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EDs in Serie
Unterschiede bei der Produktion

Während man bei Teleskopen eine hin und wieder schwankende Qualität inzwischen geradezu gewöhnt ist, hatte man bei Okularen bisher wenigstens das “Bauchgefühl”, einer einigermassen gleichbleibenden Qualität. Leider gibt es bei den ED-Okularen Anlaß zum Zweifel, den ich Anhand der Betrachtung verschiedener ED-Okulare belegen kann. Mein erstes ED, ein Seben 3,8mm, kaufte ich gebraucht. Zum Test erhielt ich dann ein Soligor, um es dem Seben-Exemplar gegenüberzustellen. Bald darauf aber bekam ich Zugriff auf die Exemplare einer Sammelbestellung ungelabelter ED-Okulare, die über “Burkhards Shop” eingekauft wurden und nach dessen Informationen von Bresser importiert wurden. Während zu diesem Zeitpunkt das Soligor bereits wieder zum Händler zurückgegangen war, konnte ich aber nun drei ungelabelte 3,8mm mit meinem Seben 3,8mm vergleichen. Ausserdem standen mir so auch Exemplare mit 5,2mm und 14mm zur Verfügung.


Unterschiedliche Ränder an den Barlows der 3,8mm ED
Der Rand des Seben glänzt stärker, da hier mit Edding eine erste Schwärzung versucht wurde.

Der erste Blick gilt natürlich der Größe des matten Bereichs der Barlow am 3,8mm.  Die Ränder waren allesamt kleiner als bei meinem Seben, aber auch innerhalb dieser Lieferung gab es schon deutliche Unterschiede. Ausserdem bestätigte sich nun meine Vermutung, daß der Rand sichtbar wird, weil das 3,8mm dieselbe Linsenfassung für die Barlow-Gruppe erhielt, wie das 5,2mm. Die beim 5,2mm notwendigerweise größere Barlow verlangt natürlich nach einer größeren Öffnung in dieser Linsenfassung. Hinzu kommt, daß offenbar ein wesentlicher Unterschied zwischen 5,2mm und 3,8mm ein anderer Barlowfaktor ist, während der Rest des Okulares sehr ähnlich, vielleicht sogar gleich aufgebaut ist. Durch den anderen Barlowfaktor hat nun die Barlowgruppe des 3,8mm kleinere Radien und die stärker gekrümmten Flächen verlassen den Glaskörper in größerem Abstand vom Rand. Die unterschiedliche Dicke der Ränder zeigt dann auch, daß der Hersteller bei der Bearbeitung der Linsen einige Toleranzen bezüglich der Dicke akzeptiert. Das scheint meist ohne größere Folgen für die optische Leistung zu bleiben, aber in diesem Falle ist natürlich der Einfluss auf die Streulichtanfälligkeit enorm.


Der Matte Ring beim 3,8mm entstand durch Rationalisierung an der falschen Stelle!

Die genaue Betrachtung der Barlow-Gruppe zeigte dann, daß sich der untere Teil der Fassung wie ein Deckel abschrauben lässt. Man kommt so leicht an das Barlow-Element, um zum Beispiel selbst die matte Kante nachzuschwärzen. Übrigens sind die Linsenkanten der Barlow geschwärzt, allerdings weiß ich aus zuverlässiger Quelle, daß das nicht für alle ED-Okulare gilt. Warum man nun die Linsenkanten schwärzt, aber die matte Fläche oben dabei ausspart wird wohl das Geheimnis fernöstlicher sorglosigkeit bleiben.
Bei einigen Exemplaren war der Deckel übrigens nicht zu öffnen. Warum das so ist, zeigt wohl eines der mitbestellten 14mm eindringlich:


“Ab Werk serienmässig”  demolierte Barlow-Fassung des 14mm

Man erkennt, daß hier offenbar das Gewinde des Deckels “verhunzt” war. Dann wird er einfach mit der Rohrzange zugedreht. Kein Einzelfall! In derselben Bestellung war ein zweites 14mm ohne solche Spuren, aber von zwei weiteren Okularen mit diesen Macken weiss ich aus zuverlässiger Quelle.


Unterschiedliche Vergütungen bei den verschiedenen EDs.
Bei den 3,8mm wird eine unterschiedliche Innenschwärzung erkennbar.

Da beim Vergleich zwischen Seben und Soligor auch die Vergütung auffällig gewesen war, galt diesem Punkt natürlich erneut große Aufmerksamkeit. Die Ergebnisse waren sehr überraschend, zeigten sich doch selbst in einer Lieferung unterschiedliche Vergütungen. Man erkennt, daß eines der drei “Noname ED” einen grünen Reflex hat, wo die beiden anderen einen “grauen” Reflex zeigen. Bei genauem hinsehen fällt auch auf, daß die beiden Links abgebildeten 3,8mm einen ungeschwärzten Innentubus haben, während die beiden rechten “Nonames” hier offensichtlich geschwärzt sind. Man beachte den Bereich rechts von der Barlow-Linsenfassung. Zu bemerken ist, daß die Flächen mit dem “grauen” Reflex dennoch vergütet sind, ein Farbschimmer zeigt sich nur bei sehr schrägem Lichteinfall.

Als wenn dies noch nicht genug Details wären, fällt der nächste Blick auf die Steckhülsen. Die erwähnte Sammelbestellung kennzeichnete sich nämlich dadurch, daß zu allen Okularen Austauschhülsen beigelegt waren. Die original eingeschraubten Steckhülsen haben nämlich ein zu grobes Gewinde mit zu wenig Innendurchmesser, so daß normale Filter nicht greifen. Daher waren Austauschhülsen beigelegt. Bei den beiden 14mm waren ausserdem die Gewinde vollkommen mit Farbe verkleistert (siehe Bild). Und schon bei sanfter Berührung blätterte diese Farbe in dicken Flocken ab. Offenbar war noch Fett am Gewinde. Die Farbe blieb nur an wenigen Stellen haften (dort aber sehr fest). Die Austauschhülsen mit sauberer Lackierung und gutem Gewinde waren also dringend nötig.

Laut Aussage eines Händlers sind die Steckhülsen und deren Gewindequalität ein “bestellbares Qualitätsmerkmal” beim chinesischen Hersteller. Es soll angeblich 4 Qualitätsstufen geben, die sich bestellen lassen. Hier sollen angeblich die Soligor und auch die Seben auf maximaler Qualität bestellt werden. Das ist allerdings bei genauer Betrachtung der Details fraglich.
Angenommen, das Soligor 3,8mm und das Seben 3,8mm entstammen der höchsten Qualitätsstufe. Dann fällt auf, daß bei beiden Okularen keine Tubus-Innenschwärzung ausgeführt ist. Beide Okulare haben aber geschwärzte Linsenkanten und einwandfreies Filtergewinde. Die Vergütungen sind leicht unterschiedlich, was unter Umständen Toleranzen verrät, aber auch ein Qualitätsmerkmal sein könnte. Dann stellt sich aber die Frage, warum bei “höchster Qualität” die Innenschwärzung des Tubus ausgelassen wurde.
Die Annahme, das Okulare höchster Qualität beim Hersteller geprüft werden und bei nichtbestehen in niedrigerre Qualitätsstufen einsortiert werden, lässt sich auch nicht verifizieren: Von den drei betrachteten “Noname 3,8mm” finden sich zwei mit Innenschwärzung und eines ohne, während ja zumindest vom teuren Soligor höchste Qualität erwartet werden darf, aber in der fehlenden Innenschwärzung nicht anzutreffen ist.

Zusammengefasst gibt es also folgende Unterscheidungsmerkmale der ED-Okulare:

  • Linsenkanten geschwärzt / ungeschwärzt
  • Gewinde der Steckhülsen brauchbar / unbrauchbar
  • blätternde Schwärzung der Steckhülsen (ggf. “echter” Produktionsfehler)
  • Tubus Innenschwärzung
  • Vergütungsqualität (ohne Meßgeräte praktisch nicht zu beurteilen)
  • Lieferung mit oder ohne Kunststoff-Pack (billige Variante eines Drehpacks)

Beobachtet man also diese “Streuung” der Produktqualität, so muß man wohl vorsichtig damit sein, welche Version der ED-Okulare man gerade geliefert bekommt. Für ordentliche Vergleiche der Abbildungsqualität fehlte mir bislang die Gelegenheit. So sich diese bietet, werden die Ergebnisse nachgeliefert.

Zum Vergleich der 3,8mm ED von Seben und Soligor

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