Far Out - meine Astronomie-Homepage

Hinweise zum Datenschutz

Sommerzeit

Wenn das Sommerdreieck aus Vega, Deneb und Atair hoch am Himmel steht und die sternreiche Sommermilchstraße den Blick zum Zenit dominiert, findet man am ehesten angenehm warme Beobachtungsbedingungen. Mit T-Shirt und kurzer Hose beobachten – aber selbst im Hochsommer sind solche Bedingungen hierzulande selten. Wenn im Juli Vega ihren höchsten Punkt, nahe zum Zenit erreicht, ist wahre Mitternacht.
Wahre Mitternacht? Was bedeutet eigentlich dieser Begriff? In den Sommermonaten wird in vielen Ländern die Sommerzeit eingeführt. In Deutschland beginnt die Sommerzeit am letzten Sonntag im März und sie endet am letzten Sonntag im Oktober. Während dieser Zeit gehen die Uhren eine Stunde vor gegenüber der wirklichen Tageszeit.
Eingeführt wurde die Sommerzeit in Deutschland um 1980, zunächst in der Hoffnung, unter dem Eindruck der Ölkrise Energie einsparen zu können, da die so eine Stunde später einsetzende Dunkelheit weniger künstliche Beleuchtung nötig machen sollte. Die erhofften Energieeinsparungen blieben jedoch aus, und so wird die Sommerzeit heute mit der relativ dünnen Formulierung „zur besseren Ausnutzung der Tageshelligkeit“ begründet. Ein weiterer Grund ist die 2002 erfolgte Harmonisierung der Sommerzeitregelung innerhalb der EU-Staaten.
Da sich der natürliche Zeitablauf des Universums nicht an die Vorgaben des EU-Parlaments hält, gehen während der Sommerzeit Europas Uhren um eine Stunde gegenüber dem natürlichen Tagesablauf vor. Das heißt alle astronomischen Ereignisse treten scheinbar eine Stunde später ein, weil die Uhr ja bereits eine Stunde vorgestellt ist. Somit steht die Sonne nicht um 12 Uhr Mittags im Süden, sondern um 13 Uhr Sommerzeit. Und ebenso ist wahre Mitternacht nicht um 0 Uhr Nachts, sondern um 1 Uhr Sommerzeit.
Gegenüber der in Deutschland gültigen mitteleuropäischen Zeit (MEZ), bzw. der mitteleuropäischen Sommerzeit (MESZ) ist dann noch eine Korrektur je nach Standort des Beobachters gültig. Die mitteleuropäische Zeit gilt nämlich für den 15. Längengrad östlich von Greenwich, was anschaulich der Lage der Stadt Görlitz und grob dem Verlauf der deutsch-polnischen Grenze entspricht. Abseits des 15. Längengrades hat man eine andere Ortszeit gegenüber der mitteleuropäischen Zeit. Für jeden Längengrad weiter westlich ist es 4 Minuten später nach Ortszeit, so dass man auf 7,5° östlicher Länge 30 Minuten zur mitteleuropäischen Zeit hinzuaddieren muss, um die Ortszeit zu erhalten. Sonnenaufgang und Sonnenuntergang finden in Dortmund dann um 30 Minuten später statt, als in Görlitz und gleiches gilt für die wahre Mitternacht, die in Dortmund dann erst um 0:30 Uhr MEZ eintritt, in Görlitz jedoch bereits um 0:00 Uhr MEZ.  Hinzu kommt die Sommerzeit, so dass wahre Mitternacht in Westdeutschland nominell um 1:30 Uhr MESZ eintritt.
Wer im Sommer Sterne beobachten will, spürt das deutlich. Etwa ab dem 1. Juni bis zum 15. Juli wird es nördlich des 51. Breitengrades (also nördlich von Frankfurt am Main) nicht mehr völlig dunkel. Die Sonne sinkt dann nicht mehr 18° tief unter den Horizont, so dass der Himmel immer noch etwas aufgehellt ist. In München wird es immerhin sogar am Tag der Sommersonnenwende noch eine Stunde lang absolut dunkel.
Man muss also schon eine ganze Weile lang aufbleiben, um während der Sommermonate den Sternhimmel beobachten zu können. Wer im Großraum Ruhrgebiet lebt, muss sich in den Monaten Juni und Juli bis nach Null Uhr MESZ gedulden. Zwischen ein Uhr und zwei Uhr Nachts bieten sich noch die besten Möglichkeiten.
 

Zurück zur Themenübersicht