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Das 14mm Meade UWA Serie 4000
Ein Okular aus der guten alten Zeit?

Etwa im Jahr 2005 wurden von Meade die Okulare der “Serie 5000” eingeführt. Die bis dahin gewohnten Okulare der “Serie 4000” gehörten damit zum alten Eisen. Bedenkt man, dass diese Okulare etwa ab Mitte der 1980er Jahre hergestellt wurden, so erscheint eine Modernisierung durchaus normal. Nachdem aber die neuen Okulare einige Jahre verfügbar sind, findet man nun einige Sternfreunde, welche die UWA Okulare der alten Serie 4000 als “offenen Geheimtipp” behandeln. Ich selbst konnte bei verschiedenen Gelegenheiten die Qualitäten des 8,8mm und des 6,7mm kennen und schätzen lernen, insbesondere an schnellen Newton-Teleskopen. Da die Okulare längst nicht mehr neu von Meade zu haben sind, musste ich einige Zeit die Augen offen halten, bis ich für das 14mm ein Angebot fand, das mir zusagte.

Die Meade UWA “Serie 4000” werden unter Sternfreunden gerne als “Abklatsch” der Nagler Typ 2 bezeichnet. In der Fachliteratur wird der Konstruktion auch eine Anlehnung an das Nagler-Design bescheinigt, darüber hinaus jedoch soll das Optikdesign an sehr schnellen Teleskopen noch besser funktionieren, als ein Nagler Typ 2 [1]. Wie beim Nagler Typ 2 kommen 8 Linsen in 5 Gruppen zum Einsatz. Die Schnittzeichnungen der Okulare zeigen aber, dass Form und Anordnungen der Linsen deutlich verschieden vom Nagler Typ 2 sind. Das scheinbare Gesichtsfeld der UWA Serie 4000 beträgt 84° und ist damit nominell etwas größer, als die 82° der Nagler.

Rein äußerlich ist das 14mm UWA Serie 4000 ein recht großes Okular, satte 140mm hoch bei umgeklappter Augenmuschel und 63mm im Durchmesser. Übrigens gibt es eine ältere Version ohne Gummiaugenmuschel, die sich in den Abmessungen daher leicht unterscheiden dürfte. Mit 675 Gramm ist das Gewicht dann auch erwartungsgemäß. Obwohl das Okular ein 1,25” Okular ist, hat es zusätzlich eine 2” Steckhülse, praktisch nur, um an entsprechenden Teleskopen einen Reduzierring zu sparen. Die beiden Steckhülsen sind leicht versetzt zueinander und in der 2” Hülse ist neben einer Aussparung für die Klemmschraube einer 1,25” Fassung zusätzlich eine Bohrung mit Gewinde, um mit einer weiteren Schraube von außen klemmen zu können. In der Praxis sollte man bei der Verwendung der 2” Steckhülse darauf achten, dass der 1,25” Teil nicht unterhalb des 2” Anschlages auf eine Korrektorlinse oder einen Zenitspiegel aufsetzt und Kratzer verursacht. Dieser Teil ragt nämlich tief ins Teleskop oder in den Zenitspiegel hinein. Im Zweifelsfall sollte man das Okular lieber in der 1,25” Fassung verwenden. Optisch hat das keine Nachteile außer einer anderen Fokallage. In der Praxis gab es mit dieser Doppelsteckhülse an meinen Geräten keine Probleme. Selbst wenn die 1,25” Fassung nicht zwischen 2” und 1,25” Hülse hineinrutscht, wird das Okular sicher geklemmt. Apropros sicher: Das UWA hat keine Sicherungsnut gegen unbeabsichtigtes herausrutschen. Bei einem so schweren Okular finde ich das bedenklich, während allerdings Sternfreunde, die ausschließlich Klemmringe verwenden, für gewöhnlich über jegliche Form der Sicherungsnut fluchen. Gummiaugenmuschel und Gummiarmierung für sicheren Griff runden die Äußerlichkeiten ab. Besonders zu erwähnen ist das Drehpack, in dem die Okulare der Serie 4000 geliefert wurden. Heute kaufen viele Sternfreunde diese Drehpacks nach, während die Meade Okulare der Serie 5000 wieder ohne eine praxisgerechte Hülle geliefert werden.

Die Verarbeitung des Okulars ist gut. Der äußere Bereich des Filtergewindes ist ungeschwärzt und auch der Rest des Filtergewindes scheint etwas halbherzig mit schwarzem Mattlack behandelt. Der Haltering der ersten Linse hingegen ist ordentlich geschwärzt. Die Linsenkanten der Linsen in der Steckhülse sind offenbar ebenfalls geschwärzt, die Schwärzung ist aber nicht sehr satt. Der Mattlack scheint nicht so satt schwarz, wie von anderen Okularen gewohnt, das mag aber auch am Alter meines Exemplars liegen. Das Okular ist beschriftet mit “Multi-Coated”, es hat also eine Mehrschichtvergütung. Meade gibt auf der US-Webpräsenz an, dass eine Vergütung mit sieben Schichten zum Einsatz kommt. Auf dem Okular selbst, wie auch auf den Internetseiten fehlt aber ein Hinweis darauf, ob auch wirklich alle Glas/Luftflächen eine solche Vergütung tragen. Die Reflexe jedenfalls sind für heutige Okulare eher ungewöhnlich gefärbt. Sichtbar sind vier violette, zwei satt blaue und ein grüner Reflex, dazu noch die blass grauen Reflexe der Kittflächen, bei denen eine Vergütung natürlich keinen Sinn macht und unnötig ist. Die beiden blauen Reflexe erinnern sehr stark an einfache MgF2-Vergütungen, was vielleicht der Grund dafür ist, dass sich das Okular nicht “Fully Multi Coated” nennt. Von der Augenlinse her betrachtet wirken die Reflexe bei Tageslicht jedenfalls vergleichsweise hell.

Zur Beobachtung kam das Okular zunächst am R200SS mit 8” f/4 zum Einsatz. Sowohl mit wie auch ohne Komakorrektor lieferte es dabei eine überzeugende Abbildung über das ganze Feld. Sterne sind bis zum Rand scharf, wobei die Sternabbildung sich am Rand ein wenig vergrößert. Noch besser wurde die Feldabbildung im 300/1200 Newton. An den schnellen f/4-Optiken ist das eine sehr gute Leistung. Der Randbereich des Bildes war leicht aufgehellt, und im Direktvergleich zum LVW 13 fiel beim UWA eine etwas schlechtere Transmission auf, nicht drastisch, aber doch zu bemerken. Auf der Suche nach eventuellen Reflexen und Streulicht musste der Mond herhalten. Hier machte das Okular eine gute Figur, allerdings zeigte sich etwas, das beim Gebrauchtkauf von Belang ist: Die Feldlinse, die im Innern des Okulars dicht an der Feldblende liegt, hat eine Fläche an der Bildebene im Innern des Okulars, so dass Schmutz auf dieser Fläche im Bild deutlich sichtbar wird. Und diese Fläche ist gut zugänglich, indem die Steckhülse vom Rest des Okulars abgeschraubt wird. Zwar ist sie dadurch auch (mit der gebotenen Vorsicht) gut zu reinigen, aber genau das gilt es ja zu vermeiden, zumal es völlig unnötig ist, das Okular auseinanderzuschrauben. Falls man aber an das Exemplar eines “Spielkindes” gerät, kann man auf dieser Fläche eben Staub vorfinden, der eventuell im Bild stört.
Mit ausgeklappter Gummiaugenmuschel ist der Augenabstand etwas zu groß, man klappt sie wohl besser um. Da die Augenlinse etwas versenkt liegt, kommt man normalerweise trotzdem nicht mit den Wimpern an die Linse. Um das Gesichtsfeld mit Brille voll zu überblicken, muss ich meine Brille schon recht stark aufdrücken. Eine offizielle Angabe zum Augenabstand konnte ich bei Meade nicht finden. Schließlich ergab eine Sterndurchlaufmessung einen Feldblendendurchmesser von 19mm. Das entspräche einem unverzeichneten Gesichtsfeld von ca. 68°, was bei Weitwinkelokularen um 80° ein durchaus normaler Wert ist.
Weitere Beobachtungen fanden mit einem William Optics Megrez 110  (f/5,95 ED Doublet Apo) statt. Hier zeigte das Okular Sternabbildungen, bei denen ein Nachlassen am Bildrand kaum festzustellen war. Die Sternabbildung war also über das gesamte Gesichtsfeld perfekt.

Das Meade 14mm UWA Serie 4000 präsentierte sich als ein Spitzenokular in betagtem Alter. Einzig negativ fielen die leichte Randaufhellung und die etwas schlechtere Transmission gegenüber dem LVW 13 auf, während die Sternabbildung an schnellen Teleskopen wirklich hervorragend ist. Obwohl die neuen UWA Okulare der Serie 5000 die gleichen Brennweiten haben, sind sie doch nicht mit den alten UWAs der Serie 4000 zu verwechseln! Insbesondere das 14mm UWA Serie 5000 fiel mir nicht nur in schnellen Optiken mit einer schlechten Randabbildung auf. An meinen f/4-Optiken konnte der “Nachfolger” kaum 50° des scheinbaren Gesichtsfeld mit sauberen Sternabbildungen abliefern, und behielt auch am 8” SC noch einen gut sichtbaren Teil Randunschärfe.
Zumindest was die Brennweite 14mm angeht, ist der Ersatz der Serie 4000 “Made in Japan” durch das neue Design Serie 5000 “Made in China” eher nicht zu begrüßen, insbesondere wenn man ein schnelles Teleskop sein eigen nennt. Gerade das ist aber mit der Verbreitung größerer Dobsons und schneller (Apo-) Refraktoren heute bei vielen Sternfreunden der Fall. Hätte Meade dem alten Optikdesign einfach ein Facelifting durch Anwendung moderner Vergütungen verpasst, so wäre das Manko “Transmission” wohl mindestens gemildert worden. Vielleicht aber hätte durch weniger Streulicht auch die Randaufhellung unsichtbar gemacht werden können, so dass das Okular zur absoluten Spitzenklasse unter den Weitwinkeln für schnelle Teleskope gehört hätte. Gerade bei den zehn Glas/Luftflächen im Okular ist dieser Punkt wichtig. Bei den Nachfolgern der Serie 5000 scheinen für Meade aber andere Gesichtspunkte im Vordergrund gestanden zu haben, so dass das 14mm UWA Serie 4000 eher ein Insider-Tipp bleiben wird, genauso wie seine Kameraden mit 6,7mm und 8,8mm Brennweite. Nur beim 4,7mm UWA Serie 4000 scheiden sich bekanntlich die Geister ob des arg knappen Augenabstands.

[1] “Evolution of the Astronomical Eyepiece” und “Tree Diagram”, C.J.R. Lord B.Ed.,F.R.A.S. Brayebrook Obersvatory, März 1996

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