Das Okular Damit ein Teleskop überhaupt zur Beobachtung genutzt werden kann, braucht es ein Okular. Die Aufgabe des Okulars ist es, das Bild aus der Brennebene des Teleskopes für das menschliche Auge zugänglich zu machen. Unser Auge ist nämlich darauf ausgelegt, Lichtstrahlen zu bündeln und auf der Netzhaut ein Bild zu erzeugen. Dasselbe passiert aber bereits im Teleskop, und das Auge kann das bereits vom Teleskop gebündelte Licht nicht als scharfes Bild sehen. Daher wird das Okular benötigt, mit dem man das Bild des Teleskopes quasi wie durch eine Lupe betrachten kann. Je nach Brennweite des Okulars ergibt sich eine andere Nachvergrößerung der Bildebene, und aus Telesbkopbrennweite und Okularbrennweite bestimmt sich die Vergrößerung der Kombination aus Teleskop und Okular. Wie ist ein Okular aufgebaut?Ein Okular ist stets aufgebaut aus folgenden 4 Komponenten: 1. Linsensystem 2. Blendensystem 3. Okulartubus und 4. Augenauflage Linsen- und Blendensystem bilden zusammen die optisch wesentlichen Bestandteile. Der Okulartubus und die Augenauflage sind die Okularhülle, die das Okular zusammenhält. Das LinsensystemDie Linsensysteme der verschiedenen Okulare können ganz unterschiedlich aussehen, und die wesentlichen optischen Eigenschaften des Okulars hängen vom Linsensystem ab. Zuallererst bestimmt das Zusammenwirken der Linsen natürlich die Brennweite, aber auch der Augenabstand, die Schärfe, Verzeichnung („Verzerrung“) und die Neigung zu Reflexen ist vom Aufbau des Linsensystems abhängig. Für bestimmte Linsensysteme gibt es gängige Bezeichnungen, zum Beispiel der Aufbau nach Kellner oder Plössl. Bei anderen Okularserien unterscheidet sich das Linsensystem je nach Brennweite deutlich, was zum Beispiel beim Pentax XW der Fall ist. Das kann so weit gehen, dass sich bei unterschiedlichen Brennweiten derselben Okularserie sogar die Linsenzahl ändert. Schemazeichnung zweier Okulare mit gänzlich anderem Linsenaufbau.
Die Anordnung der Linsen im Okular wird grob beschrieben über die Aufteilung in Einzellinsen und Gruppen. Eine Linsengruppe besteht aus Linsen, die durch optischen Kitt miteinander verklebt sind, bzw. eine Einzellinse wird ebenfalls als Gruppe gerechnet. Beim Kellner-Okular spricht man von 3 Linsen in 2 Gruppen. Es ist also aus einer Einzellinse und zwei miteinander verkitteten Linsen aufgebaut. Als Augenlinse bezeichnet man die dem Auge zugewandte, als Feldlinse die dem Teleskop zugewandte Linse. Das BlendensystemBlenden haben im Okular zwei wesentliche Funktionen. Zum einen begrenzen sie den sichtbaren Bildausschnitt, zum anderen sollen sie verhindern, dass Streulicht oder Licht von hellen Objekten außerhalb des Bildausschnitts störend ins Bild gestreut wird. Die Feldblende ist gerade die Blende, die das Bildfeld, also den sichtbaren Bildausschnitt, begrenzt. Sie wird normalerweise so berechnet, dass das Okular auf ein Bildfeld von brauchbarer Qualität eingeschränkt wird, denn zum Rand des Bildfeldes nimmt praktisch bei jedem Okular naturgemäß die Bildqualität ab. Damit der Bildrand des Okulars scharf erscheint, muss die Feldblende in der Schärfeebene des Teleskops liegen. Schaut ein Brillenträger ohne Brille ins Okular, wird leicht anders fokussiert und die Feldblende etwas aus der Schärfeebene herausbewegt. Dadurch erscheint einem Brillenträger der Bildrand unscharf, wenn ohne Brille beobachtet wird. Aus Feldblendendurchmesser und Teleskopbrennweite ergibt sich das wahre Gesichtsfeld der Kombination aus Okular und Teleskop. Formeln zur Berechnung finden sich im Anhang. Besonders bei Okularen mit vier oder weniger Linsen befindet sich die Feldblende für gewöhnlich noch vor der Feldlinse. Dies kann man ausnutzen, wenn man ein Fadenkreuz-Okular herstellen möchte. Es genügt, zwei dünne Fäden über die Öffnung der Feldblende zu spannen und sie werden dann scharf abgebildet. Bei anderen Okularen liegt die Feldblende innerhalb des Linsensystems. Linsen, die vom Teleskop aus gesehen vor der Feldblende liegen, verändern das Bildfeld, so dass man bei solchen Okularen den Durchmesser der Feldblende nicht zur Berechnung des wahren Bildfeldes benutzen kann. Man benötigt den effektiven Feldblendendurchmesser, der von einigen Okularherstellern auch angegeben wird. Fehlt diese Angabe, so muss man zur genauen Bestimmung eine Sterndurchlaufmessung machen. Ein Sonderfall der „Feldblende“ ist eine nicht vorhandene Feldblende. Dann funktioniert die Steckhülse oder der Befestigungsring einer Linse effektiv als Feldblende. Das ist besonders dann der Fall, wenn ein Okular das maximal mit seinem Steckhülsendurchmesser mögliche Bildfeld erzielen soll. Der Bildrand kann dann auch normalsichtigen Beobachtern unscharf erscheinen. Komplexe Streuilichtblenden fangen bei diesem Okular unerwünschtes Licht schon vor der Feldlinse ab.
Streulichtblenden finden sich meist im Innern des Okulars. Manchmal sind die Linsendurchmesser so bestimmt, dass deren Ränder als Streulichtblende dienen. Die Linsenränder- bzw. Kanten sollten dann mit Mattlack geschwärzt sein, ebenso die Halteringe. Bei einigen Okularen liegen Blenden „innerhalb“ der Linsen, und sie werden dann als „Rille“ in die Linse eingeschliffen und sollten ebenfalls mit schwarzem Lack verdunkelt sein. Manche teure Okulare haben auch eine Streulichtblende vor der Feldlinse. Man kann sie leicht für eine Feldblende halten, wenn man nicht aufgrund der Okularkonstruktion bereits weiß, dass die Feldblende innerhalb des Linsensystems liegt. Der OkulartubusDas gesamte optische System aus Linsen und Blenden wird vom Okulartubus zusammengehalten. Im Okulartubus müssen die Linsen in genau passendem Abstand gehalten werden, und bei einigen Okularen kommt es auf den Hundertstel-Millimeter an. Die Linsen dürfen sich nicht verspannen und der Okulartubus muss den Linsen auch genug „Freiheit“ lassen, um die unterschiedliche Ausdehnung bei unterschiedlichen Temperaturen nicht zu behindern. Sternfreunde benutzen ihr Equipment ja durchaus im Temperaturbereich zwischen +30°C und –10°C, wobei Extreme auch noch deutlich außerhalb dieser Werte liegen. Der Okulartubus muss natürlich auch eine gute Handhabung erlauben. Viele Okulare tragen deshalb Gummiarmierungen, was das Okular nicht nur griffiger macht, sondern auch in kalten Nächten die Handhabung ohne Handschuhe wesentlich angenehmer macht. Große und schwere Okulare liegen so sicherer in der Hand. Zum Okulartubus gehört auch die Steckhülse mit dem Filtergewinde. Die Steckhülse ist der Standard-Anschluss ans Teleskop. Geläufig sind Einsteckdurchmesser von 1,25 Zoll (31,8mm) und 2 Zoll (50,8mm). Dazu gehört ein Filtergewinde auf der Innenseite der Steckhülse. Für 1,25 Zoll-Zubehör beträgt der Gewindedurchmesser 28,5mm, für 2 Zoll-Zubehör sollte es 48mm-Gewinde mit 0,75mm Steigung sein, einige Hersteller benutzen aber davon abweichende Steigungen, z.B. 0,7mm. Abweichungen und Intoleranzen führen besonders (aber nicht nur) bei 2 Zoll Zubehör immer wieder zu Problemen, was angesichts der üblichen Preise für zwei Zoll Zubehör ein unerträglicher Zustand ist. Einen Überblick gibt die Filtergewinde-Kompatibilitätstabelle. Okular mit überlanger Steckhülse - gefährlich für Zenitspiegel/-Prisma, Kommakorrektor, etc.
Die Steckhülse ist üblicherweise ähnlich lang wie ihr Durchmesser, manchmal aber auch etwas kürzer oder sogar deutlich länger. Besonders lange Steckhülsen werden gewählt, wenn ein Okular eine Fokuslage hat, bei der es besonders weit ins Teleskop eingefahren werden muss. Problematisch wird so eine Steckhülse, wenn sie optische Flächen unterhalb der Okularhalterung beschädigen kann. Das kann bei einem Zenitspiegel oder Zenitprisma der Fall sein, aber auch wenn Korrektorlinsen im Okularauszug befestigt sind, zum Beispiel ein Komakorrektor oder eine Feldebnungslinse. Zur sicheren Handhabung kann eine Sicherungsnut in der Steckhülse beitragen. Leider ist deren praktische Umsetzung ein zweischneidiges Schwert und so kann die Sicherungsnut auch Unfallverursacher sein. Eine Sicherungsnut wird dort in die Steckhülse eingeschnitten, wo die Klemmschraube normaler Okularhalterungen die Steckhülse berührt. Lockert sich die Klemmschraube, so rutscht das Okular nur bis zur Kante der Sicherungsnut. Soweit so gut, leider wird die Sicherungsnut von vielen Herstellern sehr tief eingeschnitten, und das führt zu Problemen mit Klemmring-Fassungen. Bei diesen Fassungen drückt die Klemmschraube auf einen Klemmring, der sich dann um die Steckhülse legt, so dass das Okular nicht nur in einem Punkt von der Schraube gehalten wird, sondern am ganzen Umfang durch den Klemmring. In eine zu tief eingeschnittene Sicherungsnut taucht der Klemmring aber weit ein, so dass er sich verhaken kann. Das passiert besonders dann, wenn der Klemmring nicht genügend federt, also nicht wieder von selbst aus der Sicherungsnut herauskommt. Bei vielen Okularen aus dem unteren Preissegment wird die Sicherungsnut unnötig tief eingeschnitten.
Abhilfe wäre eine Sicherungsnut, die wirklich nur wenige Zehntelmillimeter tief ist, zwei oder drei Zehntelmillimeter genügen. Eine weitere Variante ist es, die Steckhülse nach oben (also „zum Auge hin“) konisch dünner werden zu lassen. Leider wird die Sicherungsnut, gerade auch bei fernöstlichen Billigprodukten, bis zu einem Millimeter tief eingeschnitten und Probleme sind Vorprogrammiert. Eine falsch positionierte Sicherungsnut kann auch dazu führen, dass die Klemmschraube auf die Kante der Sicherungsnut trifft, und so das Okular in der Klemmfassung schräg hochdrückt. Ein schräg sitzendes Okular hat keine optimale Abbildung mehr. Ein weglassen der Sicherungsnut ist auch keine wirkliche Lösung. Zum Beispiel kann es leicht passieren, dass ein Zenitspiegel mit einem schweren Okular zunächst an der Klemmung des Zenitspiegels „der Schwerkraft folgt“. Der Zenitspiegel dreht sich mit dem Okular nach unten, worauf dann leicht das Okular noch weiter der Schwerkraft folgt und aus der Fassung des Zenitspiegels rutscht. Es kommt immer wieder vor, dass auf diese oder ähnliche weise teures Zubehör zerstört wird. Konisch zulaufende Steckhülse: Anstelle einer Sicherungsnut die verträglichere Lösung.
Wesentlich für die Abbildungsqualität ist auch die Innenschwärzung des Okulartubus. Streulicht sollte nicht unkontrolliert im Okular reflektiert werden. Deshalb sollte das Innere der Steckhülse mit schwarzem Mattlack versehen sein. Alle inneren Bereiche zwischen den Linsen, oder zumindest dort, wo sie nahe am Strahlengang liegen, sollten ebenfalls mit ordentlichem Mattlack versehen sein. Eine Riffelung (ausgeführt auch als „Feingewinde“) unterstützt die Wirkung des Mattlacks, weil die reflektierende Oberfläche sich auf die Oberkanten der Gewindegänge reduziert – jeder Gewindegang wirkt wie eine Micro-Blende. schwarz eloxierte Oberflächen nützen wenig, denn aus flachem Winkel betrachtet glänzen diese Oberflächen sehr stark, und das entspricht auch dem Winkel, in dem Licht durch das Okular läuft. Ähnlich problematisch sind Halteringe, die nur glänzend schwarz aber nicht ordentlich matt lackiert sind. Unter flachem Winkel betrachtet sind manche Schwärzungen nicht mehr dunkel und matt, sondern glänzend.
Das Auseinandernehmen des Okulartubus, zum Beispiel durch Abschrauben der Steckhülse, ist nicht immer ungefährlich. Bei einigen Okulartypen verlieren dann die Linsen ihren Halt und ein Teil oder das ganze Innenleben kommt einem als “Linsensuppe” entgegen. Die AugenauflageDurch eine passend gebaute Augenmuschel oder Augenauflage kann ein Okular viel an Komfort gewinnen. Eine Augenmuschel dient nicht nur dazu, seitlich einfallendes Störlicht und eventuell auch Wind (tränende Augen) abzuschirmen, sondern die Augenmuschel sollte dem Beobachter helfen, eine optimale Augenposition zu halten. Dabei geht es nicht nur darum, genau mittig ins Okular zu schauen, sondern auch um den optimalen Augenabstand zur Augenlinse. Da dieser Abstand nicht immer gleich ist, und die Kopfform dabei auch ihre Wirkung hat, gibt es einige Okulare mit einstellbarer Augenmuschel bzw. Augenauflage. Ein Beobachter kann so seinen persönlich optimalen Augenabstand einstellen. Eine umklappbare Augenmuschel, oder eine mit großem Verstellbereich, ist auch nützlich, wenn mit Brille beobachtet werden soll. Bei einigen Okularen ist die Augenmuschel einstellbar, um eine individuell optimale Einblickposition zu erreichen.
Eine Augenmuschel oder eine Augenauflage aus Gummi schützt nicht nur die Brille vor Kratzern, sondern auch vor Kälte in kalten Beobachtungsnächten. Okulare, bei denen man mit der Augenhöhle das Metall berührt, können da geradezu unbrauchbar unangenehm werden. Einige Augenauflagen unterstützen auch insbesondere den Dobson- Benutzer. Große Auflagen können so gebaut sein, dass man mit sanftem Druck das unmotorisierte Dobson-Teleskop der Himmelsbewegung nachführen kann. QualitätsmerkmaleBei Okularen gibt es eine Reihe von sichtbaren und leider auch unsichtbaren Qualitätsmerkmalen. Zu den sichtbaren Qualitätsmerkmalen zählt die Ausführung der Schwärzung von Blenden, Tubus, usw. Eine Schwärzung der Linsenkanten ist nicht immer leicht zu erkennen, man muss dazu eine Linse suchen, deren Rand man bei schrägem Blick auf die Linse erkennen kann. Erkennt man den Linsenrand von Augenlinse oder Feldlinse hingegen auch bei schrägem Einblick nicht, kann man auch annehmen, dass der Linsenrand so weit außerhalb des Strahlenganges liegt, dass dort kein nennenswertes Streulicht „aufzufangen“ wäre. Deutlich sieht man den “Pinselstrich” an der geschwärzten Linsenkante. Die Schwärzung könnte aber gleichmässiger und “satter” sein.
Die Vergütung der Linsen ist ebenfalls ein wichtiges Merkmal. Unvergütete Linsen kommen praktisch nicht mehr vor, oder nur noch bei billigsten Spielzeugoptiken. Einfache Blauschichtvergütungen gehören den unteren Preisklassen an. Ein guter „Minimalstandard“ ist die grüne Breitband-Mehrschichtvergütung, die deutlich bessere Eigenschaften gegenüber der einfachen Blauvergütung hat. Manche Hersteller betreiben sogar den Aufwand, Vergütungen genau passend zur jeweils verwendeten Glassorte zu berechnen. Dadurch entstehen dann unterschiedliche Vergütungsfarben von dunklem violett bis hin zu Tönen von Rot und Orange. Allerdings: dämmerungsaktive Vergütungen, die geradezu rot oder orange spiegeln, sind für astronomische Anwendungen denkbar ungeeignet. Unterschiedliche Vergütungsqualitäten bei zwei ansonsten baugleichen Okularkonstruktionen.
In der Werbung wird meist auf die bessere Transmission und damit höhere Lichtausbeute von besonderen Mehrschichtvergütungen hingewiesen, das ist aber nicht der wichtigste Vorteil. Wesentlich wichtiger ist nämlich die Unterdrückung von Reflexen zwischen den Linsen und auch von der Oberfläche des Auges. Beobachtet man ein helles Objekt wie den Planeten Jupiter, geben diese Reflexe störende, unscharfe Flecke im Bild ab. Je besser die Vergütung, umso schwächer werden die Reflexe. Bei einigen Okulardesigns wurde sogar bei der Berechnung der Linsenformen darauf geachtet, dass keine scharf abgebildeten Reflexe entstehen können. Wie wichtig das ist, zeigt ein Blick auf typische Zahlen. Eine Vergütung, die 99% des Lichts die Linse passieren lässt, aber nur 1% reflektiert, ist so gut, dass man meint, auf das eine Prozent Licht gut verzichten zu können Der Gewinn an Bildhelligkeit mit 99,9% Transmission ist nicht wahrnehmbar. Aber eine Linse mit 99,9% Transmission hat nur noch 0,1% Reflexion und somit sind die Reflexe von solchen Linsen zehn mal dunkler, als die einer 99%-Vergütung! Das kann man deutlich bemerken, besonders wenn es um Spiegelungen vom eigenen Auge geht. Die feuchte Hornhautoberfläche reflektiert deutlich mehr als 5% des eintreffenden Lichts. Die einzig unvergüteten Flächen in einem Okular sollten verkittete Flächen einer Linsengruppe sein. Durch das spezielle, optische Kittharz treten nur sehr schwache Reflexe auf, üblicherweise schwächer als die von guten Vergütungen. Somit ist die Bezeichnung „Fully Multi Coated“ (FMC) für ein Okular passend, bei dem alle Glas/Luft-Flächen eine Mehrschichtvergütung haben. Ein weiteres Qualitätsmerkmal ist eine ordentliche Verarbeitung. Dies betrifft die Linsenmontage, die Entgratung, ordentliche Lackierung, usw. Aber auch die Oberflächenqualität der Linsen und die Einhaltung von Linsendicken usw. fällt darunter. Dies kann der Sternfreund kaum selbst prüfen, da eine schlecht polierte Oberfläche normalerweise mit bloßem Auge nicht als schlecht poliert erkennbar ist. Sieht man einer Linse schon an, dass die Oberfläche matt ist, so ist das qualitativ schon die ultimative Katastrophe. Grobe Politurfehler sieht man am ehesten noch im Mikroskop bei indirekter Beleuchtung. Die optische Leistung ist natürlich ebenfalls ein Qualitätsmerkmal, wobei aber der Aufbau des Okulars bestimmt, in welchen Disziplinen die optische Leistung optimal ist. Grob gesagt kann ein Okular zum Beispiel optimal für schnelle Optiken konzipiert sein und dort ein weitwinkliges Gesichtsfeld mit guter Randabbildung liefern. Ein für Brillenträger zumindest erträglicher Augenabstand kann ebenfalls gefordert sein. Ein anderes Okular ist für eher langsame Optiken konzipiert und soll dort ein kleines Bildfeld, dafür in optimaler Schärfe und mit maximalen Kontrast liefern. Beide Ansätze führen zu völlig unterschiedlichen Okularkonstruktionen mit unterschiedlicher Linsenzahl und -größe. Die Verarbeitungsqualität, aber natürlich auch „Marktstrukturen“, sorgen schließlich dafür, dass sich solch unterschiedliche Okulare sogar in gleichen Preisklassen finden. Barlows und Barlow-OkulareViele Sternfreunde haben im Okular-Koffer auch eine Barlow-Linse. Eine solche Barlow-Linse dient dazu, die Vergrößerung eines Okulars um einen gewissen Faktor zu steigern. Dazu wird die Barlow anstelle des Okulars in die Steckfassung am Teleskop gesteckt, und das Okular dann wiederum in die Steckfassung der Barlow-Linse. Die Barlow-Linse sitzt also zwischen Okular und Teleskop. Eine Barlow-Linse ist also aufgebaut aus dem Linsensystem und dem Tubus, der eine Steckhülse und eine Steckfassung enthält. Einige Barlow-Linsen haben an der Steckhülse ein Filtergewinde. Manchmal lässt sich sogar das Linsensystem vom Rest des Tubus abschrauben und ohne Tubus in das Filtergewinde eines Okulars schrauben, wodurch man einen kleineren Barlowfaktor erhält. 3x Barlow-Linse.
Barlow-Linsen können optisch unterschiedlich aufgebaut sein. Verbreitet sind Barlows mit zwei Linsen, es gibt aber auch Systeme mit drei Linsen oder mehr. Telezentrische Systeme gehen in ihren Fähigkeiten über die einer Barlow-Linse hinaus. Während bei einer Barlow-Linse der Abstand zwischen Barlow und Okular den Vergrößerungsfaktor verändert (je mehr Abstand, umso mehr Vergrößerung), bleibt bei einer Telezentrik der Vergrößerungsfaktor gleich, auch wenn man den Abstand zum Okular verändert. Die optischen und mechanischen Qualitätskriterien sind mit denen von Okularen sehr vergleichbar. Eine Barlow-Linse hat die Eigenschaft, den Einblick ins Okular zu verändern. Je kürzer eine Barlow gebaut ist, bei gleichem Barlow-Faktor, desto größer wird der Augenabstand des Okulars dahinter. Das kann recht erfreulich sein bei Okularen mit knappem Augenabstand, aber auch unangenehm werden, bei Okularen, die schon einen entspannten Augenabstand haben. Wird der Augenabstand zu groß, kann die Augenmuschel nicht mehr als Orientierung für die Augenposition dienen - sie ist zu kurz. Der Einblick wird „unmöglich zu halten“. Telezentrische Systeme hingegen verändern den Einblick nicht oder „kaum“. Optisch haben Barlows und telezentrische Systeme die Eigenschaft, die Abbildungseigenschaften vieler Okulare zu verbessern, besonders wenn die Okulare an schnellen Optiken verwendet werden und ohne Barlow zum Beispiel eine schlechte Randabbildung zeigen. Es kann aber auch vorkommen, dass eine Barlow zu Vignettierung oder starker Reflexneigung mit bestimmten Okularen führt. Durch den geänderten Strahlengang hinter der Barlow passen die Blendensysteme des Okulars manchmal nicht mehr richtig. Besonders Okulare, bei denen die Innenschwärzung des Okulartubus nicht gut ausgeführt ist, können solche Probleme zeigen.
Von einigen Okularen sagt man, dass sie bereits eine Barlow-Linse beinhalten. Das ist nicht ganz richtig, aber auch nicht wirklich falsch. Eine Barlow-Linse ist technisch gesprochen ein Negativ-Element, das die Brennweite des Teleskops verlängert. Bestimmte Okulare enthalten nun als Feldlinse eine solche „negative Linsengruppe“. Diese hat durchaus die Eigenschaften einer Barlow, allerdings ist sie genau so berechnet, dass im Zusammenspiel mit den übrigen Linsen des Okulars Abbildungsfehler behoben werden. Solche „Barlow-Okulare“ zeichnen sich oft durch bequemem Augenabstand trotz kurzer Okularbrennweite aus. Viele Weitwinkel-Okulare basieren ebenfalls auf solchen Konstruktionen. Die Kombination solcher Okulare mit einer weiteren Barlow funktioniert zwar für gewöhnlich, wird aber nicht gern empfohlen. Einerseits kann man sich nicht darauf verlassen, dass der erwartete Barlow-Faktor wirklich genutzt werden kann, andererseits kann es gerade beim Augenabstand ungewöhnliche Effekte geben und schließlich haben viele dieser Okulare ohnehin schon eine große Linsenzahl, so dass man sich scheut, den „Linsenstapel“ noch weiter zu vergrößern. Jede Linse bringt neben ihrer gewünschten optischen Wirkung auch ihre unerwünschten Unzulänglichkeiten ein, also weitere Oberflächen mit Reflexen, die keine Vergütung hundertprozentig unterdrücken kann, und auch optische Fehler, denn eine optisch perfekte Linsenoberfläche gibt es nicht. FeaturesNeben den üblichen „Bestandteilen“ gibt es bei einigen Okularen auch besondere Details. Einige Okulare bieten, wie schon erwähnt, einstellbare Augenauflagen bzw. Augenmuscheln. Parfokale oder homofokale zeigen dieselbe Fokallage, es braucht beim Wechsel zwischen ihnen nicht neu fokussiert werden. Leider kommen nur Normalsichtige in den Genuß dieser Eigenschaft, weil sich die Fokussierwege die man braucht, um eine bestimmte Kurz- oder Weitsichtigkeit auszugleichen, mit der Okularbrennweite verändern. Beobachtet man mit Brille, verhält es sich wie beim Normalsichtigen. Wer fotografisch interessiert ist, kann vielleicht ein Anschlussgewinde für fotografisches Zubehör am Okular gut gebrauchen. Das ist vor allem interessant, wenn man eine Kamera mit fest angebautem Objektiv verwenden will. Ein Okular mit zusätzlichen Anschlussgewinden und der Möglichkeit zur Klemmung in 1,25 Zoll und 2 Zoll Steckfassungen.
Neuerdings gibt es Okulare, die man durch das Einsetzen von Zwischenringen zwischen Steckhülse und den Rest des Okulares in der Brennweite verkürzen kann. Der Effekt beruht auf der oben geschilderten Wirkung einer Barlow, die im Okular eingebaut ist. Die Wirkung der Barlow wird durch den vergrößerten Abstand zum Rest des Okulars verstärkt. Ein Nachteil dieser Methode ist, dass man das Okular dazu öffnen muss. Staub kann eindringen und bei der Beobachtung ist so ein ständiges Wechseln mit der Zeit „nervig“. Empfehlenswert sind solche Verlängerungsringe eher, um ein Okular dauerhaft auf eine andere Brennweite zu bringen, die man zum Beispiel nicht anderweitig kaufen konnte oder wollte. Einige Okulare bieten auch die Möglichkeit, gleichzeitig in eine 1,25 Zoll und eine 2 Zoll Klemmung zu passen. Manchmal sind dazu doppelte Steckhülsen angebracht mit einer Aussparung für die Klemmschraube. Solche Okulare passen normalerweise in beide Systeme, es kann aber passieren, dass die Aussparung für die Klemmschraube nicht passt, oder dass die Klemmschraube zu kurz ist, um sie zu erreichen. Einige Okulare haben dann ein Gewinde für eine Klemmschraube am Okular. Schlimmstenfalls passt das Okular nur in 2“. Bei anderen Okularen passt der untere Okularteil in 1,25 Zoll und der obere in 2 Zoll. Dann lässt sich die 2 Zoll Option nur nutzen, wenn man das Okular auch tief genug in eine 2 Zoll Fassung stecken kann, ohne zum Beispiel die Oberfläche eines Zenitspiegels zu berühren und so zu zerkratzen. Brillenträger beobachten „normalerweise“ ohne Brille, und dies ist empfehlenswert, weil durch das Fokussieren eine Kurz- oder Weitsichtigkeit völlig ausgeglichen wird. Eine Hornhautverlrümmung kann so aber nicht ausgeglichen werden. Meist ist eine leichte Hornhautverkrümmung nur bei schwacher Vergrößerung bemerkbar, je stärker sie ist, desto mehr wird sie auch bei hoher Vergrößerung störend. Man braucht die Brille. Einige Okulare aber lassen sich mit einer Ausgleichslinse für Hornhautverkrümmung (Astigmatismus, Zylinder) ausrüsten. Die Linse wird dann über der eigentlichen Augenlinse befestigt und kann zwischen mehreren Okularen schnell gewechselt werden. Da die Linse flach gebaut ist, braucht man nicht einen so großen Augenabstand, wie mit Brille. Für Brillenträger sind 20mm Augenabstand bequem und 13mm die Grenze des machbaren – wobei es je nach Brillen- und Kopfform natürlich Unterschiede gibt. Einige Okulare bieten Zoomfähigkeiten. Wie gut das funktioniert, hängt stark vom jeweiligen Produkt ab. Einige Zoomokulare sind solchen mit fester Brennweite ebenbürtig, andere Zoomokulare zeigen eine spürbar schlechtere Leistung. Auch die „elektronischen Okulare“ sollen erwähnt werden. Normalerweise sind das gar keine Okulare im eigentlichen Sinne, weil man nicht hineinsehen kann. Vielmehr ist das eine „Einsteck-Kamera“ für die Teleskop-Steckhülse, manchmal noch mit einer Zusatzoptik, manchmal ohne eine solche. An das Okular kann dann je nach Modell ein TV-Gerät oder ein Computer (USB) angeschlossen werden. Man sollte sich nicht von den Werbetexten einlullen lassen, das Livebild erreicht nach heutigem Stand der Technik nicht die Bildqualität, die man bei direktem Blick ins Okular hat. Erst durch die Bildbearbeitung einer Aufnahme von Serienbildern lässt sich ein Foto erstellen, das mehr zeigt, als man bei direkter Beobachtung am „echten“ Okular erkennen konnte. Typische Probleme und „Macken“Einige häufig vorkommende Ärgernisse sollten auch genannt werden. Viele Okularserien werden zum Beispiel mit immer gleichen Gummi-Augenmuscheln hergestellt, die aber nicht bei allen Okularbrennweiten passend zum veränderten Augenabstand sind. Bei anderen Okularen faltet sich die Gummiaugenmuschel schon bei leichter Berührung um, oder eine einstellbare Augenauflage verstellt sich zu leicht. Die Probleme mit schlecht passenden Filtergewinden wurden bereits erwähnt, ebenso wie die unsinnig tief eingeschnittene Sicherungsnut ein Problemfall werden kann. Mangelhaft ausgeführte Innenschwärzung der Steckhülse und des Okulartubus ist häufig anzutreffen, ebenso wie bei vielen Okularen eine Schwärzung der Linsenkanten von Vorteil wäre, aber nicht anzutreffen ist. Ungleichmäßige Transmission verursacht einen Farbstich.
Ein anders gelagertes Problem kann eine „ungleichmäßige Transmission“ sein. Bestimmte Glassorten oder schlecht gelungene Vergütungen sorgen dafür, dass das Bild einen leichten Farbstich bekommt. Gelb kommt hier häufig vor, weil viele Glassorten eine schlechtere Durchlässigkeit für blaues Licht haben, aber auch Rosa oder Pink stellt man zuweilen fest. Getrennt davon zu sehen ist sogenannte „laterale Farbe“, die man oft am Mondrand als leichten Farbsaum sieht, sobald der Mondrand nahe am Bildrand steht. Das ist nicht zu verwechseln mit dem Farblängsfehler eines Achromaten oder ED-Apos, bei Linsenteleskopen ist aber generell schwer zu unterscheiden, ob der Fehler vom Okular, vom Teleskop oder von beiden zusammen verursacht wird. Ist das Okular der Verursacher, so geht es meist um Weitwinkel-Okulare. Einige Weitwinkel sind so stark betroffen, dass Sterne dicht am Bildrand die Regenbogenfarben als „Lichtausbruch“ zeigen. Unangenehm ist es, wenn zum Beispiel durch Tau Feuchtigkeit zwischen die Okularlinsen gerät. In der warmen Wohnung fällt das nicht auf, wenn das Okular dann aber in der nächtlichen Kühle von innen beschlägt ist es geradezu unbrauchbar und man steht vor dem Problem, die eingedrungene Feutchtigkeit wieder herauszubekommen, ohne das Okular zu beschädigen und bevor das Okular durch die Feuchte selbst beschädigt wird (z.B. Optik-Fungus). Eine weitere rein mechanische Macke können die Schutzkappen der Okulare darstellen. Bei einigen Herstellern sind sie nur zum herunterfallen nütze, was dem Okular mehr schadet als nützt. Wenn beim ständigen Auffangen der Schutzkappen mal die Priorität zwischen Okular und Schutzkappe nicht intuitiv klar ist, kann es Scherben geben! “Marketinggerecht durchgestyltes Okular” - die eigentliche Optik unter der Fassade ist wesentlich schlanker.
Eine moderne und besonders schlechte Entwicklung ist auch das „konsumgerechte Styling“ der Okulare. Ausladende Kunststoffumhüllungen mit futuristischer Riffelung und „Metallic-Beschriftung“ machen das Okular unnötig groß, so dass der Platz im Okularkoffer oft nicht mehr ausreicht. Wenn für die reine Funktionalität einer einstellbaren Augenauflage eine kleinere „Umhüllung“ genutzt hätte, ist klar, dass man das Okular künstlich vergrößert hat, um dem Kunden eine „große, hochwertige Optik“ vorzutäuschen. Solcher Nepp ist genauso blanker Hohn wie allgegenwärtig. Eine so unnötig große Verpackung ist für die Okularkiste untauglich.
Im gleichen Kontext ist auch die Verpackung der Okulare zu sehen. Okularschachteln mit Samt ausgeschlagen und nochmals deutlich größer, als nötig, stehlen wertvollen Platz im Okularkoffer, sind aber dann wegen der Pappschachteln kaum Praxisgerecht. Eine interessante Okularverpackung sind Drehpacks, aber während diese von Meade eingeführte Verpackung derweil von Pentax übernommen und mit passenden Blasenkunststoff-Polsterungen zur Vollendung gebracht wurde, ist Meade auf reine Schmuckschatullen umgeschwenkt und liefert Drehpacks nur noch zu einigen wenigen, günstigen Okularen, und dann auch als sprödes China-Plagiat des strapazierfähigen original Drehpacks von Rose Plastik. Anhang: FormelnHier die gängigsten Formeln im Umgang mit Okularen: Vergrößerung Vergrößerung = Teleskopbrennweite : Okularbrennweite Austrittspupille (AP) AP = Teleskopöffnung : Vergrößerung Oder AP = Okularbrennweite : Öffnungszahl (Öffnungszahl eines f/10 Teleskopes ist 10) Wahres Gesichtsfeld: W = 2*Arctan(D/(2*F) D = Durchmesser der Feldblende F = Brennweite des Teleskops Oder (Faustformel) W = scheinbares Gesichtsfeld : Vergrößerung Barlow Faktor Ein Barlow-Faktor kann betrachtet werden als Multiplizieren der Teleskopbrennweite mit Faktor x, oder (!) Teilen der Okularbrennweite durch x. Ein 10mm Okular mit 2x Barlow kann also als 5mm Okularkombination betrachtet werden, oder als ein Teleskop mit 1000mm Brennweite und 2x Barlow als Teleskopsystem mit 2000mm Effektivbrennweite.
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