Welches Teleskop für die Kometenbeobachtung? Komet “Naseweis”: C/2020 F3 (NEOWISE) am 14.7.2020 gegen 1 Uhr über Marl. Der Schweif ist zweigeteilt als weißer Staubschweif und schwach bläulicher Gasschweif erkennbar. Davor waagerecht und bräunlich eine dünne Wolke, angeleuchtet vom größten Lichtverschmutzer der Region, dem Chemiepark Marl.
Der Sommerkomet 2020 - viele Sternfreunde haben über 20 Jahre lang auf einen freiäugig und komfortabel am Abendhimmel sichtbaren Kometen gewartet - wirft die Frage auf, wie man ihn beobachtet. Schön, wenn dadurch angeregt auch viele neue Sternfreunde sich erkundigen, wie man den Kometen und vielleicht auch mehr am Himmel beobachten kann. Kometenjagd mit dem FernglasFür die Kometenbeobachtung wird von den meisten Sternfreunden zuerst ein Feldstecher herangezogen. Selbst bei mit freiem Auge sichtbaren Kometen kann es gut sein, dass der Komet so schwach ist, gerade wenn Stadtlicht oder Dämmerung stören, dass man ihn erst einmal per Feldstecher entdecken muss, ehe man es auch schafft, das vielleicht unauffällige Schweifsternchen mit bloßem Auge auszumachen. Der Komet Neowise C/2020 F3 ist dafür ein sehr gutes Beispiel. Da Kometen vor allem in Sonnennähe aktiv werden ist es übrigens häufig so, dass es zur Kometensuche nur ein kurzes Zeitfenster in der Dämmerung gibt. Steht ein Komet nahe an der Sonne, geht er entweder kurz vor ihr auf oder kurz nach ihr unter. Bitte an der Stelle Achtung: Niemals darf die Sonne direkt ins Auge kommen, egal ob durch Fernglas, Teleskop oder auch nur den Kamera-Sucher. Man verbrennt sich die Netzhaut und hat lebenslang Sehbeeinträchtigungen. Erblindung ist möglich. Kometen sucht man eigentlich, wenn die Sonne nicht mehr oder noch nicht am Himmel steht. Es ist extrem selten, dass ein Komet so hell ist, dass er am Taghimmel auszumachen wäre. Für den Anfang sollte man einen Feldstecher mit nicht mehr als 10-facher Vergrößerung wählen. Das erkennt man am ersten Teil der Feldstecher-Bezeichnung. Fängt sie mit "8x" an, hat das Glas achtfache Vergrößerung. Mehr als zehnfache Vergrößerung kann nicht jeder freihändig ruhig genug halten. Mit etwas Übung - und auch genügend Kraft im Arm, sind auch 15x zu schaffen. Das ist aber für Fortgeschrittene. Besonders günstig für den Einsatz in der Dämmerung oder unter Himmel, der durch Stadt-, aber auch Mondlicht nicht richtig schwarz ist, eignen sich Feldstecher, deren Öffnung in Millimetern maximal das vierfache der Vergrößerung beträgt. Das ist der zweite Teil der Angabe auf dem Glas. Ein 10x40 ist für solche Bedingungen ideal, aber auch ein 8x30 fällt darunter. Dämmerungsgläser wie ein 7x50 brauchen schon sehr dunklen Himmel, sonst kann es sein, dass ein Komet oder andere Beobachtungsziele am Himmel sich vom grauen Himmelshintergrund so schlecht abheben, dass man sie übersieht. Als Brillenträger sollte man einen Feldstecher mit umklappbaren Gummiaugenmuscheln wählen. Solche Geräte eignen sich mit umgeklappten Augenmuscheln meist auch für den Einblick mit Brille und zerkratzen diese nicht. Das hilft einerseits für den schnellen Wechsel zwischen Feldstecher und freiäugiger Beobachtung, andererseits auch zum Weitergeben des Feldstechers, wenn man nicht alleine beobachtet. Kometen werden übrigens deshalb so gern mit dem Feldstecher beobachtet, weil sie oft so lange Schweife haben, dass sie nur mit der geringen Vergrößerung des Feldstechers noch ganz ins Bild passen. Außerdem erleichtert der Feldstecher das Suchen, weil man schnell ein großes Himmelsareal damit absuchen kann. “Kometenteleskope” Unter einem Comet Catcher versteht man meist kleine Refraktoren mit kurzer Brennweite, hier das Vixen A62SS.
Natürlich ist die Kometenbeobachtung auch mit einem Teleskop möglich. Sogenannte "Comet Catcher" sind Teleskope, die einen großen Himmelsausschnitt zeigen. Solche Teleskope haben dann meist nur 350 bis 400mm Brennweite, manche auch 500mm. Je nachdem, welche Zubehör-Anschlüsse vorhanden sind, kann mit entsprechend schwacher Vergrößerung man einen 5° großen Himmelsausschnitt im Bild sehen. Das sind immerhin zehn Vollmonddurchmesser, reicht also auch für schon spektakulär große Kometen. Einfache Comet-Catcher sind meist Linsenfernrohre mit achromatischem Objektiv und Eckdaten wie 70/350 oder 80/400. Bei diesen Angaben bezeichnet die erste Zahl den Öffnungsdurchmesser in Millimetern - das wichtigste Leistungskriterium für ein Teleskop. Die zweite Zahl bezeichnet die Brennweite. Sie bestimmt den je nach Okular und Vergrößerung maximal sichtbaren Himmelsausschnitt. Auch ein Newton 114/450 oder 114/500 ist gut verwendbar, wenn dieser einen Parabolspiegel hat. Höherwertige Comet-Catcher basieren auf ED-Objektiven (als "ED", "ED-Apo" oder "Apo" vermarktet), wodurch sie sich auch gut für die Fotografie eignen. Ein Einstieg mit den zuerst genannten 70/350 Achromaten als Komplettpaket ist für weniger als 100 Euro möglich - allerdings sind diese sehr günstigen Geräte schon recht einschränkend auf geringe Vergrößerungen abgestimmt. Wer das Erscheinen eines Kometen nur als Anlass nimmt, um sich mit dem Hobby "Sternegucken" zu beschäftigen, der sollte jetzt nicht einfach einen Comet-Catcher anschaffen, mit dem sich der weitere Weg im Hobby dann eventuell als unattraktiv herausstellt, weil des Gerät in seiner Verwendung zu speziell ist. Denn natürlich kann man prinzipiell mit jedem Teleskop einen Blick auf einen Kometen werfen. Man sieht dann aber bei großen Kometen gegebenenfalls nur einen Ausschnitt. Weit entfernte, kleine und somit schwache Kometen liegen durchaus auch außerhalb der Reichweite eines "Comet Catchers", so dass Kometenjäger manchmal auch sehr große Teleskope haben. Es macht also durchaus Sinn, sich nach einem "ganz normalen" Teleskop für den Einstieg umzuschauen. Weniger spektakuläre Kometen, hier C/2004 Q2 Machholz, sind eher ein Objekt für’s Teleskop.
Schaut man mit dem Teleskop und höherer Vergrößerung auf den "Kopf" eines Kometen, genannt "die Koma", kann es sein, dass man nur einen diffusen Lichtfleck mit dem Schweifansatz sieht. Aber es ist durchaus möglich, dass man auch Strukturen wie eine spiralförmige Verteilung des Staubs um den Kometenkern sieht. Das wird erkennbar, wenn nur an einer oder wenigen Stellen auf dem Kometenkern Material verdampft. Durch die Rotation des Kerns driftet das Material dann in einer Spirale vom Kometenkern weg, ehe es vom Sonnenwind mitgerissen wird. Kometenkerne sind normalerweise aber so klein und weit entfernt, dass man mit Amateur-Teleskopen niemals einen wirklichen Blick auf die Oberfläche eines Kometen werfen kann. Aber man kann bei nah an der Erde vorbeiziehenden Kometen durchaus erkennen, ob Material in "Jets" vom Kern ausgeworfen wird. Persönlich erinnere ich mich an entsprechende Beobachtungen beim 1996 spektakulären Kometen Hyakutake. Dieser 130/650 Newton erlaubt es, Okulare mit 50,8mm Einsteckdurchmesser zu verwenden und kann daher einen ähnlich großen Himmelsausschnitt zeigen, wie ein 70/350 Comet Catcher mit 31,8mm Einsteckdurchmesser. Die größere Öffnung zeigt aber viel mehr Sterne.
KometenfotosDie Anforderungen für die Fotografie sind manchmal sehr einfach, so dass sich simpelste Versuche wirklich lohnen. Ist ein Komet mit bloßem Auge sichtbar, dann kann er sogar auf Smartphone-Schnappschüssen erscheinen. Will man mehr aus den Bildern herausholen, sollte man eine Bilderreihe mit festem Bildausschnitt fotografieren, um diese Aufnahmen dann digital zu addieren. Dabei berechnen Programme wie DeepskyStacker die Sternpositionen in den einzelnen Bildern und legen diese mit kleinen Korrekturen passgenau aufeinander. Das verringert das Bildrauschen, so dass die Bilder noch gut nachbearbeitet werden können, wenn sie etwas zu flau sind. Kometen, die ohne Fernglas nicht erkennbar sind, brauchen wenigstens eine per Stativ aufgestellte Digitalkamera, mit der man dann Belichtungsserien aus 20 oder mehr Aufnahmen erzeugt und später aufaddiert. Man muss die Belichtungen entweder per Fernsteuerung oder durch ein Belichtungsprogramm oder einen programmierbaren Auslöser erzeugen, damit nichts verwackelt. Jedes Bild sollte immer genau so lang belichtet werden, dass die Sterne durch die Himmelsrotation nur minimal strichförmig erscheinen. Mit einer DSLR und 135mm Brennweite kann man so nur eine Sekunde, wenn es sein muss maximal 2 Sekunden belichten, mit 50mm Objektiv kann man diese Zeiten etwa verdoppeln. Ist der Komet so schwach, dass man mehr Belichtungszeit braucht, dann muss man die Kamera aufwändig dem Himmel nachführen, braucht also eine sogenannte Nachführeinheit. Die einfachsten Nachführeinheiten funktionieren mit einem Uhrwerk und sind dementsprechend unkompliziert. Sie müssen aber gut auf den Himmelspol ausgerichtet werden, was mit Hilfe des Polarsterns geschieht. Also Komplikation ergibt sich, dass manche Kometen sich recht zügig am Himmel und damit vor dem Sternenhintergrund bewegen. Das kann dann bei der Bildaddition dazu führen, dass der Komet durch seine Bewegung verschwommen erscheint. Man muss dann die Bildaddition nicht auf den Sternen, sondern auf dem Kometenkern einrasten lassen - was wiederum die Sterne zu kleinen Strichen oder im Falle von Belichtungspausen zu gepunkteten Linien werden lässt, die man bei Suchen nach Kometenfotos im Web häufig zu sehen bekommt.
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