Das Vixen R200SS
Die größte Qual der Wahl kommt auf all jene Hobbyastronomen zu, die sich überlegen, ein 8-Zoll Spiegelteleskop zu kaufen. Die große Vielfalt beinah baugleicher Schmidt-Cassegrain-Teleskope der diversen Hersteller ist schon verwirrend. Da ist es gut, wenn man seine Vorlieben bei der Beobachtung kennt und ein dementsprechendes Gerät auswählt. Für die Freunde von Galaxien, Sternhaufen und Nebeln bietet sich das R200SS von Vixen an. Im Gegensatz zu den meisten 8-Zöllern handelt es sich bei diesem Gerät um ein reinrassiges Newton. Durch seine kurze Brennweite bietet es angenehm große Gesichtsfelder für Milchstrassenspaziergänge und für den Astrofotografen angenehm kurze Belichtungszeiten im Primärfokus.
Graue Theorie...
Um ein Öffnungsverhältnis von F/4 zu erreichen, hat der 20 Zentimeter Hauptspiegel eine Brennweite von 800mm. Entsprechend groß muß der Fangspiegel dimensioniert sein, um den Hauptspiegel voll auszuleuchten. Beim R200SS schattet er den Hauptspiegel mit etwa 75mm Durchmesser ab, was zu einem nutzbaren Öffnungsverhältnis von etwa F/4,2 führt. Ein Komakorrektor sorgt für eine gute Bildqualität bis zum Rand des etwa 3° großen Bildfeldes. Randausschnitt der M27-Aufnahme: Der Komakorrektor funktioniert gut
Schon bei einer Okularbrennweite von 30 Millimeter erreicht das austretende Strahlenbündel den Durchmesser von ca. 8 Millimeter, die größtmögliche Pupillenöffnung des menschlichen Auges. Zum Vergleich: ein F/10-Instrument gleicher Öffnung bietet mit einem 50 Millimeter-Okular gerade mal ein 5 Millimeter starkes Lichtbündel, bzw. bräuchte ein 80 Millimeter-Okular um ein ähnlich helles Bild zu liefern. Das große Gesichtsfeld im Primärfokus ermöglicht die Fotografie ausgedehnter Objekte, wie zum Beispiel den Andromedanebel oder auch den Nordamerikanebel.
Für die gängigen Kamera- bzw. Bajonett-Typen gibt es einen speziellen Fokaladapter, der die Vignettierung durch handelsübliche T2-Ringe vermeiden soll. Es handelt sich dabei übrigens nicht um eine Korrekturlinse. Weiteres Zubehör zur Astrofotografie ist ein speziell für dieses Gerät berechneter Telekonverter, mit dem man bei 1500 mm Brennweite F/7,5 erreicht. Zur fotografie kleinerer Objekte wie planetarischer Nebel oder Galaxien reicht die Vergrößerung sonst nicht aus. Der f/7.5 Tele-Extender
Testvorbereitungen
Für den Test wurde mir von der Firma Vehrenberg in Meerbusch das R200SS mit der Vixen hauseigenen Great-Polaris-Montierung zur Verfügung gestellt. Zur Astrofotografie empfehle ich aber, mindestens die DX-Variante der Great-Polaris zu verwenden. Das mit Rohrschellen ca. 5,5 Kilogramm schwere Gerät läßt bei der normalen GP-Montierung keine Reserven für die Kamera und das Leitfernrohr. Die DX-Variante bietet neben mehr Tragkraft auch eine höhere Genauigkeit bei der Nachführung.
Der mehrschicht-vergütete Komakorrektor ist serienmäßig eingebaut. Dazu gibt es das 20 Millimeter LV-Okular (1 ¼ Zoll Durchmesser) vom gleichen Hersteller. Ein 6x30 Sucher und ein T2-Gewinde zum Anschluß des Kamera spezifischen T2-Adapters sind ebenfalls im Lieferumfang enthalten. Für den Test kamen allerdings die LV-Okulare mit 30, 15, 10 und 5 Millimeter Brennweite zum Einsatz. Außerdem konnte ich die Palette mit einem 28 Millimeter Pentax XL Okular eines anderen Sternfreundes ergänzen. Mit dem 30 Millimeter Okular am 2-Zoll-Auszug erreicht man etwa 7,5 Millimeter Austrittspupille, also den maximalen Lichtgewinn bei der visuellen Beobachtung. Leider ist der 2-Zoll Okularanschluss nicht im Lieferumfang enthalten und muß gesondert bestellt werden.
Gut verpackt
Optik und Montierung werden jeweils in einer eigenen Verpackung geliefert. Beide Teile bestehen aus jeweils zwei kompletten, ineinandergesetzten Kartons aus sehr stabiler Pappe. Die Optik war an den Enden in Styropor gelagert, an den Längsseiten des Kartons blieben etwa 5 Zentimeter Luft, eine nette Knautschzone für den Transport. Das Testgerät habe ich übrigens Originalverpackt direkt bei der Firma Vehrenberg in Meerbusch abgeholt, es handelt sich also keinesfalls um ein gesondert ausgesuchtes Exemplar, sondern um ein ganz normales Serienmodell. Auf dem Karton klebte noch das Luftfracht-Etikett. Nach dem Auspacken präsentierte sich unser bescheidenes Wohnzimmer ähnlich einem weihnachtlichem Schlachtfeld. Ca. 15 Schachteln mit den diversen Zubehörteilen wollten ausgepackt werden. Alle Einzelteile waren staubgeschützt in Tüten verpackt, von denen einige auch per Clip wiederverschließbar sind. Zusammen mit der Montierung wurde eine ca. 60 Seiten starke deutsche Bedienungsanleitung geliefert. Auch für Einsteiger gut verständlich und bebildert wird hier von der Montage der diversen Zubehörteile bis hin zur Benutzung und Justierung des Polsuchers alles erklärt.
Der stabile Tubus wird in zwei robusten Rohrschellen gelagert. Das Tubusinnere ist matt schwarz lackiert und bietet, dank neun Zoll Durchmesser, noch Platz, damit vom auskühlenden Spiegel erwärmte Luft außerhalb des Strahlengangs abfließen kann. Auch wenn sie auf den ersten Blick wie aus Kunststoff ausschaut, ist die vierstrebige Fangspiegelhalterung ebenfalls aus Aluminium und sehr stabil. Immerhin ist hier auch ein recht großer Fangspiegel zu tragen. Um an die robust ausgelegten Justierschrauben des Fangspiegels zu gelangen, muß zunächst eine kleine Abdeckplatte losgeschraubt werden. Leider zeichnen sich an den Rändern der Streben recht gratige Kanten der Gußform ab. Ob die Beugungserscheinungen der Streben dadurch eventuell verstärkt werden, vermag ich allerdings nicht zu beurteilen. Die ganze Halterung ist mit sechs Schrauben am Tubus befestigt. Der Tubusdeckel ist mit kleinen Filzpolstern gegen ein unbeabsichtigtes herausrutschen gesichert. Leider gibt es im Deckel keine kleinere Öffnung zum Beispiel zur abgeblendeten Beobachtung des Mondes. Die Fassung des Hauptspiegels ist ebenfalls mit sechs Schrauben am Tubus befestigt. Der Spiegel selbst wird mit jeweils drei kleinen Zug- und Druckschrauben justiert. Innen wird der Spiegel von drei Klemmen gehalten, die etwa drei Millimeter weit in die optische Fläche hineinragen. Die Optik wird beim Zusammenbau durch Vixen justiert, dennoch kann nach dem Transport ein Nachjustieren vonnöten sein. Ein kurzer Blick in den leeren Okularauszug ließ auf eine gute Kollimierung schließen. Dabei konnte ich gleich feststellen, daß der Okularauszug von innen mit schwarzem Filz ausgekleidet ist. Offenbar bietet der übliche Mattlack nicht genügend Schutz gegen Reflektionen bei einem so lichtstarken Gerät. Der Fokussiertrieb geht gleichmässig und ist ab Werk ziemlich stramm angezogen. Bei bedarf kann man über vier Kreuzschrauben das ganze etwas leichtgängiger einstellen. Auch vollständig ausgefahren ist der Okularauszug ohne Spiel. Mehr als 2,5 Zentimeter Fokussierweg sind zwar bei einem so kurzbrennweitigen Newton nicht drin, lassen aber auch bei meinen - 4,0 Dioptrien noch eine Menge Spiel. Der Okularauszug des R200SS mit 2 Zoll Fassung und selbstbau 1,25” Adapter
Der 2-linsige, voll vergütete Komakorrektor wird unter die Reduzierstücke für 1 ¼ Zoll oder 2 Zoll Okulare geschraubt. Die Halterung für 1 ¼ Zoll Okulare kann direkt am Reduzierring abgeschraubt werden. Zum Vorschein kommt ein T2-Gewinde. Mit dem entsprechenden T2-Adapter für die Kamera kommt man hier ohne störende Zwischenringe problemlos in den Fokus. Wichtig dabei ist, nach Händlerangaben, daß bei der Fokalfotografie der Abstand zwischen Filmebene und Komakorrektor genau eingehalten wird. Ansonsten funktioniert die Korrektur nicht und man erhält am Rand des Bildfelds Schweifsternchen. Das bedeutet aber auch, daß fotografische Deep-Sky Filter nicht einsetzbar sind. Sie könnten allenfalls noch vor dem Komakorrektor angebracht werden. Doch obwohl der Korrektor 2-Zoll Durchmesser hat, gibt es kein Gewinde zur Befestigung eines Filters - Schade. Mechanisch gibt es beim R200SS insgesamt keine Einwände. Alles war gut verschraubt, kein Klappern oder Rasseln ließ sich hören. Der mitgelieferte 6x30 Sucher ist fokussierbar und darf sich schon Finder nennen. Das Fadenkreuz ist angenehm fein ausgelegt und der Sucher läßt sich gut justieren. Für ein Deep-Sky-Gerät, wie es das R 200SS so ziemlich in Reinform darstellt, finde ich aber einen 7x50 Sucher angebracht. Zumindest in der Kombination des Geräts mit GP-DX Montierung sollte er direkt im Paket enthalten sein. Da ich ohne Brille nur Sterne bis zur 1. Größenklasse erkennen kann, bin ich gezwungen, meine Gesichtsverglasung auch bei der Benutzung des Suchers zu tragen. Eine Gummikappe oder wenigstens eine Gummiauflage an der Augenlinse des Suchers wäre eine nette Verbesserung.
Vor dem „First Light“
Glücklicherweise konnte ich, des schlechten Wetters wegen, in aller Ruhe auspacken und aufbauen. Vor dem „First Light“ justierte ich erstmal den Sucher. Meist visiere ich dabei auf Nachbars Schornstein. Diesmal aber klappt es nicht, denn das R200SS hat eine Naheinstellgrenze von Schätzungsweise 30 Metern. Dann mußten halt einige entfernte Baumspitzen herhalten. Wie schon erwähnt läßt sich der Sucher gut justieren. Der Anblick der Baumspitzen gegen den hellen, aber bedeckten Himmel ist soweit zufriedenstellend, offenbart jedoch die geringe Schärfentiefe des R200SSs. Bei einem so kleinen Öffnungsverhältnis ist das aber nicht anders möglich.
Endlich gutes Wetter - First Light
Überraschend haben sich gegen Abend die Wolken aufgelöst. In der Dämmerung werden die großen Zirrenfelder unsichtbar, was aber nicht bedeutet, daß sie wirklich verschwunden sind. Ich traue dem Wetter nicht, daher entscheide ich mich für eine kurze Beobachtung auf dem Balkon. Noch während der Spiegel auskühlt stelle ich Zosma (d Leonis) ein, um die Justierung zu überprüfen - Alles in Ordnung, die Fangspiegelabschattung findet sich konzentrisch im unscharf gestellten Sternscheibchen. Das Tubusseeing zeichnet sich deutlich ab, der Spiegel muß noch einige Zeit auskühlen - macht nix, es ist sowieso noch nicht ganz dunkel. Umgeben von Bäumen und Häusern bietet sich nur ein begrenztes Himmelsgebiet zur Beobachtung an. M3 ist das auffälligste Objekt. Bei mäßigem Seeing bleibt der Kugelsternhaufen im 10 Millimeter LV-Okular ein nebliges Objekt. Im 5 Millimeter LV allerdings läßt er sich bis fast ins Zentrum auflösen. Selbst im hellen Zentrum heben sich bei indirektem sehen einige Sterne ab. Der Sternkatalog belehrt mich später, das es sich dabei wohl um Vordergrundsterne handelt. Als besonders nervig erweist sich ein Detail der Steuerungseinheit DD-1 zur GP-Montierung. Eine grüne Leuchtdiode blendet mich dermaßen, daß nach jeder Korrektur mit den Motoren meine Dunkeladaption dahin ist. Schließlich lege ich das Ding auf den Kopf und korrigiere mit den Handrädern. Der Versuch, in Zenitnähe die Galaxien M51 oder M101 zu beobachten scheitert schlichtweg an der nicht vorhandenen Größe des Balkons. Um durch den Sucher oder das Okular zu blicken müßte ich mich anseilen, oder das Rohr umschwenken und ein Stück Hauswand einreißen. Glücklicherweise hält mich das allzu deutliche Flackern von Arkturus von solch drastischen Maßnahmen ab, ich warte auf eine bessere Beobachtungsnacht.
Das Warten dauert genau eine Woche, bis um 20 Uhr ist der Himmel über Oer-Erkenschwick bedeckt, aber ein Anruf von einem Vereinskameraden verkündet, daß über Radevormwald bereits der Himmel aufgerissen ist. Schnell wird der Wagen beladen. Beobachtungsort ist die Volkssternwarte Ennepetal. Die Beobachtungsnacht ist vielversprechend. Der schwächste Stern, den wir im kleinen Wagen erkennen können, hat 5,1 mag. Der Mond wird uns auch nicht stören. Der Hantelnebel ist das erste visuelle Objekt der Nacht. Neben der hellen Hantel sind auch die schwächeren „Ohren“ erkennbar, der Hantelnebel wirkt mehr rund als hantelförmig. Mit dem O-III-Filter meines Vereinskameraden verschwinden ein bis zwei Größenklassen der Feldsterne, dafür aber wirkt der Nebel wesentlich kontrastreicher. Der Himmelshintergrund wird angenehm schwarz. Mit dem O-III-Filter beobachten wir auch den Cygnusbogen, zunächst den Bereich NGC 6992-6995. Der Supernovaüberrest wirkt scharf begrenzt und läßt sich problemlos ohne indirekes Sehen erkennen. Auch die „Hand“-Struktur lässt sich gut erkennen.
Der Schleiernebel, oder Sturmvogel füllt die 55° Eigengesichtsfeld des Pentax XL 28 Millimeter Okulars. Die feinen Strukturen lassen sich, immer noch mit dem O-III-Filter, gut erkennen. Ein Objekt für Freaks mit einem O-III-Filter ist Pickerings Triangle Wisp. Es ist, wie der Name schon sagt, nur ein Nebelhauch auszumachen. Der Nordamerikanebel sprengt natürlich das Gesichtsfeld. Trotz O-III-Filter sind die Formen sehr schwach und Schemenhaft. Die trotz Bodennebels gute Horizontsicht macht einen Blick Richtung Schütze lohnenswert. Der Lagunen-Nebel ist bereits ohne Filter scharf begrenzt auszumachen. Mit O-III-Filter hebt er sich noch deutlicher von der Umgebung ab. Beide Teile des Trifid-Nebels sind gut sichtbar, wirken aber diffus. Der schwächere Reflektionsnebel verschwindet bei Einsatz des O-III-Filters, der auf Fotos rötliche Emissionsnebel wirkt nun aber ebenfalls scharf begrenzt. Auch in dieser Nacht nervt mich die grüne LED der Steuerung. Ich benutze sie schließlich, um ins Beobachtungsbuch zu schreiben - sie ist tatsächlich hell genug dazu. Aber man kann es nicht schönreden, die grüne LED ist unprofessionell, da gehört eine rote rein! Der Kugelsternhaufen M13 darf natürlich nicht fehlen. Schon im 10er LV werden die Randsterne aufgelöst, im 5er LV ist er dann vollständig aufgelöst, wie es sich für einen 8-Zöller gehört. M92, ebenfalls ein Kugelsternhaufen, läßt sich im 5er LV fast vollständig auflösen. Nur der innerste Teil bleibt ein heller Fleck. Die onehin schon kurze Juninacht ist wie im Fluge vergangen. Am Horizont zeigt sich bereits etwas Farbe. Schnell soll noch ein Blick auf M57 geworfen werden. Hier bin ich gewohnt, mich von b oder g Lyrae aus heranzutasten. Nicht so mit dem R200SS. Beim ersten Blick ins 28er Pentax XL Okular sind beide Sterne noch gut im Gesichtsfeld und der Ringnebel steht, schon als kleiner Kringel erkennbar, in der Mitte. Bei 55° Eigengesichtsfeld hat man also bereits 2° wahres Gesichtsfeld! Mit dem 30er LV erzielt man noch etwas mehr wahres Gesichtsfeld, nämlich 2° 15 Bogenminuten bei akzeptabler Randabbildung. Im 5er LV lassen sich die gegenüberliegenden Verdickungen des Rings erkennen, der Zentralstern aber bleibt unsichtbar. Außerdem haben wir während der Nacht Gelegenheit zu einigen Fotos gehabt. Schön ist hierfür das im Lieferumfang enthaltene T2-Gewinde am Okularauszug. Die 1 ¼ Zoll Okularhalterung wird direkt auf dieses T2-Gewinde geschraubt. Wer ein Objekt im Kamerasucher nicht gleich findet, kann also schnell mal wechseln. Leider gibt es hier noch eine Schwachstelle. Das T2-Gewinde wird nämlich wie ein Reduzierstück in den Okularauszug geschraubt. Da der Ring aber den Okularauszug nicht ganz abdeckt, hat man einen Zusätzlichen Ring lose darumgelegt. Wer nun versucht, seine Kamera vom T2-Gewinde wieder abzuschrauben greift nicht nur unwillkürlich, sondern wegen des kurzen Abstands sogar zwangsläufig an diesen losen Ring. Die Folge: Nicht das T2-Gewinde an der Kamera wird abgeschraubt, sondern das ganze Reduzierstück, in das auf der Innenseite der Komekorrektur eingeschraubt ist. Der eigentliche Gewindering dreht nämlich unter dem Abdeckring einfach durch, man kann ihn nicht festhalten. Wer nicht damit rechnet hat schnell Fingerabdrücke auf dem Komakorrektor. Nach einiger Zeit offenbarte sich dann auch der Sinn dieses Rings. Er lässt sich nämlich dank eines Gewindes zum Kontern des T2-Anschlusses gegen den Okularauszug verwenden. Auf diese Weise ist die Kamera um drehbar, um große Objekte, Beispielsweise den Andromedanebel, entlang der Bilddiagonalen auszurichten. Nach einem letzten Blick beginnen wir mit dem Abbau der Geräte. Alles ist vom Tau ziemlich naß geworden und wir merken, daß wir wohl schon einige Zeit durch beschlagene Okulare geschaut haben.
Die fotografischen Ergebnisse sind dann aber wirklich überzeugend. Die extreme Lichtstärke des Geräts macht es zu einer Kleinigkeit, einen 200 ASA Film auszubelichten. Unter den oben beschriebenen Bedingungen genügten 10 Minuten. Der Hantelnebel zeigte sich auf den Bildern sehr schön mit seinen inneren Strukturen, die „Ohren“ sind bereits schwach sichtbar. Auch der Zentralstern ist auf dem Diapositiv deutlich zu sehen. M 13 ist auch auf dem Foto vollständig aufgelöst und die verstreuten Sterne der äußeren Regionen des Kugelsternhaufens sind ebenfalls abgebildet. Die angenehm kleinen Sternpunkte vergrößern sich in den Ecken kaum merklich. In den äußersten Ecken des Bildes muß der letzte Rest Koma schon gesucht werden, um aufzufallen. Durch die kurzen Belichtungszeiten läßt sich eine gute Nacht noch besser ausnutzen, ohne dabei hektisch von Nebel zu Nebel zu schwenken. Objekte, die wegen Stundenlanger Belichtungszeit unattraktiv waren, rücken in den Bereich des bequem machbaren. M13 nach ca. 7 Minuten Belichtung: Die 12.9 mag Galaxie NGC6207, etwa in der Mitte zwischen M13 und dem linken Rand, wird bereits sichtbar
Etwa eine Woche später bietet sich dann der 6 Tage alte Mond als Testobjekt. Zunächst noch bei Tageslicht hat man bis hin zum 5 Millimeter LV-Okular eine gute Bildschärfe. Das Bild wirkt gleichmässig hell, die Fangspiegelabschattung wird erst bei mehr als 3 Zentimetern Augenabstand sichtbar. Der blaue Tageshimmel ließ aber eine Bewertung des Kontrasts nicht zu. Sowohl die Fotografie im Primärfokus, als auch die Verwendung eines älteren Kenko-2x-Telekonverters zeigten eine gute Schärfe. Durch den blauen Himmel verriet sich allerdings auch eine Vignettierung. Es wird lediglich die kleine Achse des Kleinbildformats voll ausgeleuchtet, in den Ecken ist das Bild leicht vignettiert. Abhilfe soll der bereits erwähnte Fokaladapter bringen.
Die Qualität der Optik ist wirklich überzeugend. Zusammen mit dem Komakorrektor sind die Bildfehler am Rand des Gesichtsfeldes unmerklich. Der Hauptspiegel wird nach dem Schliff durch gezieltes Aufdampfen der Spiegelschicht aufs genaueste geformt. Die verwendete Spiegelschicht reflektiert im visuellen Bereich zwischen 92 und 95 Prozent des Einfallenden Lichtes. Zwischen 450 und 630 Nanometer Wellenlänge liegt die Reflektion bei über 94 Prozent. Allerdings kommt es auch aufs Okular an. Die LV-Okulare und auch das Pentax XL Okular machten eine gute Figur. Auch Nagler-Okulare machen keine Probleme. Ein kurzer Test mit einem 28mm-Ortho zeigte aber eine geradezu erschütternde Unschärfe am Bildrand.
Fazit
Im Praxistest hat sich das Gerät gut bewährt. Neben seiner Stärke, der Astrofotografie, verheißt es eine Menge Spaß bei der Deep-Sky Beobachtung und läßt einen auch bei der gelegentlichen Planetenbeobachtung nicht im Stich. Das große Gesichtsfeld macht die Milchstraße zu einem wahren Sternenmeer und hilft nebenbei auch beim Aufsuchen unbekannter Objekte. Trotzdem sollte die erste Anschaffung ein 7x50 Sucher sein, der 6x30 Sucher ist für DeepSky-Objekte einfach zu lichtschwach. In Kombination mit engbandigen Filtern wie O-III und UHC eignet sich das R200SS hervorragend zur visuellen Beobachtung schwacher Emissionsnebel mit großer Ausdehnung. Zusammen mit einem Swan-Band-Filter erhält man einen guten Kometenjäger. Auch fotografisch läßt es sich praktisch für alle DeepSky-Objekte einsetzen, lediglich kleine Objekte, wie Planetarische Nebel und Galaxien, leiden unter der geringen Vergrößerung im Primärfokus. Wünschenswert ist auch eine Anschlussmöglichkeit für fotografische Filter vor dem Komakorrektor. Auch wenn das Newton mit etwas über 70 Zentimeter Länge deutlich größer ist, als die ab 20cm Öffnung üblichen Cassegrain-Varianten, ist es gut handhabbar und transportabel. Insgesamt also eine wirklich überzeugende Lösung vor allem für Sternfreunde, die mit einem DeepSky-Gerät mobil sein wollen und für die Astrofotgrafie eine parallaktische Montierung benötigen . |