Richtige Kleidung für Sternfreunde
Dieser wichtige Punkt wird beim Start ins Hobby gerne übersehen, aber gerade die richtige Kleidung kann für den Spaß am Hobby entscheidend sein. In Mitteleuropa findet der Sternfreund fast nur in den Monaten Juli und August Wetterbedingungen, die ein nächtliches Beobachten in Alltagskleidung erlauben. In allen anderen Monaten kühlt es während der sternklaren Nächte sehr stark ab und man benötigt warme Kleidung. Selbst erfahrenen Sternfreunden passiert es ab und an, daß man die Wetterbedingungen unterschätzt. Auf freiem Feld oder in bestimmten Lagen ist die Temperatur normalerweise deutlich niedriger, als im Stadtgebiet. Gewässer oder Feuchtgebiete lassen die gefühlte Temperatur weiter sinken. Man tut also gut daran, sich eine kleine Winterausrüstung zuzulegen und sich wärmer als nötig anzuziehen. Besonders wenn man Freunde mal zur "Vorführung" mit auf den Acker nimmt, sollte man den Hinweis auf warme Kleidung und besonders warme Schuhe niemals vergessen. Sandalen sind im taunassen Gras schmerzhaft unangenehm!
Die typische Vollausstattung für Sternfreunde besteht zunächst mal aus einer Thermo-Hose und einer passenden Thermo-Jacke. Es müssen keine besonders teuren Kombinationen sein, eine einfache Ski-Kombi tut es auch, und Angebote bei Ebay, zum Beispiel auch von Bundeswehr-Kleidung, sind durchaus beachtenswert. Darunter trägt man sogenannte Funktionsunterwäsche, die Feuchtigkeit von der Haut abführt. Eine lange Unterhose und ein Thermo-Unterhemd. Besonders die lange Unterhose darf nicht zu eng anliegen, denn Luft ist der beste Isolator. Dazu gehört ein langer, dicker Pullover. Der Pullover sollte lang sein, weil man viel sitzt. Wenn der Pullover dann hochrutscht und das Unterhemd mitzieht, friert's am Tattoo. Auch an der Fußbekleidung darf nicht gespart werden. Es empfehlen sich Thermo-Boots mit isolierter Sohle, in denen unbedingt viel Bewegungsfreiheit für den Fuß sein muß, auch wenn man sehr dicke Socken trägt. Auch hier ist Luft der beste Isolator und Bewegungsfreiheit für den Fuß ist das wichtigste überhaupt. Ski-Socken mit Aktiv-Fasern sind eine gute Wahl. Man kann darunter auch gut ein paar Baumwollsocken tragen, die eventuellen Schweiss aufsaugen. Die Füsse dürfen nicht schwitzen, weil dies kurz danach kräftig kühlt. Deshalb sind auch Heiz-Sohlen ein zweischneidiges Schwert. Viele Sternfreunde machen die Erfahrung, daß durch die Sohlen der Fuß schwitzt, und dann an den unbeheizten Stellen viel kräftiger friert. Der nächste wichtige Punkt ist die Kopfbekleidung. Beim Menschen ist der Kopf der Körperteil mit der grössten Wärmeabstrahlung. Wen es am Kopf friert, der friert bald auch überall. Eine Mütze, die sich über die Ohren ziehen lässt, ist Grundausstattung. Eine Sturmhaube ist für windige Nächte empfehlenswert. In den letzten Jahren sind Sturmhauben in Mode gekommen, die sich auch als Schal umkrempeln lassen. Ob man einen Schal oder ein Tuch für den Hals braucht, hängt vor allem vom Kragen der Jacke ab. Somit bleibt als letzer Punkt der Schutz der Hände. Es empfehlen sich auf jeden Fall gute Fingerhandschuhe. Ski-Handschuhe können aber die Finger in ihrer Beweglichkeit zu stark einschränken. Also sind Wollhandschuhe mit Thermo-Flies ebenfalls eine gute Empfehlung. Man sollte vor allem damit rechnen, beim hantieren am Teleskop öfters die Handschuhe an- und ausziehen zu müssen. Komplizierte Verschlüsse sind also nichts für's Feld. In nur mässig kalten Nächten sind Handschuhe ohne Fingerspitzen, selbstgestrickt von Muttern, eine feine Sache. Man zieht einfach nur die Fingerspitzen frei, wenn man etwas zu schrauben hat, danach schiebt man die Wolle wieder über die Fingerkuppen. Wichtig bei all der Winterkleidung ist, daß man nicht schwitzt. Das heisst, wer seine Ausrüstung ins Auto lädt, der sollte das vor dem Umziehen tun. Auch im Auto sollte man nicht schwitzen. Entweder man zieht die warme Kleidung erst bei Ankunft am Beobachtungsort an, oder man schaltet im Auto die Heizung ab.
Zum schnellen Händewärmen, nachdem man mit eiskaltem Aluminium hantiert hat, empfehlen sich Hilfsmittel. Hotpacks sind eine praktische Wärmequelle. Die übersättigte Salzlösung darin wird durch "klicken" des kleinen Blechplättchens zum erstarren gebracht. Die Wärme, die man vorher zum Schmelzen des Salzes benötigt hat, wird nun wieder freigesetzt. Der Beutel wird je nach Aussentemperatur über eine Stunde lang 40°C warm und danach dann langsam kälter, bis der Inhalt ganz fest geworden ist. Ein schöner Handwärmer in der Jackentasche. Zu Hause kann man den Beutel wieder erwärmen, so daß der Inhalt wieder schmilzt und für den nächsten Abend bereitsteht. Der Packungsaufdruck "bis zu 1000 mal" ist zwar wesentlich übertrieben, aber zügiges wieder aufschmelzen tut dem Produkt gut und man kann es wohl gut 20 mal verwenden. Die Alternative ist ein Taschenofen, den es in Angler- und Jagdshops gibt. Es gibt modelle mit Kohlestäben oder mit Benzinbetrieb (Waschbenzin). Der Taschenofen glüht nur und brennt einige Stunden, ehe er nachgeladen werden muß. In besonders kalten Nächten ziehe ich den Taschenofen vor, er kommt in die Innentasche der Jacke und kann dort auch noch helfen, eingefrorene Okulare wieder aufzuwärmen, dich im Drehpack verschlossen und geschützt in die Tasche stecke. Beide Taschenöfen sind etwas zu riechen, der Kohleofen im allgemeinen kräftiger.
Ein letztes Detail ist eine Edelstahl-Thermosflasche mit einer Edelstahl-Thermotasse. Beide sind ein gutes Team. Die Edelstahl-Thermosflasche hält sehr gut warm, gut verschlossen ist Tee oder Kaffee noch am 2. Tag lauwarm. Die Edelstahl-Tasse isoliert genau in dem Maße, daß man sich daran auch angenehm die Hände wärmen kann. Da man unterwegs ist, muß man mit den Edelstahl-Produkten auch keine Scherben befürchten. Es schadet nicht, Kaffee oder Tee gut zu süssen, denn der Körper ist in der Kälte für einen kleinen Energieschub dankbar. Ein Päckchen Kekse oder Schoko-Erdnüsse rundet das Mini-Picknick ab.
So ausgerüstet übersteht man auch lange Winternächte, in denen man länger als 8 Stunden der Kälte trotzt, gut. Aber selbst wenn man nur eine Stunde auf dem Balkon zubringen möchte, empfiehlt es sich doch, sich warm anzuziehen.
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