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OSD - Observer Seeing Drainmask
von Matthias Müller und Sven Wienstein

Wir haben dies vor einigen Jahren als Aprilscherz mit Hintergrund, also durchaus als Anregung zum Nachdenken über Beobachterseeing eingebracht.

Während der ambitionierte Planetenbeobachter respektablen Aufwand betreibt, um Beobachtungsort und Teleskop für diese höchst anforderungsreiche Disziplin zu optimieren, wird bis heute in trauter Regelmäßigkeit ein wichtiger Störfaktor übersehen: Das Beobachter-Seeing.
Die eigene Atemluft des Beobachters umgibt diesen wie eine Glocke aus warmer und feuchter Luft. Besonders Newton-Besitzer kennen wegen ihrer öffnungsnahen Kopfposition dieses Problem und versuchen, es mit geübten Atemtechniken zu dämpfen.  Ein weiteres Problem bei der Beobachtung, besonders wenn ein Beobachtungstuch eingesetzt wird, ist das Beschlagen der Okulare durch die feuchte Atemluft.
Der Gedanke liegt nahe, die ausgeatmete Luft einfach abzuleiten und sie in sicherer Entfernung vom Teleskop freizusetzen. Nachdem dieser Gedanke schon mehrfach in Diskussionen über das Beobachter-Seeing auftauchte, ließ eine adäquate Lösung jedoch auf sich warten.
Der naive Ansatz, einfach durch einen Schlauch zu atmen, birgt die Gefahr der Rückatmung, wobei man unwillkürlich die im Schlauch enthaltene Luft hin und her bewegt und so unerwünschtes Kohlendioxid wieder einatmet und die bereits verbrauchte Luft immer weiter mit Kohlendioxid anreichert. Dies führt nach kurzer Zeit zu akuter Atemnot und im Extremfall zu Kohlendioxidnarkose und Sauerstoffmangel.
Dies führte uns zu diversen Überlegungen, wie sich die Rückatmung mit Hilfe eines möglichst einfachen Ventilsystem wirkungsvoll verhindern ließe. Diverse Ansätze mussten wir verwerfen. Besonders schwierig wurde es, adäquat schließende Rückschlagventile zu schaffen, die den Atemstrom nicht zu stark behinderten. Selbst ein vielversprechender Ansatz, der sich an der natürlichen Form einer Herzklappe orientierte, konnte das Problem nicht lösen.
Die Lösung, die letztlich zum Erfolg führte, fand sich beim Tauchsport in Form von Kugelventilen, die das Einsaugen von Wasser beim Schnorcheltauchen verhindern. Da man bei der Beobachtung auch schlecht ein Schlauchende mit den Zähnen kauen möchte, war noch eine Atemmaske erforderlich, so dass die Atmung bequem durch Mund und Nase erfolgen kann.

Die Atemmaske war schnell gefunden, hier tut eine Standard-Atemmaske Dienst, wie sie zum Beispiel für Inhalatoren erhältlich ist. Herzstück der Ventile ist ein Tischtennisball. Dieser sitzt in einer Plastikdose mit etwas größerem Innendurchmesser und trichterförmigem Boden. Die Spitze des Trichters wurde abgetrennt, so dass hier der Luftstrom passieren kann. Das Ventil öffnet, wenn Luft durch die untere Trichteröffnung eintritt und den Tischtennisball anhebt, der dann im Luftstrom schwebt. Kehrt sich der Luftstrom um, so wird der Ball nach unten gezogen und presst sich gegen die Trichterform des Bodens, so dass das Ventil schließt.
Um nun den Einatemweg sicher vom Ausatemweg zu trennen, müssen zwei Ventile verwendet werden, die jeweils in entgegengesetzter Richtung schließen. Beide Ventile münden in ein Y-Stück, das möglichst nah an der Atemmaske sitzt.
Das Ausatemventil ist mit dem Abluftschlauch verbunden, während das Einatemventil direkt Frischluft einsaugt.
Das Ergebnis ist der abgebildete Prototyp der OSD, wie im Bild erkennbar. In der Praxis erwies sich die Entwicklung als angenehm und leicht zu tragen. Man kann gut durch Mund oder Nase atmen und es ist sogar möglich, mit aufgesetzter Maske zu sprechen. Der Abluftschlauch kann über die Schulter gelegt werden, damit sein Gewicht nicht störend an der Maske zieht. Diese wird durch ein Gummiband am Hinterkopf befestigt, so dass beide Hände frei bleiben. Beobachterseeing und Okularbeschlag durch Atemluft wird so wirkungsvoll verhindert.
Für einen eventuellen Nachbau ist nur wenig zu beachten. Zum Beispiel der Schlauchdurchmesser, der mindestens 17mm betragen sollte. Die Ventile sollten sicher funktionieren, und natürlich erfolgt jeder Nachbau auf eigenes Risiko.

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