der Himmel war aber so aufgehellt und der Mond stand so ungünstig, dass Praesepe wie auch die Fuhrmann-Haufen keine Beobachtungsziele abgaben. Auch H & Chi standen ungünstig und Jupiter war zwar längst aufgegangen, aber noch in einem Bereich mit dichten Büschen und Bäumen verborgen. Somit begann der Abbau der zahlreichen Gerätschaften. Das eigentliche Beobachtungsende dürfte etwas nach 1 Uhr MEZ gelegen haben.

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