Far Out - meine Astronomie-Homepage

Hinweise zum Datenschutz

Optikpflege

Es ist sicherlich nicht die erste Frage, aber sie kommt bestimmt: Was ist zu tun, wenn die Optik verschmutzt ist, wie pflegt man eine Optik richtig?
Zuvor sollte man mit jeder Optik sorgsam umgehen. Sie sollte stehts trocken gelagert werden, zumindest vor Tau geschützt und mit Abdeckkappen verschlossen. Befindet sich nach der Beobachtung Tau auf der Optik, sollte diese erst auslüften bevor sie verschlossen wird.
Man hört ab und an, daß man Teleskope nicht waagerecht lagern sollte, da Glas eine erstarrte Flüssigkeit ist und der Spiegel oder die Linse über die Jahre verformt würde. Gern begründet man das, weil die Mosaikscheibchen Jahrhunderte alter Kirchenfenster unten dicker seien, als oben. Nun, als Gegenbeispiel können einige über hundert Jahre alte Spiegel und Linsenteleskope (Großteleskope) dienen, die auch heute noch im wissenschaftlichen Einsatz sind. Die Kirchenfenster zeigen dieses Phänomen wohl nur, weil die Glaser die Einzelstücke auf der zufällig breiteren Kante leichter aufstellen konnten...
So ist es also gut, ein Teleskop liegend zu Lagern, da sich sonst der Staub viel leichter auf Linse oder Spiegel niederlassen kann.

Wann muß eine Optik gereinigt werden?

Klare Antwort: So wenig wie möglich! Jede Reinigung bringt die Optik in Gefahr! Unzählige Kratzer stören das Bild mehr, als einzelne Staubkörner. Die Staubkörner an sich bedecken ja nur wenig Fläche, selbst wenn es “unzählige” zu sein scheinen.
Wirklich entfernt werden müssen allerdings Verschmutzungen, die gefährlich für die Optik sind. Das Fett von Fingerabdrücken kann zum Beispiel die Vergütung angreifen.
Es ist somit wohl klar, daß man eine Optik vor Fingerabdrücken und anderen durch Ungeschick verursachten Verschmutzungen schützen muß. Auch Nächte mit starkem Pollenflug sind zu meiden. Kündigt schon länger ein grüner Pollen-Teppich auf abgestellten Autos vom starken Pollenflug im Frühjahr, so bleibt das Teleskop an solchen Abenden besser im Schrank!

Schutzmaßnahmen
Wer dennoch beobachten will, sollte sich über Produkte wie den Baader Turbofilm informieren. Es handelt sich um eine leider nicht besonders preiswerte Schutzfolie, die während der Beobachtung vor der Teleskopöffnung befestigt wird. Diese Folie lässt sich jedenfalls wesentlich sorgloser reinigen, als die eigentliche Optik und sie soll das Bild kaum beeinträchtigen.
Ein ähnlich gutes Hilfsmittel für Foto-Objektive ist ein Klarglas- oder auch ein Skylight-Filter. Viele Fotografen schützen damit ihre Ausrüstung und nehmen den Filter praktisch niemals ab.
Okulare und praktisch alle Optiken lasse ich niemals ohne Schutzkappen liegen. Ich verwende für die Okulare auch während der Beobachtung Drehpacks. Sobald ich ein Okular wechsle, wird das vorherige wieder in seinem Drehpack eingeschraubt. Ein Greuel sind mir Sternfreunde, die als ihr erstes Hobby “Schutzkappen verklüngeln” nennen könnten... Übrigens: Sitzt eine Schutzkappe mal zu locker, macht ein eingeklebter Tesafilmstreifen sie wieder sicher.


Drehpacks sind eine gute Aufbewahrungsmöglichkeit für Okulare

Womit und wie sollte gereinigt werden?

Lesenswert ist der Artikel “Schonende Reinigung optischer Oberflächen” von André Walczak.



Achtung: Linsen- und Spiegeloberflächen sind sehr empfindlich. Meine Ratschläge beruhen auf allgemeinen Erfahrungen vieler Sternfreunde. Trotzdem: Jede Reinigung erfolgt auf eigene Gefahr. Wer sein Teleskop oder Okular oder sonstiges Zubehör auseinandernimmt, tut dies ebenfalls auf eigene Gefahr. Viele Teleskopsysteme sind in ihren optischen Elementen ganz genau justiert und vom Anfänger nicht wieder zusammenzusetzen.

Linsen
Sowohl für Linsen, als auch für Spiegel kommt es darauf an, die optische Fläche vor Kratzern zu bewahren. Tücher sind hier keine Ideallösungen, denn auch scheinbar weiche Fasern können recht scharfkantige Enden haben, die Kratzer verursachen. Ausserdem können Tücher unbemerkt harte Staubkörner enthalten, die dann auf der Optik schmirgeln. Allenfalls würde ich noch zu nagelneu verschweisten Aktivfaser-Brillenputztüchern nicken. Gute Erfahrungen habe ich auch mit dem Hama Lenspen gemacht, der allerdings nicht für Spiegel verwendet werden darf.
Ungereinigte Druckluft darf auf keinen Fall verwendet werden! Wie ein Sandstrahl schmirgeln die enthaltenen Staubkörner die Optik kaputt!
Zunächst ist es wichtig, Staubkörner von der Linse zu entfernen und zwar am besten mit einem Blasepinsel. Druckluft in Dosen ist prinzipiell auch in Ordnung, doch wer zu lange am Stück sprüht, dem kann durch die entstehende Kälte flüssiges Treibmittel auf die Linse spritzen. Der Kälteschock kann dann die Linse ruinieren. Ein Blasepinsel ist wohl die bessere Wahl. Allerdings habe ich auch schon erlebt, wie Optikpinsel feine Kratzer auf einem Teleskopspiegel hinterliessen.
Eine Linse wie ein Spiegel sollten normalerweise nur durch Staub verschmutzt sein. Allerdings kann Tau unangenehme Ränder hinterlassen - eher ein Problem für Linsen. Hier sollte dann das Tuch oder der Lenspen zum Einsatz kommen. Vorsichtiges Hauchen kann auch von Nutzen sein. Immer sollte möglichst ohne Druck gereinigt werden. Hat man Staubkörner vergessen, so kann man sich dabei leicht durch diese Staubkörner Kratzer einfangen. Sorgfalt ist geboten.
Noch besser wäre es, die Linse, wie unten für Spiegel beschrieben, zu baden. Da aber die meisten Linsen Doppellinsen sind, die man als Laie nicht auseinander nehmen darf, da sie optisch aufeinander justiert sind, fällt dies aus, da das Wasser zwischen die Linsen liefe...
Eine gute Möglichkeit ist, ein frisches, unbeschmutztes Microfasertuch mit hochreinem Isopropanol (Apotheke) zu befeuchten, und dem Fettschmutz damit vorsichtig, ohne Druck zu Leibe zu gehen.

Spiegel
Die beste Methode zur Spiegelreinigung ist wohl, den Spiegel auszubauen und in einem lauwarmen Wasserbad aus destilliertem Wasser (besser wirklich destiliertes Wasser, nicht demineralisiertes) zu Reinigen. Man kann auch einen milden Seifenzusatz nutzen, muß dann aber wiederum mit destiliertem Wasser nachspülen. Leitungswasser würde beim Trocknen der letzten feinen Tropfen sehr harte Kalkspuren hinterlassen, und auch demineralisiertes Wasser enthält noch Restsalze, die sich auf dem Spiegel festsetzen würden.
Zunächst wird der Spiegel also in diesem Bad vorsichtig geschwenkt, so daß die Wasserströmung die Schmutzpartikel und andere Rückstände entfernt.
Gegen manche Verschmutzungen hilft Wasser nicht. Hier wird ein Bad in hochreinem Isopropanol (nur aus der Apotheke) empfohlen.
Zum Schluß kann das Isopropanol wieder mit destilliertem Wasser abgespült werden.
Wird der Spiegel schließlich aus dem Bad entnommen sollte er zügig abtropfen und die letzten Tropfen sollten nicht wegtrocknen, sondern vorsichtig mit einem Tuch weggesaugt werden, nicht gerieben und auch kaum getupft.
Nochmal: auf eigene Gefahr!!! Gerade jetzt ist mir ein Bericht bekannt geworden, nach dem sich die Verspiegelung mit Isopropanol ablöste, offenbar weil die Quarz-Schutzschicht fehlte. Das ist eigentlich nicht normal, aber wie man sieht: Es passiert!

Wichtig bei Linse und Spiegel: Nicht verzweifelt am letzten Schmutzfleck herumreiben. Der wird das Bild nicht merklich beeinträchtigen. Aber eine zu 10% verkratzte Linse sehr wohl.

Okulare
Besonders die Augenlinse eines Okulars wird immer wieder von den Wimpern angefettet oder durch Hautreste beschmutzt. Hier funktioniert wieder das mit reinstem Isopropanol befeuchtete, ganz saubere Microfasertuch oder auch der Lenspen. Zuvor muß aber aller Staub weggepinselt sein. Vorsicht! Nicht zu feucht wischen, wenn Isopropanol ins Okular hineinläuft und zwischen die Linsen kriecht, dann ist das Okular wohl ruiniert. Das Tuch sollte also nur feucht sein, nicht tröpfeln.
Auch hier wieder: kein Druck, nur sanft wischen.

Filter
während für normale “Farbfilter” aus gefärbtem Glas gleiches zur Reinigung gilt, wie für Linsen, darf ein Interferenzfilter (OIII, DeepSky, UHC, Minus Violet,etc...) nicht aufs geratewohl gereinigt werden.
Einige Produkte sind sehr robust und mit einer Hartvergütung vor Kratzern geschützt, andere dürfen nicht mit Wasser gereinigt werden, sondern nur mit hochreinem Methanol. Wieder andere Filter würden von Methanol regelrecht aufgelöst.
Interferenzfilter sollten also nur nach Anleitung des Herstellers gereinigt werden! Am besten erfragt man gleich beim Kauf, welche Prozedur erforderlich ist.
Sonnenfilter
Sollten ebenfalls nur sehr vorsichtig gereinigt werden, da auch hier die Bedampfung abgerieben oder aufgelöst werden kann. Da man es auch nicht oft genug sagen kann: Sonnenfilter, die ins Okular geschraubt werden, sind untauglich! Warum steht hier!

Biologisches: Fungus, Pilz und Pollen
Wer alte Optiken schätzt, wird dieses Problem fürchten. Alte Optiken leiden manchmal unter Pilzbefall, oft von Innen oder sogar zwischen Linsenpaaren. Ist der Befall fortgeschritten, ist dies das Todesurteil für die Optik. Der Pilz ätzt die Glasoberfläche an und macht sie matt, so daß die Linse selbst nach abwischen des Pilzbefalls beschädigt ist.
Es ist nicht so ganz klar, was Pilzbefall fördert, aber im Allgemeinen gelten feuchte Lagerung und Lederköcher durch unbemerkte Schimmelnester als Ursache. Sicher können auch Verschmutzungen wie alter Pollen oder andere “Schimmelnährstoffe” denn Befall fördern.
Leider habe ich keine Bilder hierzu. Grob gesagt tritt dieser Pilz wie ein spinnennetzähnlicher Fadenüberzug auf den Linsen auf, und bildet dazwischen dichtere Knötchen, von denen neue Fäden auswachsen.

Zurück zur Einsteiger-Ecke