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Standard Leuchtpunktsucher

Zufällig im Laufe einer Beobachtungsnacht mit mehreren Sternfreunden begegnete mir dieser Leuchtpunktsucher. Es handelt sich um ein günstiges Produkt, das unter verschiedenen Markennamen anzutreffen ist, meist als “Standardausrüstung” von kleineren Teleskopen. In diesem Fall trägt das Produkt keinen sichtbaren Markennamen. Was man aber auf den ersten Blick sieht, und eine ganze Gruppe von Leuchtpunktsuchern kategorisiert, ist die gelbe “Verspiegelung” der Optik.

Der Sucher präsentiert sich zunächst ganz normal. Am unteren Teil befinden sich zwei Schrauben, die auf eine Klemmhalterung wirken. Dazu passt entweder ein Kunststoffteil zur Befestigung im typischen Sucherschuh, oder der Sucher kann auch direkt auf eine Halterung dicht am Teleskoptubus geklemmt werden, die unter anderem bei einigen kleineren Maksutov-Cassegrains zu finden ist. Zur Justage dienen zwei Kunststoffräder, ein ein drittes Kunststoffrad dient als Einschalter und Helligkeitsregler. Unter dem Plastikrohr, das die Optik enthält, und dem vorderen Justagerad, findet man das Batteriefach mit der üblichen CR2032 Lithium Knopfzelle. Die Plastikabdeckung wird einfach mit zwei Zapfen eingesteckt, was in kalten Nächten schon an eine Sollbruchstelle grenzt. Das Gerät ist weitestgehend aus Plastik, und die Verarbeitung ist nicht besonders gelungen. Die Räder sitzen leicht schief und das Batteriefach klafft etwas offen. Der Funktionalität tun diese Details keinen Abbruch.


Die gelbe Verspiegelung der Linsen sieht “hipp” aus - taugt aber nicht.

Weniger funktionell sind dagegen die optischen Eigenschaften. Der Leuchtpunkt ist, wie bei vielen anderen Leuchtpunktsuchern auch, in der schwächsten Reglerstellung schon ziemlich hell, eigentlich definitiv zu hell. Die maximale Helligkeit ist sogar bei Zimmerlicht unangenehm, mag aber bei der Tagbeobachtung im hellen Sonnenschein brauchbar sein. Um einen vergleich zu geben: In schwächster Einstellung kann der Leuchtpunkt gut mit dem des Skysurfer V in hellster Einstellung verglichen werden. Der Punkt ist nicht besonders fein, aber scharf begrenzt. Mit schwächer werdender Batterie wird die Helligkeit nachlassen - vielleicht hat man ja aus einem anderen Gerät noch eine passende, fast leere Knopfzelle übrig. Für den geringen Strombedarf der LED reicht eine fast leere Batterie allemal.


Die gelb spiegelnde Beschichtung erzeugt ein blaues Bild und kostet kräftig Licht.
Der schwach sichtbare Leuchtpunkt ist deutlich vergrößert abgebildet,
da die Kamera nicht auf unendlich, sondern auf den Sucher fokussiert war.

Durch die gelb spiegelnde Beschichtung der Linsen wird das Bild beim Blick durch den Sucher kräftig blau eingefärbt. Derartige Beschichtungen haben oft den Sinn, bei der Tagbeobachtung den Kontrast des Bildes zu erhöhen - oder auch nur einfach “edel” und “technisch aufwändig” zu wirken. Beim astronomischen Einsatz des Suchers ist ihre Wirkung höchst unerwünscht. Das Licht der durch den Sucher beobachteten Sterne wird erheblich abgeschwächt, so dass schwächere Sterne völlig unbeobachtbar werden. Ich schätze, dass der Verlust mindestens 2 Sterngrößenklassen ausmacht. Die Anzahl sichtbarer Sterne reduziert sich drastisch. Gibt es am ganzen Himmel 2873 Sterne bis 5,5mag, so sind davon nur 285 heller als 3,5mag. Es gehen also wervolle Orientierungssterne verloren, bzw. sie werden auch schwer erkennbar. Das kann in diesem Extrem auch das beidäugige Schauen, wobei ein Auge am Sucher vorbeisieht, nicht ausgleichen.
Zu erwähnen ist allerdings, dass der Effekt bei diesem Exemplar extrem stark ist. Einige andere Produkte zeigen den Effekt weniger stark. Die Auswirkungen sind dann nicht ganz so schlimm.

In der Praxis war dann der Sucher durch diesen Verlust an sichtbaren Sternen stark gehandicapt. Der große Helligkeitsunterschied zwischen dem Sucher und dem freien Auge machte die beidäugige Benutzung fast unmöglich und nur helle Orientierungssterne konnten gut gesehen werden. Schon das Einstellen von M13 machte Schwierigkeiten, denn die Sterne des Herkules gehören eher zu den Schwächeren am Frühsommerhimmel. Der nicht besonders große Optikdurchmesser, der den im Sucher erkennbaren Himmelsausschnitt einschränkt, gerät als weiteres Manko darüber in den Hintergrund.

Als Fazit lässt sich leider nur sagen, dass die hochwertig aussehende Beschichtung bzw. “Verspiegelung” der Optik der Funktionalität des Suchers einen großen Bärendienst erweist. Es wäre wesentlich besser gewesen, diese Beschichtung völlig wegzulassen, der Sucher wäre dann nämlich brauchbar. Die schwächere Reflexion der Linse hätte den zu hellen Leuchpunkt gedämpft und es wären mehr Sterne durch den Sucher sichtbar gewesen. Der Sucher scheint sich somit nur für so auffällige Objekte wie Mond und Planeten gut zu eignen, ansonsten stört die effektvolle gelbe Beschichtung. Selbst bei der Tagbeobachtung macht die Spiegelbeschichtung Probleme, weil am Rand störende, gelbe Reflexe vom Suchergehäuse sichtbar werden. Man kommt zu dem Schluß, dass dieses Modell zügigst einem vernünftigen Leuchtpunktsucher weichen sollte.

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