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Two Inch to the Max

Maximales Feld mit 2“ Weitwinkel-Okularen

ZweiZollMaxOkulare
Mit 2” Okularen um 40mm Brennweite gibt es das maximale Bildfeld angenehm weitwinklig.
Nanu? Da fehlt doch wer! Das 41er Pano war beim Fototermin schon wieder “zu Hause” bei seinem Besitzer.

Natürlich sind Okulare mit 100° oder 120° scheinbarem Gesichtsfeld in diesen Jahren die Aushängeschilder der verschiedenen Anbieter und stellen somit die Königsklasse dar. Es gibt aber eine weitere Königsdisziplin unter den Okular-Designs, nämlich eine qualitativ hochwertige Ausnutzung des maximal möglichen wahren Himmelsausschnitts - bei Okularen mit 2" Einsteckdurchmesser also etwa 46mm Feldblendendurchmesser. Wenn man unter dem Begriff „hochwertig“ auch eine Weitwinkelauslegung versteht, dann fasst man als Nutzer des 2“ Formats naturgemäß Okulare mit etwa 40mm Brennweite und um 70° scheinbares Gesichtsfeld ins Auge. Mehr scheinbares Gesichtsfeld ist mit weniger Okularbrennweite möglich. Aber 2“ Okulare um 30mm erreichen nur um 82° scheinbares Gesichtsfeld und lediglich ca. 42mm Feldblende. Vignettierungseffekte scheinen die Anbieter davon abzuhalten, bei dieser Brennweite mehr scheinbares Feld zu realisieren, während 30mm mit 100° Gesichtsfeld bei etwa 52mm Feldblendendurchmesser schon im seltenen 3“ Format konstruiert sind. Bei längeren Okularbrennweiten bleibt die Weitwinkel-Anforderung auf der Strecke. 50mm Okulare sind in 2“ mit nur 50° oder weniger scheinbarem Gesichtsfeld anzutreffen.
Ein Okular, welches der Hersteller explizit diesem Zweck gewidmet hat, ist das 41mm Panoptic, designed von Paul Dellechiaie aus dem Hause TeleVue. Auch Pentax steht in gutem Ruf, wenn es um Okulare geht. Das 40mm XW ist dieser Tage* auf Wunsch vieler Pentax Freunde wieder auferstanden. Ebenfalls ehemals vergriffen, aber derzeit für einen begrenzten Zeitraum wieder erhältlich, ist das LVW 42 von Vixen. Ein weiterer Kandidat, auch bereits vergriffen, aber nicht wirklich verschwunden, ist schließlich das Meade Serie 5000 SWA 40mm. Die hier vorgestellten Okulare stammen alle aus dem Privatbestand von Sternfreunden im Großraum Ruhrgebiet und wurden für einige Monate zu den Beobachtungen zusammengebracht.

TeleVue Panoptic 41

TeleVue Panoptic 41mm

Das 41mm Panoptic wurde 2003 vorgestellt und entstand aus einer Skalierung des erfolgreichen 24mm Panoptic von 2002, während die übrigen Panoptic-Brennweiten schon ab 1992 angeboten wurden. Mit 68° scheinbarem Gesichtsfeld nutzt es 46mm Feldblendendurchmesser und den für Panoptic Okulare gleichen 2-1-1-2 Aufbau, also sechs Linsen in vier Gruppen. Augenseitig gibt es eine umklappbare Augenmuschel aus weichem Silikongummi. Ein ebenfalls augenseitig vorhandenes Adaptergewinde lässt sich, vermutlich nicht wirklich dafür vorgesehen, für eine kleine Nachjustage um etwa 4mm verwenden. Das Okular ist eines der in Taiwan gefertigten TeleVue-Produkte, wie eine kleine, nicht grün gefärbte Gravur auf Höhe der Beschriftung verrät.

Vixen LVW 42

Vixen LVW 42

Der Erscheinungstermin des LVW 42 ließ sich nicht mehr genau ermitteln. Es erschien jedenfalls später als die 1999 eingeführten LVWs mit 1,25“ Steckmaß. Das erste mal konnte ich im September 2001 mit einem Exemplar beobachten, womit es die älteste Bauart in diesem Vergleich ist. Während der optische Aufbau sich nicht verändert hat, gibt es bezüglich der Beschriftung zwei Varianten, nämlich ältere Exemplare mit der Angabe 72° und neuere mit 65° scheinbarem Gesichtsfeld. Nun ist dazu zu sagen, dass zwar den Theoretiker verwundert, wie man bei 42mm Brennweite aus 46mm Feldblende 72° herausholen will, außer eben durch erhebliche Verletzung der oft geforderten Winkeltreue, den Praktiker verwundert aber viel mehr, dass die Beschriftung geändert wurde, während das Okular per Laser nachgemessen tatsächlich 70° erreicht. Zu den LVW-Okularen findet man nur eine allgemeine Angabe zum Aufbau, nämlich acht Linsen in fünf Gruppen. Ob das immer der vom LVW 8mm bekannte 2-2-1-1-2 Aufbau ist, kann man nur vermuten. Das Okular trägt augenseitig die von den anderen LVW bekannte, umklappbare Gummiaugenmuschel. Gefertigt wird, oder vielmehr wurde das Okular in Japan.

Meade Serie 5000 SWA 40mm

Meade Serie 5000 SWA 40mm

Die Serie 5000 Okulare lösten um die Jahrtausendwende die zu dem Zeitpunkt bereits etwa 15 Jahre alten Serie 4000 Okulare ab. Neu werden die Okulare nicht mehr angeboten, aber sie sind dennoch nicht vom Markt verschwunden. Nach dem Ende von Meade Europe wurde der Bestand der Serie 5000 Okulare relativ rasch und mit erheblichem „Preisvorteil" abverkauft. Nach einiger Zeit tauchte aber beim quasi Nachfolger Explore Scientific ein Maxvision 40mm 68° Series auf, das als Abverkauf einer Fehl-Lieferung des chinesischen Herstellers bezeichnet wurde. Schaut man diesen bis auf die Farbgebung gleich aussehenden Okularen ganz buchstäblich unter die Haube (siehe unten), stellt man fest, dass der beim ursprünglichen aussehen grün eloxierte Ring mit der Beschriftung einfach abgedreht und neu graviert wurde, während auf der unsichtbaren Innenseite weiterhin noch grünes Eloxal schimmert. Es handelt sich also offensichtlich um dasselbe Produkt.

Beim aktuell verkauften Explore Scientific 40mm 68° Series kann man mindestens eine gewisse Verwandschaft zu diesem Okular vermuten. Dafür spricht neben den Angaben zum Aufbau das extrem hohe Gewicht. Die Gelegenheit, dies auf Herz und Nieren zu überprüfen, fehlte uns aber, da uns im privaten Umfeld kein Exemplar zur Verfügung stand. Sechs Linsen in vier Gruppen gilt für alle drei Okulare und mit 1250g Gewicht ist das SWA sehr nahe beim offiziellen Gewicht von 1236g für das Explore Scientific. Vom Explore Scientific 20mm 68° kann man vermutlich auch das exakte Design für alle ablesen: ein 2-1-1-2 Aufbau. Das Okular wird vor allem durch seine breite Augenauflage sehr bauchig. Sie ist durch ein Gewinde in der Höhe einstellbar. Das Okular wurde in China gefertigt, wie eine Gravur auf der Steckhülse zeigt.

Pentax XW 40-R

Pentax XW 40-R

Eigentlich hatte Pentax, und man weiß nicht recht, ob als Folge des Tōhoku-Erdbeben von 2011 oder nach der Übernahme durch Ricoh, die beiden im 2“ Steckmaß produzierten XW-Okulare 30mm und 40mm eingestellt. Zum Jahresbeginn 2020 erschien aber aufgrund großer Nachfrage, so die offizielle Aussage, eine Neuauflage. Das XW 40-R ist äußerlich nicht von der ersten Auflage unterscheidbar und das „R“ in der Bezeichnung taucht auch nur auf dem Karton auf. Tatsächlich wurde die Wiederbelebung der beiden Brennweiten von zahlreichen Sternfreunden begrüßt. Pentax ist etwas gesprächiger als andere Anbieter: Neben den Eckdaten wie 70° scheinbarem Gesichtsfeld und dem Aufbau aus 6 Linsen in 5 Gruppen, gibt es vom Hersteller eine offizielle Zeichnung des 2-1-1-1-1 Aufbaus. Für die XW-Baureihe gibt es kein grundlegendes Design sondern allenfalls gewisse Verwandschaften zwischen den Brennweiten. Der Aufbau des 30mm XW leitet sich so zum Beispiel vom 40mm ab, indem eine Feldlinse hinzukommt. Das 40mm ist das einzige der Reihe, bei dem es weder eine Feldlinse noch ein Negativelement vor dem eigentlichen Okular gibt. Erwähnenswert ist sicherlich noch, dass der Aufbau sich erheblich vom Pentax XL 40mm unterscheidet. Der Vorgänger ist mit einem 1-1-2-1 Aufbau ein ganz anderes Okular. Ebenfalls eine seltene technische Angabe: Pentax hat vor einigen Jahren Transmissionskurven zu allen XW-Okularen veröffentlicht. Demnach liegt das XW 40 im gesamten visuell erfaßbaren Bereich zwischen 400nm und 700nm bei über 80% Transmission, zwischen ca 430nm und 700nm sogar über 90% und mit einem Top-Wert von 96% bei 550nm, also gelbgrüner Farbe. Derart genaue Angaben lassen andere Hersteller vermissen, allerdings zeigen verschiedene unabhängige Messungen, dass aktuelle TeleVue-Produkte solchen Transmissionswerten nicht nachstehen oder diese sogar geringfügig übertreffen. Wie bei allen XW Okularen und auch bei der XL Vorgänger-Reihe, ist die Augenauflage über ein Feingewinde für einen optimalen Einblick einstellbar. Eine Verbesserung gegenüber den 1,25" Brennweiten ist, dass das Gewinde nicht ganz so fein ist, wie bei diesen. Ein kleiner, in die Augenauflage eingelassener Aufkleber verrät, dass das Okular unter Ricoh-Regie in Japan gefertigt wurde.

ZweiZollMaxMulticoating
Multicaoting haben sie derweil alle...
Vergütungsfarben auf den Augenlinsen.

Verarbeitung & Co

Betrachtet man die verschiedenen Äußerlichkeiten, dann ist das LVW 42mm noch das einzige Okular mit zumindest für das Jahr 2020 halbwegs normalen Abmessungen. Mit Kappen ist es 132mm lang und bei 61mm größtem Durchmesser passt es noch in ein 65mm Drehpack. Das XW 40 bringt es mit vollständig herunter geschraubter Augenauflage auf 123mm Länge und wird bei 75mm größtem Durchmesser in einem 80mm Drehpack geliefert. Mit den bekannten TeleVue-Wendekappen, die durch Umdrehen sowohl auf die umgeklappte Augenmuschel wie auch auf die 2“ Steckhülse passen, ist das 41mm Panoptic 143mm lang, während es mit normalen Kappen bestückt nur 139mm Stauraum bei etwa 77mm größtem Durchmesser braucht.
Während es mit 124mm nicht besonders lang ist, sorgen wuchtige 95mm Durchmesser dafür, dass das SWA das voluminöseste Okular unter den Bewerbern ist. In ein 80mm Drehpack passt es nicht mehr, stattdessen muss es in ein 105mm Drehpack, wenn man seine Okulare gerne darin verpacken möchte.

ZweiZollMaxVerpackung
Bei den Verpackungen ist man unterschiedlich praxistauglich...

Stellt man die fernöstliche Reisegruppe, jeweils mit Kappen, für eine gemeinsame Wiegerunde zusammen, reihen sie sich den Abmessungen entsprechend ein. Somit ist das LVW mit 550g das leichteste, gefolgt vom 680g schweren XW. Das Panoptic bringt schon 955g auf die Waage und einsam an der Spitze steht, wie schon erwähnt, das SWA mit seinen 1250g.

Gedanken zur Praxis

Normalerweise wird man ein 40mm Okular maximal mit f/6 zum Einsatz bringen, da dann 6,7mm bis 7mm AP geliefert werden. Es geht aber noch etwas extremer. Kommt nämlich bei f/5 ein Paracorr als Komakorrektor um Einsatz, sorgt dessen Verlängerungsfaktor von 1,15× für ein effektives Öffnungsvherhältnis von f/5,75 und somit fast genau 7mm AP - in der Praxis durchaus also noch anwendbar, allerdings sollte man bedenken, dass der Verlängerungsfaktor natürlich auch die effektive Feldblende betrifft und somit nur etwa 40mm Feldblendendurchmesser ausgenutzt werden können. Das ist weniger, als der Feldblendendurchmesser eines 31mm Nagler (42mm), so dass sich die nicht uninteressante Nebenfrage ergibt, ob das Nagler ohne Komakorrektor am Rand konkurrenzfähig zu derartigen Kombinationen performt - und natürlich kann man das Nagler auch noch mit Komakorrektoren mit weniger oder nominell keinem Verlängerungsfaktor kombinineren - während das bei 40mm Brennweite zu übergroßer AP und bei hochobstruierten Optiken zum Erscheinungsbild des „schwebenden Schattens“ führt. Ein Effekt, der entsteht, wenn zum Bildrand hin der Schatten es Fangspiegels aus dem von der Iris genutzten Teils der AP heraus wandert.

Mit diesem Szenario im Sinn kamen die Okulare auch am Celestron C8-N, einem 200/1000 Newton, zum Einsatz. Noch etwas empfindlicher war der Klorohr-Newton mit dem 130/650 Spiegelsatz eines R130Sf. Als deutlich entspanntere Optiken erwiesen sich ein 127/950 Meade ED-Triplett-Apo und der Sky-Watcher Skymax 180, ein 180/2700 Mak.

SkyWatcher Skymax 180/2700 Mak

Der Mak zeigt mit den 40mm Okularen an M13 schon im ganzen Haufen bis ins Zentrum hinein Sterne. Die Auflösung des Haufens verrät aber auch, wie das Pentax XW zum Rand hin an Schärfe verliert, auch wenn die Sternabbildungen rund bleiben und nur wenig vergrößert erscheinen. Beim LVW ist das Nachlassen am Rand hingegen schon durch die Verzerrung der Sterne zu kleinen, zur Bildmitte geöffneten Sicheln deutlich erkennbar. Rein Subjektiv stört dieser Okularastigmatismus mehr, als wenn die Sterne bei vergleichbarem Durchmesser rund blieben. SWA und Panoptic verhalten sich mit der entspannten Optik absolut problemlos.

Meade 127/950 Triplett ED

Im 5“ APO bleibt von nominell 72° scheinbarem Gesichtsfeld des LVW 42 gerade mal ein Pössl-Gesichtsfeld um 50° scharf. Außerhalb davon tritt Okularastigmatismus deutlich zu Tage, was insbesondere die Prasesepe erkennbar werden lässt, da sich das Bildfeld mit hellen Sternen füllt. Nachfokussieren macht die Randabbildung nicht besser, nur die Form der Figuren ändert sich zu kleinen Asti-Kreuzchen. Diese Asti-Figuren bleiben aber an sich klein. Die Praesepe verdeutlichte auch, dass das LVW 42 tatsächlich den größten Himmelsausschnitt unter den Probanden zugänglich macht. Das Pentax XW hat eine spürbar bessere Randabbildung als das LVW, ohne jedoch wirklich perfekt zu sein. Es zeigt wie das LVW auch tangential verzeichnete Randsterne, deren Ausdehnung in ebendieser Richtung aber nur etwa halb so groß ist, wie beim LVW. Der absolut scharfe Bereich in der Mitte ist etwas größer und mit geschicktem Fokus, um zwischen Rand und Mitte auszugleichen, kann man hier noch etwas mehr herauskitzeln - wenn man sich sich Mühe macht.
Setzt man allerdings das 41mm Panoptic ein, muss man unumwunden feststellen, dass dieses Okular bezüglich der Randabbildung die Referenz darstellt. Das ganze Feld ist subjektiv scharf und nur wenn man schwierig aufzulösende Sternhaufen an den Rand schiebt, bemerkt man wirklich ein Nachlassen. Das Meade SWA ist da nahe beim Panoptic. Es wird minimal schlechter am Rand und das Bild ist etwas wärmer, was dazu führt, dass rote Sterne einen etwas auffälligeren Farbeindruck abgeben.

130/650 “Klorohr-Newton”

Der kleine Klorohr-Newton mit Paracorr I wurde unter städtisch aufgehelltem Himmel vor allem auf die Plejaden ausgerichtet. Das LVW 42 fiel hier wieder mit starkem Okularastigmatismus am Rand auf. Die tangentialen Sicheln bekamen kleine, radiale Ausbrüche, woran sich mit Nachfokussieren nichts mehr ändern ließ. Das XW hingegen brachte es mit sorgfältigem Fokus dahin, dass in einem Ring von etwa 5° Randabstand sehr kleine tangentiale Striche erkennbar waren. Das SWA zeigt sich bezüglich der Randabbildung zwar auch wieder besser, aber eine Detailbeobachtung des Orionnebels offenbarte, dass im XW nicht nur einige schwache Sterne leichter zu halten waren, sondern das darüber hinaus noch ein paar Sternchen mehr im Zentrum des Bildfelds auszumachen waren. Es zeigte den Himmelshintergrund neutral bis leicht bläulich, während er im LVW 42 eher blau wirkte und im SWA dagegen dunkler und grünlich erschien.
Die beim Transport des SWA störend große Augenauflage erwies sich hier als große Hilfe, da sie Störlicht sehr gut abschirmt. Bei der schlankeren Form des Pentax muss man zur Abschirmung beide Hände zu Hilfe nehmen, um nicht zuviel Licht am Okular vorbei ins Auge zu bekommen. Bei dieser Beobachtung wurden die Okulare auch einmal für die Beobachtung mit Brille eingestellt, das heißt die Augenmuschel des LVW 42 wurde - etwas mühsam - umgeklappt und die Augenauflagen von SWA und XW wurden soweit wie möglich herunter gedreht. Alle lieferten mit Brille ihr volles Bildfeld ab. Das XW hatte da sogar noch etwas Luft, das heißt die Augenauflage konnte auch mit Brille noch etwas nach oben geschraubt werden. Das Panoptic war zum Zeitpunkt der Beobachtung bereits wieder beim eigentlichen Besitzer im Einsatz.

ZweiZollMaxSchwaerzung2
Ein Blick auf die Störlichtabschirmung zeigt im LVW recht helle Wände,
das Pentax ist etwas unglücklich abgebildet, da sich unten rechts ein Linsenreflex mit dem schwachen Muster der Riffelung in der Steckhülse überlagert.

Celestron C8-N 200/1000 Newton - 40mm mit f/5 und Komakorrektor?

Bei einer Beobachtung am 200/1000 Newton, dem Celestron C8N, sollte es vor allem auch darum gehen, ob die Kombination aus Komakorrektor und 40mm Okular überhaupt lohnt. Der Paracorr I führt eine Brennweitenverlängerung von 15% ein, so dass dementsprechend ein effektives Öffnungsverhältnis von f/5,75 entsteht, womit ein 40mm Okular also 7mm Austrittspupille erzielt. Die Okulare sind damit gerade noch einsetzbar, was in der Praxis auch beim LVW 42 problemlos ging. Das LVW 42 erwies sich, wie schon aus vorherigen Beobachtungen absehbar war, am kritischsten bezüglich der Randabbildung. Kleine Bananensterne hatten ihre größte Ausdehnung entlang des Randes und wurden erst ab etwa einem Plössl-Gesichtsfeld von 50° punktförmig klein. Nachfokussieren erzeugte bestenfalls kleine, nach außen gerichtete Fächerchen am Bildrand, allerdings mit bereits so weit defokussierter Bildmitte, dass in den entstehenden Scheibchen bereits der Fangspiegelschatten erahnbar war. Das XW 40 verhielt sich hier deutlich besser, erzeugte aber auf den letzten 5° Feld radial in die Länge gezogene Sterne. Konzentriert man sich beim Fokussieren auf Sterne bei etwa 2/3 Felddurchmesser, so kann man die Schärfe fast dahin bringen, dass durch Nachakkomodieren des eigenen Auges die Sterne am Rand nur gerade eben verzeichnet sind, und die Sternpunkte in der Mitte noch einwandfrei erscheinen. Allerdings ist das - insbesondere je nach Akkomodationsfähigkeit, sprich je nach Alter, ein das Auge anstrengender Zustand.
Auch das 40mm SWA ließ am Rand noch etwas nach, zeigte sich aber insgesamt homogener über das gesamte Feld. Die etwas besser erkennbaren Sternfarben verrieten, dass die Spotabbildung des SWA nicht ganz dieselbe Qualität wie bei den anderen Okularen hatte. Zusammen mit seinem etwas wärmeren Bild ein Grund für die leicht reduzierte Grenzgröße.
Nun kam jedoch, im schnellen Wechsel, die Kombination aus dem 31mm Nagler Typ 5 und dem Explore Scientific HRCC Komakorrektor zum Einsatz.
Der erste Eindruck mit dieser Kombination war, dass das 31mm so nicht nur das gleiche Bild zeigte, sondern auch noch mit besserer Randabbildung als bei LVW 42 und XW 40. Sie war nicht ganz perfekt, denn die Sternabbildungen vergrößerten sich am Rand, bei leicht eiriger Form der Sterne mit radialer Längsachse. Der erste Eindruck täuscht aber insofern, als das 31mm Nagler mit dem nominell um 7% verlängerndem HRCC zwar einen vergleichbar großen Himmelsausschnitt zeigt, diesen aber mit 82° scheinbarem Gesichtsfeld spürbar stärker vergrößert. Da die Fragestellung aber auch lautet, mit welchem Okular sich aus dem jeweiligen Gerät der maximale Himmelsausschnitt herausholen lässt, kam einerseits das 31mm Nagler auch ohne Komakorrektor zum Einsatz - mit immer noch guter, aber gegenüber dem Einsatz am HRCC spürbar schlechterer Sternabbildung am Rand, und andererseits kamen LVW 42 und XW 40 sowohl mit HRCC wie auch ohne Komakorrektor zum Vergleich. Dies erwies sich sofort als problematisch. Mit dem HRCC wurde bei nominell nun 7,5mm AP der Augenabstand kritisch und das Bild unruhig. Eine Kombination, die sicher vielen Beobachtern nicht mehr zusagen wird. Ohne Komakorrektor eingesetzt war dann die AP von 8mm überkritisch und die ungleichmäßige Ausleuchtung - durch den zum Rand hin unterschiedlichen Versatz der Obstruktion - war nicht mehr zu tolerieren. Natürlich waren die so erzielbten Himmelsausschnitte größer als mit dem 31mm Nagler - aber eben nicht in der Qualität, dass man dies hätte einsetzen mögen. Rein rechnerisch betrachtet kommt das 31mm Nagler (42mm Feldblende) mit dem HRCC auf 39,25mm effektive Feldblende und die maximal denkbaren 46mm Feldblende vor dem Paracorr (I) schrumpfen dahinter auf 40mm zusammen. Mit dem HRCC sind es dank des nur etwa halb so großen Verlängerungsfaktors noch 43mm.

ZweiZollMaxSteckhuelsen
Blick in die Steckhülsen.

Fazit

Das Experiment, mit den 40mm Okularen am f/5-Newton das maximale Feld herauszuholen, muss man letzten Endes als eher gescheitert betrachten. Zwar waren die Ergebnisse von der Abbildungsqualität her durchaus brauchbar und jeweils im Rahmen der Leistung, welche die Probanden auch sonst ablieferten - aber ohne dass sich ein größerer Himmelsausschnitt hätte herausholen lassen, als er mit den üblicherweise empfohlenen Okularen - dem 31mm Nagler und seinen Konkurrenten - möglich wäre. Eine größere Austrittspupille lässt sich natürlich erzielen, allerdings ist der Gewinn an wahrnehmbarer Bildhelligkeit aus physiologischen Gründen jenseits der 5,5mm ohnehin eher gering. Am Ende ist ein solcher Einsatz immer ein teures Unterfangen mit geringem Nutzen.

Anders sieht die Leistung an den deutlich moderateren Optiken aus. Hier stellt das 41mm Panoptic optisch betrachtet die Referenz dar, allerdings mit zwei Wehrmuts-Tropfen, nämlich dem hohen Gewicht und einem exorbitanten Preis. Was die Randabbildung angeht, kam einzig das Meade SWA nah an das Panoptic heran, aber mit nochmals höherem Gewicht und deutlich größerem Packmaß  - und Nachteilen bei Transmission und ganz subtil größeren Sternabbildungen. Das Pentax XW ist auf der Achse hervorragend und bleibt das auch in einem großen Teil des Felds, bei moderaten Optiken wie dem f/15 Mak sogar im ganzen Feld. Es hatte  - auch für Brillenträger - den komfortabelsten Einblick. Dass man aber als Brillenträger am schlanken Okularkörper vorbei auch viel von einer störend hellen Umgebung ausmacht, kann Stadtbeobachter durchaus stören. Das galt auch für das LVW 42, welches bezüglich seiner Randabbildung eindeutig das Schlusslicht unter den Kandidaten war. Ein wenig wird dem Okular zum Verhängnis, dass die duch Okularastigmatismus verzeichneten Sterne tatsächlich sehr fein waren, so dass man die Verzeichnung vielleicht störender wahrnimmt, als vergleichbar groß aufgeblähte Sterneabbildungen, wie sie durch Bildfeldwölbung entstehen würden. Das geringe Gewicht und die schlanken Abmessungen sind aber durchaus erwähnenswerte Vorteile des LVWs.
Schaut man auf den Preis**, so ist das das Explore Scientific 40mm 68° als eindeutiger Nachfolger des Meade SWA 40mm bzw. des baugleichen Maxvision 40mm 68° für 319,- gelistet. Das LVW mit ca. 335 Euro Straßenpreis wird etwas teurer angeboten. Zum Pentax XW 40-R gibt es eine spürbaren Sprung auf 449,- Euro. Das 41mm Panoptic kostet allerdings mit 837,- Euro Listenpreis nominell fast das Doppelte - üblicherweise wird es eher um 670 Euro gehandelt - nicht doppelt soviel wie das XW, aber eben das Doppelte oder mehr als das Doppelte der beiden anderen Kandidaten.

*) Das Pentax XW 40R ist seit Januar 2020 im Handel.
**) Preisniveau 4/2021

 

Schlankes SWA 40mm

Wer das Meade SWA 40mm oder die umgewandelte Version Maxvision 40mm 68° besitzt, kann das Okular ein klein wenig leichter aber auch erheblich kleiner machen, indem nämlich die einstellbare Augenauflage entfernt wird. Das ist rückbaubar und nicht schwer zu bewerkstelligen. Der Umbau sollte für alle Brennweiten der Reihe möglich sein. Im Bild ist ein 24mm zu sehen.
Zunächst gilt es, den Gummiteil der Augenauflage aus dem Aluminiumring herauszulösen, der den unteren Abschluss bildet und das Einstellgewinde enthält. Das Gummi ist nur eingesteckt, sitzt aber schon recht stramm - was auch ganz wünschenswert ist, denn schließlich soll man das Okular auch gefahrlos daran hochheben.

Maxvision_24mm_Undressed
Hier wurde das Maxvision 24mm Okular enthüllt.
Der Ring mit der Beschriftung zeigte innen noch das ehemals grüne Eloxal eines Meade SWA,
aus dem es ursprünglich entstanden ist. Man sieht auch die vom Abschleifen der Gravur entstandene Kante.

Hat man dieses Gummiteil herausgezogen, ist der Ring mit der eingravierten Beschriftung lose. Man nimmt ihn ebenfalls ab. Übrig bleibt der Abschlussring, den man nun, da die Gummiauflage nicht mehr rund um die Augenlinse aufsetzt, nach unten abschrauben kann.
Übrig bleibt ein deutlich schlankeres Okular, das sogar in ein 80mm Drehpack passt. Bevor man es verwenden kann, muss man allerdings noch das vor allem bremsende Schmierfett aus dem nun offenliegenden Gewinde entfernen. Das kann mit etwas Zellstoff und Glasreiniger geschehen. Den Reiniger sollte man aber immer nur auf den Zellstoff sprühen, damit keine Flüssigkeit ins Okularinnere gelangen kann.
Nach dem Umbau muss man natürlich auf die Führung der Augenauflage verzichten und besonders in kalten Nächten möchte man auch nicht das kalte Metall berühren. Eine Auflage aus Veloursfolie kann wenigstens das Kältegefühl verhindern, aber eine egentlich wünschenswerte Gummiaugenmuschel wird man kaum befestigen können.

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