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Mondfinsternis 2018

Beobachtung auf der Halde Hoheward (Herten)

Die auf lange Zeit längste (aber nicht einzige) Mondfinsternis des 21. Jahrhunders, am 27.7.2018, hatte in der Presse recht lebhafte Resonanz erfahren. Aber nicht nur die günstige Beobachtungszeit, sondern auch das heiße Sommerwetter ließ die Halde Hoheward mit ihrer stets kühlen Brise zu einem lohnenswerten Ausflugsziel werden. Das dachten sich wohl mehr Leute, als sich irgendwer gedacht hat. Glücklicherweise war das Trüppchen der Sternwarte Recklinghausen, Mitarbeiter und Fördervereins-Mitglieder, früh genug zum Aufbau vor das Horizont-Observatorium gefahren. Neben einem kleinen Vortragsprogramm sollten den Besuchern auch Blicke durch unsere Teleskope geboten werden.

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Viele Menschen wollten das Ereignis von der Halde Hoheward aus 152m Meereshöhe beobachten.

Um die Zeit bis zum Sonnenuntergang zu überbrücken, konnten frühe Besucher dank des mitgebrachten Sonnenfilters gefahrlos einen Blick auf die Sonne werfen. Das kleine Maksutov-Cassegrain mit 90mm Öffnung und 1250mm Brennweite zeigte mit 31-facher Vergrößerung eine reinweiße Sonnenscheibe - wir sind nahe des Fleckenminimums und so waren an diesem Abend keine zu sehen. Die Ebene des Horizont-Observatoriums füllte sich derweil zusehends mit Menschen und auch gegenüber an der astronomischen Sonnenuhr wurde es immer voller.

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Kurz vor Sonnenuntergang füllte sich die Ebene mit mehr und mehr Menschen.

Zu Beginn der Totalität gegen 21:30 Sommerzeit sollte der Mond gerade eben (21:25) aufgegangen sein, doch die Sonne stand zu diesem Zeitpunkt gerade ein halbes Grad, etwa soviel wie ihr eigener Durchmesser, unter dem Horizont. Es war schwer einzuschätzen, ob der Mond in den fünf Minuten zwischen Aufgang und Verfinsterung noch ein beleuchtetes Hörnchen würde sichtbar werden lassen. Durch den an diesem Tag deutlichen Dunstkreis am Horizont wurde diese frühe Sichtung aber verhindert. Und so entzog sich der Mond den Blicken. Die Bürgerliche Dämmerung endete auf Hoheward gegen 22:09 MESZ, markiert durch den Moment, an dem die Sonne 6° unter dem Horizont steht. Die Zeit bis dahin galt es zu überbrücken. Das mobile Teleskop der Sternwarte konnte dank Computersteuerung Venus direkt anfahren. Ich musste sie erst direkt nach Sonnenuntergang mit einem kleinen Fernglas aufsuchen. Hat man sie so erst einmal ausgemacht, findet man den hellen Punkt auch mit bloßem Auge und so ließ sich der kleine Mak mit seiner Tisch-Dobson-Montierung dort hin schwenken.

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Das “Besucherteleskop” im Vordergrund war ein kinderleicht bedienbar montierter 90/1250 Mak,
der zunächst mit 31-facher und dann 62-facher Vergrößerung Blicke auf Mond und Planeten erlaubte.

Damit begann der Besucher-Ansturm auf unsere Teleskope. Viele Besucher bestaunten die etwa zur hälfte beleuchtete Venus und ließen sich die Beleuchtungssituation aufgrund des Sonnenstandes und der Bahnposition erklären - und man erfuhr, dass die Beleuchtungssituation im Teleskop durch die Bildumkehr gespiegelt erscheint. Bald setzte sich Venus dann unübersehbar hell gegen die zunehmende Dämmerung durch. Musste man zunächst noch ihre Position anhand von Gelsenarena und einem daneben sichtbaren Schornstein mit grüner Leuchtschrift erklären, fand sie eine Viertelstunde später jeder. Zu dieser Zeit konnte sich auch der Riesenplanet Jupiter im Südwesten gegen die Dämmerung durchsetzen. Hier ließen sich die Haupt-Wolkenbänder und die Position der gallileischen Monde erkennen. Callisto erwies sich als Augenprüfer, schwächer und dichter am Planeten stehend, war er nicht für jeden Besucher auszumachen.

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Volksfest auf Hoheward - unglaublich viele Menschen wollten das Ereignis beobachten.

DIe Halde hatte sich derweil unglaublich mit Menschen gefüllt. An allen Teleskopen  ging es sehr eng zu. Es wurde viel gefragt, geschaut, gesucht - und genau deshalb waren wir ja her gekommen. Die Zeit verging wie im Fluge und auch wenn man keine Zeit hatte, zum mitgebrachten Mineralwasser zu greifen, war die Sache doch ein großer Spaß.

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Die umlagerten Teleskope, rechts das C11 von Karsten, links mein fotografisches Gerät und das “Besucherteleskop” im Getümmel verdeckt.

Meinen 127/952 Apo hatte ich für die fotografische Verwendung vorgesehen. Noch bei Tageslicht hatte ich die Montierung mit einem Nordpunkt am Horizont halbwegs ausgerichtet. Kurz vor Sonnenuntergang hatte ich den Refraktor mit aufgeschraubtem Deckel auf die Sonne gerichtet. Bei Sonnenuntergang hatte ich dann einen 180° Schwenk mit Hilfe der Teilkreise gemacht, so dass die Optik auf den Sonnen-Gegenpunkt, also die Mitte des Erdschattens ausgerichtet war. In dieser Gegend musste sich also auch der verfinsterte Mond zeigen, wenn er sich durch die Dämmerung durchsetzte. Mit dieser Hilfe war ich wohl der erste auf diesem Teil der Halde, der den Mond gegen vermutlich 22 Uhr und 13 Minuten als blasses Schemen in den oberen Bereichen des Dunstkreises am noch dämmrigen Himmel erkennen konnte. Das Wort machte natürlich sofort die Runde und es wurde geschaut und gespäht. Wer es mit bloßem Auge nicht schaffte, schaute aber auf das Lifebild meiner Kamera, auf dem der Mond dann von Minute zu Minute deutlicher wurde.

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Mein erstes Bild des verfinsterten Mondes in der noch starken Dämmerung gegen 22:17h MESZ.
(Nikon D5200 am Meade 127/952 FCD-1 Triplett)

Der Mond zeigte sich trotz der Dämmerung bereits mit dem typischen Kupferrot einer totalen Mondfinsternis. Bis zur Mitte der Finsternis gegen 22:22 Uhr MESZ waren es ja nur noch wenige Minuten. Derweil konnte sich auch der Ringplanet Saturn gegen die Dämmerung durchsetzen. Damit das Besucherteleskop dorthin geschwenkt werden konnte, musste man erst freundlich eine Gasse in der Besuchermenge schaffen.

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Kurz vor der ersten Sichtung des Verfinsterten Mondes.

Bald nach der Sichtung des verfinsterten Mondes konnte auch Mars gesichtet werden. Auch wenn er offiziell gegen 22:18 aufging, dauerte es doch noch einige Minuten, bis er sich im dichten Horizontdunst erkennen ließ. Der immer dunkler werdende Himmel zeigte den nun - nach Mitte der Finsternis - immer heller werdenden Mond immer prominenter. Ich denke, dass vom Display meiner Kamera mehr Handyfotos abfotografiert und in alle Welt geteilt wurden, als an eigenen Aufnahmen entstehen konnte.

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Zunehmende Dämmerung gegen 22:38h MESZ.
Die Mitte der Finsternis liegt hinter uns, zu erkennen am links heller werdenden Licht.

Während der Mondfinsternis erfolgten auch zwei ISS-Überflüge, einer davon mit 8 Minuten Dauer sehr lang und fast durch den Zenit. Kurz vor 23 Uhr war der Himmel dann beinah schwarz und die Resthelligkeit war mehr vom Störlicht des Ruhrgebiets bestimmt. Die Sonne war etwas mehr als 11° unter dem Horizont, also kurz vor erreichen der nautischen Dämmerung (12°).

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Gegen 22:58 MESZ erschien ein kleiner Stern (9,75m) oben links am Mondrand. (Klicken zum Vergrößern.)

Das Spektakel Mondfinsternis neigte sich damit seinem Ende zu. Der Mond wurde links zusehends heller. Der Randbereich des Kernschattens ist bei weitem nicht so dunkel, wie die gegen Mitte der Finsternis passierte zentrale Zone. Gegen Ende der Totalität zeigte sich dann die nahende Schattengrenze deutlich aufgehellt.

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Gegen 23:13 MESZ kurz vor dem sogenannten 5. Kontakt, dem Austritt aus dem Kernschatten.

Dann erfolgte der Austritt aus dem Kernschatten. Ein Hörnchen hell beleuchteter Mondoberfläche gewann zusehends an Fläche. Eine Weile lang ließ sich noch der schöne Rot-Ton der Mondfinsternis erkennen, bevor das durch die Halbschattenzone etwas abgemilderte Mondlicht in einem sanften Gelbweiss dominierte.

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Einige Minuten lang ließ sich noch das Rot des Kernschattens erkennen (23:17MESZ).

Schließlich war der Mond fast zur Hälfte wieder im Licht. Aufmerksame Beobachter konnten erkennen, dass die Krümmung der Schattengrenze einen etwas anderen Eindruck machte, als die senkrecht verlaufende Schattengrenze, wenn der zu- oder abnehmende “Halbmond” im ersten oder letzten Viertel steht. Die Blicke durch das Besucherteleskop auf den Mond waren vielleicht eher etwas enttäuschend. Während der “Halbmond” durch den Schattenwurf der Gebirge sehr plastisch wahrzunehmen ist, lag an diesem Abend ja immer noch der Lichteinfall bei Vollmond vor: Senkrecht von Oben beleuchtete Berge werfen praktisch keinen Schatten, so dass man lediglich Strukturen wie die Mond-Mare durch deren unterschiedliche Grau-Schattierung erkennen konnte. Einige Wölkchen zogen hin und wieder vor den Mond. Sie hatten uns während der gesamten Totalität unbehelligt gelassen.

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Dass der beleuchtete Teil des Mondes noch in der Halbschattenzone und daher nicht so grell wie gewohnt ist,
fällt nur auf, wenn man öfter mal nach dem Mond schaut (23:35 MESZ).

Zu dieser wurde die Kamera abmontiert und ich schwenkte das größere Teleskop noch auf den im Untergang befindlichen Jupiter, den Saturn, den wieder beleuchteten Mond und auch auf Mars, dessen Farbeindruck im Teleskop manchen Besuchern nicht rot genug war. Details auf Mars waren kaum zu erkennen, nur als geübter Beobachter nahm man schwach die Polkappe als helles Schemen war, dazu ein paar nicht recht erfassbare Dunkelstrukturen. Nach und nach verlief sich die Menge. Bei der Abfahrt von den Parkplätzen muss es sich gegen Mitternacht regelrecht gestaut haben. Mit den letzten verbliebenen Besuchern machten wir noch die beschriebenen Beobachtungen und ich konnte mich im Mondlicht vor der Ruhrgebietskulisse abbilden lassen. Wer im Bild genau hinsieht, stellt fest, dass die zu Strichspuren gewordenen Sterne sich somit schneller bewegen, als ich...

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Eine Langzeitbelichtung in Ruhe, nachdem das Volksfest sich verlaufen hatte...

Nun musste die ganze Ausrüstung nur noch abgebaut werden... nur noch! Es war schließlich zwanzig nach zwei, als sich unsere Gruppe am Parkplatz gute Nacht sagte. Das in Deutschland sonst so unsichere Wetter hatte es doch tatsächlich zugelassen, alle interessanten Objekte des Abends erfolgreich zu beobachten.

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