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Vorbemerkung

Der folgende Erfahrungsbericht zum Meade ETX 125 EC mit Autostar wurde im Oktober 2000 geschrieben.
Im Zusammenhang mit der Veröffentlichung dieses Artikels in der Zeitschrift Star Observer wurden ohne jegliche Absprache deutliche redaktionelle Änderungen vorgenommen. Derart geänderte Stellen sind im Text unterstrichen markiert. Ich überlasse es dem Leser, die Änderung gerade dieser Stellen zu bewerten...

Dast ETX 125 EC mit Autostar und Testzubehör 

Das Meade ETX-125EC Autostar

Komfortables Beobachten mit einer sehr gut transportablen Optik - das ist die Idee hinter der Meade ETX-Serie. Was diese kompakten Geräte leisten, wird im folgenden Artikel unter die Lupe genommen.

Zahlen und Fakten

Das ETX-125 ist ein Spiegelteleskop nach Maksutov. Diese Bauweise erlaubt eine Brennweite von 1,9 Meter, also ein Öffnungsverhältnis von F/15 bei nur 36 Zentimeter Tubuslänge. Das somit recht handliche Gerät ruht, wie bei Meade üblich, in einer Gabelmontierung. Für sich betrachtet ist das ETX azimutal montiert, es kann aber mit einem Stativ paralaktisch ausgerichtet werden. In Ruhestellung passt das Gerät in eine Kiste von nur 49 x 23 x 28 Zentimeter Größe. Anschaulich ist das eine bessere Kaffeemaschine.

Das ETX-125EC hat als Grundausstattung eine 2-Achsen Steuerung, die bei paralaktischer Aufstellung auch zum Nachführen verwendet werden kann. Dazu gibt es das 26 Millimeter Super Plössl aus der Meade 4000 Serie und einen 8x25 Winkelsucher. Für den Test erhielt ich zusätzlich den Autostar-Computer und aus der Meade 4000 Serie die 6,4 und 15 Millimeter Super-Plössl sowie die 13,8 und 24,5 Millimeter SWA Okulare. Zur Fotografie wurde der ETX-Fokaladapter und der variable Projektionsadapter geordert. Zu guter Letzt rundete noch der Meade Breitband Nebelfilter das Paket ab.

Die Okulare und der Nebelfilter
Zubehör: Okulare und Kamera-Adapter

Die ersten Schritte

Alles traf gut verpackt bei mir ein. Obenauf im Karton lag die Bedienungsanleitung. Zur englischen Anleitung wird ein Heft mit deutscher Übersetzung beigelegt. Was leider in beiden Anleitungen fehlt ist eine Erläuterung zum entfernen der Transportsicherungen, die aus zwei Schaumstoffblöcken bestehen. Nach vergeblichen Blättern fand ich dann auf dem Gerät selbst einen Aufkleber, der leider nur englisch Beschriftet ist und ohne jede Abbildung auskommt. Wer des Englischen nicht mächtig ist kommt hier in Bedrängnis, es wird nämlich ausdrücklich davor gewarnt, die Transportsicherung in der falschen Richtung zu entnehmen.

Warnaufkleber
Und wenn einer nun wirklich kein Englisch versteht?

Das Gerät selbst sieht sehr gut verarbeitet aus. Die Spiegelzelle, gleichzeitig Tubusrückwand und Aufhängung für die Gabel, wirkt robust. Sie verrät nur beim Anfassen, daß hier nicht Metall sondern hochwertiger Kunststoff verwendet wurde. Der Schutzdeckel des Objektivs ist aus Aluminium und wird eingeschraubt, kann also keinesfalls versehentlich herunterfallen. Besonders gefreut hat mich, als Brillenträger, die Gummiaugenmuschel am gut justierbaren Sucher.

Der ordentliche Winkelsucher
Gut gegen verkratzte Brillen: Gummiaugenmuschel

Als nächstes ging‘s um die Stromversorgung, ohne die das Gerät praktisch nicht handhabbar ist. Wer keine 8 AA-Batterien im Haus hat ärgert sich, weil keine Polarität des 12V-Anschlusses angegeben ist. In der Anleitung findet sich ausdrücklich der Hinweis, ein Meade-Netzteil zu benutzen, um einen Garantieverlust zu vermeiden - offenbar ist Meade-Strom blau und deshalb nur aus dem firmeneigenen Netzteil zu beziehen.

Komfort durch den Autostar-Computer

Der Autostar Computer wird getrennt geliefert. Hier findet sich eine ordentliche Anleitung in den gebräuchlichsten Sprachen. Das Gerät war auf Deutsch voreingestellt und spielte nach der Initialisierung sofort die durchaus wichtige Warnung vor dem Blick in die Sonne ab. Danach wird der Benutzer durch weitere Meldungen bei der Bedienung unterstützt. Trotzdem sollte man das Handbuch zuvor studiert haben.

Autostar Computer
noch gut handlich: Der Autostar

Der Computer enthält 14.000 Astronomische Objekte, nebst 100 freien Speicherplätzen für eigene Objekte, wie z.B. aktuelle Kometen. Das 2-Zeilige Display zeigt roten Text auf schwarzem Hintergrund, wobei die Helligkeit regelbar ist. Mit dem Autostar steht das azimutal montierte ETX einem parallaktisch montiertem Teleskop kaum nach. Mit wenigen Handgriffen wird das Gerät zum Beispiel auf einem Tisch im Freien aufgestellt und die Ausrichtung kann beginnen. Dazu wählt man aus der Umfangreichen Ortsdatenbank die nächste Stadt aus und gibt Datum und Uhrzeit ein. Der Computer sucht daraufhin aus den hellsten Sternen 2 gerade gut sichtbare aus und fährt das Teleskop in die ungefähre Richtung. Ist ein vorgeschlagener Stern gerade verdeckt, läßt sich ein anderer wählen. Der Beobachter muß nur noch den Stern genau in die Mitte des Bildes bringen und bestätigen - daraufhin errechnet der Computer die Aufstellung des Teleskops und kann dann die Erddrehung ausgleichen. 

Beobachten Kinderleicht

Von diesem Moment an wird die Beobachtung zum Kinderspiel. Aus der Objektdatenbank wählt man einfach ein Objekt aus und das Teleskop wird darauf ausgerichtet. Ob Planet, Komet oder Gasnebel - die Datenbank läßt vom Umfang her nichts zu wünschen übrig, enthält eher mehr Objekte, als mit 125 Millimeter Öffnung sichtbar sind. Das erspart dem erfahrenen Beobachter die Zeit zum Suchen und der Anfänger kommt nicht in die Verlegenheit, überhaupt nichts zu sehen. Lediglich beim Anfahren der Objekte wird mancher die Zähne zusammen beissen. Während das Jaulen der Motoren in der namibischen Wüste Löwen und Hyänen abhält, treibt es in der Stadt recht leicht den Nachbarn auf den Plan bzw. Balkon. Selbst die normale Nachführgeschwindigkeit möchte ich schon als laut bezeichnen.

Wie so mancher ungeduldige Hobbyastronom wollte ich nicht erst auf die Dunkelheit warten. Bei Tage zeigte die Optik mit den Super-Plössl Okularen durchweg eine sehr gute Schärfe über das gesamte Bildfeld. Lediglich bei den SWA Okularen blieben die äusseren Bereiche des Gesichtsfeldes leicht unscharf, wobei das 24,5 Millimeter den deutlich besseren Eindruck machte. Die Fokussierung war auch beim 6,4 Millimeter-Okular kein Problem, das Bauartbedingte Shifting der Hauptspiegelfokussierung war quasi nicht vorhanden.

Nachdem das Gerät dann am ersten Beobachtungsabend aufgestellt und ausgerichtet war, stellte sich das Aufsuchen von Objekten als Problemlos heraus. Allerdings sollte man sich als Anfänger mit den Namen der hellsten Sterne vertraut machen - gerade im Bereich des großen Wagens stehen die hellen Sterne recht nah beieinander und man erwischt bei der Ausrichtung unversehens den falschen. 

Breitband-Nebelfilter gegen Stadtlicht

Bei stark aufgehelltem Stadthimmel und einer Grenzgröße von nur wenig über 4 fand sich der Kugelsternhaufen M13 etwas nach Ost versetzt im Bildfeld des 26er Plössl. Auch bei stärkerer Vergrößerung ließen sich keine Einzelsterne auflösen. Das gleiche galt für M15, einen weiteren Kugelsternhaufen. Der Ringnebel in der Leier war schön im 24,5er SWA und 26er Plössl, im 13,5mm SWA aber schon recht dunkel. Hier konnte der Breitband-Nebelfilter bei den beiden ersteren Okularen deutlich die Konturen verstärken, sowohl im 15er Plössl und 13,5er SWA ist das Bild aber so dunkel, daß auch der Filter hier nichts fruchtet. Gleiches gilt für den Hantelnebel M27. Hier ließ sich die Hantelform sehr schön erkennen, mit Filter wurden im inneren der Hantel erste Strukturen erkennbar. Die "Ohren", die etwa ab 8 Zoll Öffnung den Nebel eher rund erscheinen lassen blieben unsichtbar. Auch hier verlor sich bei stärkerer Vergrößerung mit dem 16mm Plössl jeder Kontrast, der Nebel war kaum noch zu erkennen. Es empfiehlt sich also, für die Deep-Sky-Beobachtung nur die langbrennweitigen Okulare zu verwenden. Die Vergrößerung ist aber durch die lange Brennweite schon mit diesen Okularen sehr angenehm.

Blick in die Optik
Die Optik ist leistungsfähig

Die Positionierung mit dem Autostar wies übrigens bei allen Objekten den selben Versatz von der Gesichtsfeldmitte auf. Es handelt sich quasi um die Fortführung kleiner Fehler bei der anfänglichen Ausrichtung. Da solche Fehler immer wieder vorkommen können, bietet der Autostar einen Hochpräzisions-Modus. Hier wird in der Nähe des gewählten Objekts ein heller Stern angefahren, der dann wie beim ersten Ausrichten zunächst im Okular zentriert werden muß. Danach wird das Objekt wirklich sehr genau angefahren.

Die Datenbank ist eher für ein großes Teleskop geeignet

Bei den Beobachtungen zeigte sich aber auch, daß die Objektdatenbank des AutoStar eher für Instrumente mit 8 Zoll Öffnung konzipiert ist. Selbst unter dunkelstem Himmel bleibt die Vielzahl der in der Datenbank geführten DeepSky Objekte unsichtbar. Wirklich gute Beobachtungsmöglichkeiten bieten nur die Messier-Objekte.

Sehr störend viel mir in dieser ersten astronomischen Beobachtungsnacht das Getriebespiel in Azimutrichtung auf. Obwohl ich zuvor den Computergesteuerten Getriebespielausgleich durchgeführt habe, wanderten die Objekte etwa um das halbe Gesichtsfeld des 16mm Plössls aus. Die Höhen-Achse funktionierte allerdings fast ohne Spiel.

Ein starkes Planetengerät

Bei der Planetenbeobachtung konnte das Gerät dann sein großes Öffnungsverhältnis ausspielen. Jupiter zeigt sich mit deutlich sichtbaren Wirbeln zwischen den Wolkenbändern. Natürlich sieht man auch den roten Fleck und die vier gallileischen Monde. Die Bildschärfe war auch im 6 Millimeter Plössl noch gut. Am Ringplaneten Saturn erkennt man bereits im 15 Millimeter Plössl-Okular die Cassini-Teilung und den Schatten des Planeten auf dem Ring. Ein Wolkenstreifen und drei der Saturnmonde ließen sich erkennen. Das die Optik nicht nur subjektiv gut ist zeigte sich, als der 4-fach-Stern Epsilon Lyrae knapp aber dennoch einwandfrei getrennt wurde.

Für Planetenbeobachtung empfiehlt sich allerdings als sinnvolles Zubehör das Dreibeinstativ, da die Aufstellung auf einem Tisch bei solch hohen Vergrößerungen nicht stabil genug ist.
Mit dem ETX lassen sich auch Mond und Planeten fotografieren. Dazu wird die Kamera üblicherweise mit dem Fokaladapter angeschlossen. Hier ist die Flip-Mirror-Konstruktion sehr praktisch. Mit einem Griff kann man zwischen Kamera-Sucher und parallel eingesetztem Okular umschalten. Ein großes Problem ist aber, daß bei einer Azimutalen ausrichtung nur vom Horizont bis 45° Höhe fotografiert werden kann, da sonst die Kamera auf dem Gehäuseblock anschlägt. Auch bei paralaktischer Aufstellung muß man 45° Abstand vom Polarstern halten. Eine direkte Anschlußmöglicheit am Okularstutzen als Alternative fehlt schlicht. Mit dem Projektionsadapter für Planetenfotografie hat man diese Probleme natürlich nicht, da dieser in den Okularstutzen eingesetzt wird. 

Der Rücken des Geräts
Der Kamera-Anschluß, unter seiner Abdeckkappe links neben dem Fukossierknopf

Einsatzmöglichkeiten

Das Meade ETX-125 ist ein angenehm kompaktes Teleskop mit großem Komfort. Es empfiehlt sich als Reiseteleskop, da man es mit dem zusätzlich erhältlichen Transportkoffer als Handgepäck im Flugzeug transportieren kann. Da es sich schnell und problemlos aufstellen läßt, empfiehlt es sich auch zu Hause zur Planetenbeobachtung. Nach drei Minuten ist das Gerät bereit zur Beobachtung, wo andere erst 10 Minuten schwere und sperrige Montierungen schleppen.

Die Objektdatenbank bietet auch dem auf sich allein gestellten Anfänger die Möglichkeit zu beobachten, ohne sich am Himmel auszukennen. Allerdings - die Namen der Sterne, nach denen das Gerät sich ausrichtet, muß man schon kennen.
Leider verführt das Gerät aber auch dazu, im Galopp, alle 20 Sekunden ein neues Bild, durch den Himmel zu rasen. Um lediglich mit einem Blick zu kontrollieren, ob das gewünschte Objekt auch im Okular erscheint ist das Gerät zu schade. Wer mit diesem Gerät den Einstieg in ein neues Hobby finden will, der sollte sich auch etwas Zeit für die Betrachtung der Wunder des Himmels nehmen.

Als Einsteiger sollte man sich trotzdem klar machen, daß die GoTo-Funktionalität und die sehr kompakten Abmessungen einen gewissen Luxus ausmachen. Dies schlägt sich im Preis nieder: Wer auf GoTo verzichtet, kann ohne weiteres ein Komplettsystem mit 6 Zoll Maksutov oder auch 8 Zoll Newton-Optik in dieser Preisklasse erwerben. Ein Vergleich lohnt sich dementsprechend auch bei den kleineren Brüdern des ETX-125.

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