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Das Seben Zoom 8-24mm

Bereits 2004 machte dieses Okular von sich reden, als bekannt wurde, daß für einen erstaunlich günstigen Preis ein gutes Zoom Okular zu haben ist. Einziges Manko schien noch das fehlende Filtergewinde und ein leichter Gelbstich zu sein. Inzwischen fiel auch mir ein Seben Zoom zum Testen in die Hände, allerdings inzwischen eine neuere Version mit Filtergewinde.
Das Seben Zoom wird in einer etwas ungewöhnlichen Kunststoffdose geliefert, deren Schraubdeckel die Beschriftung "MZT8-24" trägt. Das Okular steck kopfüber in diesem Becher und trägt nur auf der 1,24" Steckhülse eine Schutzkappe. Schade, daß für die Augenlinse eine solche Kappe fehlt. Der "Becher" ist zwar zur Aufbewahrung des Okulares recht gut geeignet, aber bei der Beobachtung etwas unpraktisch, da der Gewindedeckel etwas schwieriger zu handhaben ist, als Beispielsweise ein Drehpack. Der Becher nimmt ausserdem unnötig viel platz ein, denn er ist deutlich grösser als nötig. Das Okular wird aber durch eine Art Fassung im Deckel klapperfrei gehalten. Auch nach einigen Tagen Gebrauch strömte mir beim Öffnen des Bechers ein übler Gummigeruch entgegen. Der Becher konserviert wohl sehr gut die Ausdünstungen der Gummiaugenmuschel - womit wir bei den Äusserlichkeiten des Okulares angekommen wären.
Das Seben Zoom ist äusserlich sehr gut verarbeitet. Eine breite und griffige Gummiarmierung sorgt für angenehmen Umgang. Die Gummi-Augenmuschel ist aus etwas festerem Gummi, lässt sich aber gut umklappen. Gezoomt wird durch verdrehen der Gummiarmierung, wobei die Augenlinse und die Augenmuschel sich nicht mitdrehen und das Okular nicht größer wird. Für die Brennweite sind die Eckwerte 24mm, 18mm, 12mm und 8mm aufgedruckt. Zwischen 18 und 24mm ändert sich der Zoomfaktor auf einem recht kurzen Weg, während man zwischen 12mm und 8mm einen recht langen Verstellweg hat. Der Zoom-Mechanismus arbeitet feinfühlig, man bemerkt aber etwas Spiel und bei aufrecht stehendem Okular geht das heranzoomen deutlich schwerer als das herauszoomen. Das liegt offensichtlich am Gewicht der innen bewegten Linsen, denn stellt man das Okular auf den Kopf kehrt sich das ganze um. Von allein verstellt sich der Mechanismus übrigens nicht, auch wenn man das Okular etwas schüttelt.

Die Linsen des Okulares tragen eine grüne Multivergütung, allerdings zeigen sich bei genauer Betrachtung auch einige farblose Reflexe, die aber nur von verkitteten Linsengruppen stammen, denn bei ein bastelfreudiger Bekannter berichtete mir, daß bei seinem Exemplar alle Glas-Luftflächen ein Multicoating trugen. Das Seben Zoom darf sich also in dieser Version FMC - fully multi coated nennen. Ein Farbstich ist nicht zu bemerken. Die Augenlinse des Zooms ist angenehm groß und erlaubt den Blick in den nicht besonders gut geschwärzten Okulartubus. Die große Augenlinse weist übrigens auf ein gern übersehenes Positiv-Merkmal des Okulares hin, nämlich auf den angenehm grossen Augenabstand der gleichbleibend bei etwa 20mm liegt.
Die Feldlinse liegt weit unten in der Steckhülse. Hier besteht die Gefahr, daß man trotz vorsichtigen Umgangs Fingerabdrücke hinterlässt. Sie hat eine recht breite Sicherungsnut und in dieser Version des Okulares nun auch ein Filtergewinde. Das Filtergewinde ist allerdings nicht ganz unproblematisch, da es offenbar etwas weit ist. Alle getesteten Filter schlackerten beim einschrauben und neigten zum Verkanten, auch die des Seben Farbfiltersets. Letztendlich liessen sich alle Filter verwenden, aber man muss oft neu ansetzen, bis der Filter richtig ins Gewinde fasst.

Die erste Beobachtung mit dem Seben Zoom fand am Vixen R200SS statt. Im Vergleich mit dem 25mm Seben ED und dem Speers-Waler Zoom 5-8mm sollte sich das Seben Zoom bewähren. Zunächst fand die Beobachtung ohne den Komakorrektor des f/4-Newtons statt. Besonders bei 24mm Brennweite hatte das Zoom dabei eine eher schlechte Randabbildung. Mit dem Komakorrektor besserte sich dies, vor allem aber durch die verringerte Bildfeldwölbung, denn die schlechte Abbildung am Rand war wenig durch Koma geprägt. Mit 45° ist das Gesichtsfeld bei 24mm recht klein. Bei 8mm Brennweite ist es aber auf stattliche 60° angewachsen, die auch am anspruchsvollen f/4-Teleskop gut abgebildet werden, wenn der Komakorrektor eingesetzt ist. Zum Rand hin lässt die Schärfe zwar deutlich sichtbar nach, aber insgesamt ist die Abbildung erträglich. An den Kugelsternhaufen M3 und M13 liess sich die Abbildungsqualität auf der Achse überprüfen. Hier zeigte das Speers-Waler Zoom bei 8mm mehr Randsterne und ein besser aufgelöstes Zentrum. Der Unterschied war aber erfreulich gering.
Bei weiteren Beobachtungen mit dem 12" TS-Newton machte sich das Seben Zoom wieder recht gut. Auch bei der Jupiterbeobachtung zeigte es ein angenehmes Bild ohne störende Reflexe oder andere Auffälligkeiten. Auch das Einblickverhalten war stets angenehm. Zu erwähnen ist, daß beim Zoomen nachfokussiert werden muß, was natürlich auch für das Speers-Waler gilt.

Fazit: Das Seben Zoom bietet in der Kombination aus günstigem Preis, Zoom und durchaus guter Optik einige Interessante Möglichkeiten. Es bietet sich an, um auf Reisen mit kleiner Ausrüstung möglichst platzsparend auszukommen. Aber auch für Einsteiger ist das Okular interessant, wenn es darum geht, eine günstige Erstausstattung zusammenzustellen. Auch das sehr gute Einblickverhalten ist für den Einsteiger nützlich. Das Seben Zoom bietet eine solide optische Lösung und ist sogar an kurzbrennweitigen Teleskopen gut verwendbar.

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