Das William Optics UWAN 28mm im Vergleich mit dem TeleVue Nagler 26mm Type 5
Ultraweitwinkel mit mehr als 20mm Brennweite und guter Performance an schnellen Optiken zählen zu den teuersten Okularen für Amateurastronomen. Spitzenreiter sind in dieser Klasse die TeleVue Nagler Type 5 mit 26mm und 31mm Brennweite. In den letzten Jahren allerdings bekam TeleVue in diesem Leistungsbereich Konkurrenz. Ein solcher Konkurrent für die beiden genannten Nagler Okulare ist das William Optics UWAN 28mm. Im Dezember 2007 konnte ich durch die private Initiative eines Sternfreundes ein solches Okular mit meinem 26mm Nagler vergleichen. Schon der Größenvergleich mit der 2-Euro-Münze im ersten Bild zeigt, dass man es hier mit wuchtigen Okularen zu tun hat. Beide bringen ein erhebliches Gewicht auf die Waage, und zwar 740g beim Nagler und 980g beim UWAN. Dementsprechend enorm sind die Abmessungen. Das Nagler ist 131mm hoch und hat 71mm als größten Durchmesser. Das UWAN ist 132mm hoch und hat 79mm Durchmesser. Gewicht und Größe sind allerdings mit aufgesetzten Kappen gemessen. Beide Okulare passen so noch in ein 80mm Drehpack. Die speziellen Kappen das Naglers machen das Okular dabei um 14mm höher, was bei der Unterbringung in einem Drehpack oder einem Okularkoffer beachtet werden muss. Ursache ist, dass die beiden Kappen des Naglers auf beiden Seiten Ränder mit unterschiedlichem Durchmesser haben, so dass jede Kappe durch umdrehen sowohl auf die Augenmuschel als auch auf die Steckhülse aufgeschoben werden kann. Die Kappen des Naglers sind aus weichem Kunststoff, die des UWAN aus festem Gummi. An beiden Okularen sitzen die Kappen sicher und können nicht versehentlich herunterfallen. Beide Okulare sind mit griffigen Gummiarmierungen versehen. Beim UWAN gehört etwas Geschick dazu, das Okular so aus der Packung zu heben, dass der obere Gummiring sich nicht vom Gehäuse abhebt. Stichwort Verpackung: Das Nagler wird in einem schlichten Karton aus dicker und fester Pappe geliefert und findet sich darin in Blasenfolie eingewickelt. Das UWAN hingegen wird in einer geradezu edel wirkenden Verpackung geliefert. Der Karton ist zwar aus dem gleichen Material wie das TeleVue Pendant, darin aber ist das Okular in exakt zugepasstem Moosgummi gelagert. So sehr die edle Verpackung von William Optics dem Okular schmeichelt, so untauglich ist sie für den alltäglichen Gebrauch. Viel zu groß für einen Okularkoffer, und natürlich auch anfällig für Tau, denn Pappe bleibt nuneinmal Pappe. Egal also, ob man eines der TeleVue Spitzenokulare oder das Top-Modell von William Optics anschafft, man kommt nicht umhin, für eine alltagstaugliche Unterbringung zu sorgen. Beiden Herstellern könnte da ein Blick auf Pentax gut tun, denn dieser Hersteller liefert seine Okulare vorbildlich in Drehpacks mit passenden Blasenkunststof-Polsterungen. Für Okulare mit Listenpreisen über 600 Euro* (Nagler) bzw. über 400 Euro* (UWAN) kann man eine praxisgerechtere Verpackung durchaus einfordern. Edle Verpackung des UWAN - leider trotzdem nicht besonders Alltagstauglich.
Beide Okulare präsentieren sich sehr gut verarbeitet. Dank der Gummiarmierungen ist die Handhabung der schweren Okulare unproblematisch - es ist auch genug Platz zum zupacken da. Die Gehäuse wirken edel und sind schwarz harteloxiert, beim UWAN sogar die Steckhülse. Bei so schweren Okularen sollte eine Sicherungsnut wirklich vorhanden sein, weil das große Gewicht schonmal die Verschraubung eines Zenitspiegels lösen kann. Beim Nagler ist die Sicherungsnut auch sofort zu erkennen, beim UWAN zeigt ein genauer Blick auf die Steckhülse, dass hier eine besondere Lösung angewandt wurde. Anstelle einer normalen Sicherungsnut ist die Steckhülse des UWAN konisch zulaufend.
Die Steckhülse des UWAN ist nahe der Auflagekante konisch geformt. Eine nur locker ansetzende Klemmschraube wird sich also festklemmen, wenn das Okular herauszurutschen droht. Dagegen gibt es keine Kante wie bei einer normalen Steckhülse, an der sich Klemmringe von edleren Okularfassungen verhaken können. Dementsprechend funktionierte das Okular auch sehr gut in einer Baader 4 in 1 Klemmung. Beim Nagler trat dagegen in derselben Klemmung ein leichtes Hakeln ein, weil es durch sein Gewicht gegen die Kante des Klemmrings gedrückt wurde. Während die weiche Gummiaugenmuschel des 26mm Nagler einen ganz normalen Eindruck macht, wirkt beim UWAN auch die Augenauflage ungewöhnlich. Sie ist aus Metall, das mit Gummi überzogen ist und lässt sich durch drehen 12mm weit herausschrauben, so dass individuell ein bequemer Augenabstand erzielt werden kann. Ich persönlich kann das volle Gesichtsfeld allerdings nur bis 7mm Höhe der Augenmuschel überblicken. Die Konstruktion dürfte im Hinblick auf Dobson-Benutzer entworfen worden sein, denn der sehr große Ring ermöglicht es durchaus, das Teleskop durch sanften Druck mit dem Kopf dem Himmel nachzuführen. Da der Okulardeckel auf dem Rand dieser Augenauflage sitzt, kann sie in der persönlichen Optimalstellung bleiben, wenn das Okular wieder verpackt wird. Gegenüber dieser Konstruktion wirkt die schlichte Gummiaugenmuschel des Naglers ideenlos, vor allem da sie auch noch viel zu leicht beim Beobachten herunterklappt. Augenauflagen sind eben traditionell nicht die Stärke von TeleVue, wie wir bereits von den ebenfalls zu leichtgängigen Konstruktionen an Radians und Typ 4 Naglern wissen. Verstellbare Augen- bzw. “Gesichts-”Auflage des UWAN.
Bei der Verarbeitung der Optik kann TeleVue allerdings wieder Punkte einsammeln. Natürlich tragen alle Linsen Multicoatings, wobei die des Naglers vermehrt in vertrauten grüntönen schimmerten, während das UWAN im Lampenlicht eher weißliche oder leicht violette Farben zeigte. Eine praktisch verwertbare Aussage ist so ein “Farbvergleich” aber nicht. Der Blick auf die riesigen Feldlinsen beider Exemplare zeigt beim Nagler eine bessere Schwärzung im Innern der Steckhülse hinter der Feldlinse. Auch der Klemmring der Feldlinse, die bei beiden Okularen die ganze Steckhülse ausfüllt, ist beim Nagler vorbildlich abgeschrägt und offenbar matt lackiert, während er beim UWAN offenbar nur matt eloxiert ist. Immerhin ist beim UWAN das Filtergewinde schwarz eloxiert, während das des Naglers silbern glänzt. Stichwort: Filtergewinde! Ein Astronomik UHC und ein Baader OIII ließen sich in beiden Okularen einschrauben, beim Nagler aber machte der UHC nach einer Umdrehung Schwierigkeiten. Beim UWAN bemerkte man einen ähnlichen Effekt beim Baader, der sich aber bis zum Anschlag einschrauben ließ. Im Bild kaum erkennbar ist, wie weit unten in der Steckhülse die Feldlinsen beider Okulare liegen. Beim Einschrauben von Filtern oder bei der Handhabung allgemein sollte man der teuren Linse mit viel Respekt begegnen, sonst ist schnell mal der Abdruck eines Fingers oder einer Handfläche darauf. Das Nagler hat offenbar die bessere Innenschwärzung...
Optisch bieten beide Okulare nach Herstellerangabe 82° scheinbares Gesichtsfeld. Die Herstellerangaben zu den Feldblenden unterscheiden sich jedoch erheblich, denn TeleVue gibt für das 26mm Typ 5 einen effektiven Durchmesser von 35mm an, während William Optics hier satte 43,5mm nennt. Das wäre mehr, als sogar beim 31mm Nagler Typ 5, für das TeleVue 42mm Feldblendendurchmesser angibt. Nachdem sich einige begründete Zweifel über die Angabe von William Optics angehäuft hatten, ergab eine Sterndurchlaufmessung Werte von 39,6mm für das 28mm UWAN und 35,9mm für das 26mm Nagler, die allerdings nur für die nominelle Brennweite des verwendeten Teleskops gelten. Traut man der Angabe von TeleVue und nutzt sie als Referenzwert, so ergeben sich sogar nur 38,6mm für das UWAN. In jedem Falle stimmt die Relation, wonach das UWAN eine um 10% gegenüber dem Nagler größere Feldblende hat. Die Herstellerangabe von William Optics ist schlicht falsch, sie bezeichnet offenbar nur den freien Durchmesser des untersten Linsenelements im UWAN 28mm. Ein solcher Fehler von einem professionellen Anbieter kann nur Irreführung genannt werden! Rein rechnerisch entspricht der Feldblendendurchmesser des 26mm Nagler einem unverzeichneten Bildfeld von 68°, während das UWAN 28mm auf 69° kommt. Die Verzeichnung über das gesamte Feld scheint also ähnlich, dennoch ist die Verzeichnung beim UWAN nicht so augenfällig, wahrscheinlich weil beim Nagler die Verzeichnung zum Rand hin heftig zunimmt, was beim UWAN offenbar weniger der Fall ist. Der Augenabstand beider Okulare ist recht ähnlich, 16mm für das 26mm Nagler, 18mm für das 28mm UWAN. Gefühlsgemäß gibt es da bei beiden Okularen keinen Unterschied, der Einblick ist ohne Brille bequem. Beim UWAN allerdings ist es mir selbst mit aufgedrückter Brille nicht möglich, das Gesichtsfeld voll zu überblicken. Es fehlt ein kleines Stück. Daran ist auch die leicht erhöhte Augenauflage etwas Schuld. Beim Nagler lässt sich mit etwas Aufdrücken problemlos der Feldblendenrand erkennen. Da diese Okulare für gewöhnlich an schnellen Optiken für große wahre Gesichtsfelder mit großer AP verwendet werden, ist die Brillentauglichkeit eine berechtigte Frage, da bei großer AP auch eine schwache Hornhautverkrümmung störend auffallen kann. An dieser Stelle ist zu erwähnen, das mit dem Dioptrix sogar ein Astigmatismus-Korrektor erhältlich ist, der an vielen TeleVue Okularen aufgesetzt werden kann. Das optische Design hinter dem UWAN basiert auf sechs Linsen in vier Gruppen, was sich offenbar ganz am Vorbild der Nagler Typ 5 orientiert, die ebenfalls auf einem 6/4 Design basieren. Die ersten umfassenden Beobachtungen fanden mit einem 300/1500 Dobson statt. Beide Okulare erfordern durch ihr hohes Gewicht einen Balance-Ausgleich. Im laufe der Beobachtungen kippte das Gerät mehrmals ab, sei es besonders ungünstig beim Okularwechsel oder weil nach einem Schwenk die Ausgleichsgewichte in Form von Aquariumsmagneten neu positioniert werden mussten. Das größere Gewicht des UWAN war dabei durchaus bemerkbar. H & Chi Persei boten sich dank ihrer großen Ausdehnung als erstes Beobachtungsobjekt an. Der Doppelsternhaufen bietet im UWAN 28mm einen prächtigen Anblick und passt mit viel Platz zum Rand ins Gesichtsfeld. Es fällt allerdings sofort auf, dass das absolut scharfe Gesichtsfeld nicht besonders groß ist. Nur etwa 50° des scheinbaren Gesichtsfeldes waren an dieser Optik optimal scharf, und zum Rand hin entwickelten sich die hellen Sterne des Doppelhaufens zu störend großen Sternflatschen. Die Sternabbildungen am Rand waren deutlich flächig und ellipitsch und nicht durch Lichtausbrüche wie Koma-Schweife oder Asti-Schwalben geprägt. H&Chi konnten dadurch nicht so im Bildfeld positioniert werden, dass die Zentralbereiche beider Haufen scharf abgebildet wurden. Das 26mm Nagler kam dagegen wesentlich besser mit dem schnellen Newton zurecht. H&Chi passen immer noch ins Gesichtsfeld, wenn auch spürbar knapper, aber der deutlich größere Schärfebereich ließ sich klar daran festmachen, dass der Doppelhaufen gut im scharfen Bildbereich unterzubringen war. Zum Rand hin lässt aber auch das Nagler in der Abbildungsgüte nach, die Sterne werden auch hier leicht flächig, aber bei weitem nicht so stark, wie beim UWAN. Überraschend war, dass der Einblickkomfort des Naglers etwas besser als der des UWAN war. Beim Nagler fand man leichter die optimale Einblickposition, während man beim UWAN etwas “hin- und her rutschen” musste. War die optimale Position aber gefunden, so war der Einblickins UWAN gut zu halten und auch ein umherblicken im Feld ging problemlos mit leichten Ausgleichbewegungen. Der Augenabstand war bei beiden Okularen gleich bequem, solange die Augenauflage des UWAN vernünftig eingestellt wurde. Das UWAN scheint auch gelegentliches Blinzeln leichter wegzustecken. Beim Nagler hat man sofort das Gefühl, die Augenlinse gestreift zu haben. Beim UWAN kann man sich durch die einstellbare Augenauflage so gut auf Abstand halten, dass die Wimpern an der Linse vorbeigehen. Ein weiteres Beobachtungsziel war der Orionnebel oder vielmehr das Schwertgehänge als ganzes, denn das große wahre Gesichtsfeld des UWAN erlaubt es bequem, den ganzen Bereich zu überblicken. Beim Nagler wurde es damit arg knapp, die äußeren Sterne standen doch ziemlich nah am Gesichtsfeldrand. Die hellen Sterne 42 und 45 Orionis zeigten wieder deutlich die bereits beschriebenen Unterschiede der Feldschärfe zwischen beiden Okularen. Der große Orionnebel im Zentrum ließ sich hingegen sehr angenehm beobachten. Die größere AP des UWAN machte sich ebenfalls bemerkbar, der Himmelshintergrund des noch nicht allzu hoch stehenden Objekts war dementsprechend heller wahrnehmbar, als im Nagler. Die Plejaden endlich sind nun doch zu groß für beide Okulare in Verbindung mit 1500mm Brennweite des Newtons. Zwar passte der Zentralbereich mit dem “ganz kleinen Wagen” in das Feld beider Okulare, aber der Sternhaufen-Charakter verlor sich doch, da die Randbereiche sich über den Feldrand hinaus erstreckten. Schließlich war noch M38 mit dem eng benachbarten Sternhaufen NGC 1907 ein Beobachtungsziel. M38 passt problemlos in den optimal scharfen Feldbereich des UWAN 28mm und wirkt entsprechend schön. Dafür leidet dann der kleine Nachbar unter der nachlassenden Schärfe des Randbereichs. Das 26mm Nagler erlaubte dagegen auch bei diesem Objekt eine Positionierung, so dass beide Sternhaufen ästhetisch schön beobachtbar waren. Die feinen Sterne von NGC 1907 verrieten dann aber, dass auch das Nagler hier schon leicht nachließ. Die helleren und weiter verstreuten Haufenmitglieder von H & Chi waren verzeihlicher als dieser etwas anspruchsvollere Sternhaufen. Bei dieser ersten umfangreicheren Beobachtung mit beiden Okularen machte das Nagler spontan mehr Spaß. Das lag zum einen an der besseren Schärfe über das Feld, zum anderen aber auch am spontan einfacheren Einblick. Allerdings war bei allen Objekten die Sternabbildung am Rand ein entscheidendes Kriterium. Ausgedehnte H2-Regionen wie Nordamerika- und California-Nebel, oder unter wirklich guten Bedingungen auch die Andromeda-Galaxie, würden stärker vom größeren Feld des UWAN profitieren, während die Sternabbildung bei diesen Objekten etwas vernachlässigt werden könnte. Dieses Überlegung machte die Aufgabenstellung für den Vergleich der Okualre an den beiden f/4 Newtons 200/800 und 300/1200 klar. Insbesondere sollte dann die Wirkung des Vixen Komakorrektors auf beide Okulare betrachtet werden. Am 300/1200 Newton mit eingesetztem Komakorrektor zeigte das UWAN 28mm wiederum eine deutlich schlechtere Randabbildung, als das 26mm Nagler. Das Nagler ist zwar am Bildrand auch nicht perfekt, aber die Unschärfe ist erträglich. Beim UWAN spielt die Fokussiertechnik eine große Rolle. Fokussiert auf einen Stern in der Bildmitte ergibt sich ein recht kleines Feld mit absolut scharfer Sternabbildung. Fokussiert auf Sterne weiter außen im Feld wird das scharfe Feld etwa 60° groß, wobei das Auge durch Akkomodieren die Sterne in der Bildmitte scharf sieht. Das hängt allerdings immer auch vom Beobachter ab und im Allgemeinen lässt die Akkomodationsfähigkeit mit dem Alter nach. Auch bei f/4 ist der Himmelsausschnitt mit guter Sternabbildung beim Nagler größer als beim UWAN. Interessant wird bei f/4 die mit 7mm reichlich große AP zur Beobachtung schwacher und ausgedehnter Nebel, in diesem Falle der Rosettennebel mit Hilfe eines Baader OIII. Die große Augenauflage des UWAN ist eine gute Streulichtabschirmung. Es kommt allerdings auch auf die richtige Einstellung der Augenauflage an, da der Einblick nicht so leicht zu finden ist, wie beim Nagler. Die Einstellung der Augenauflage könnte in kalten Nächten etwas leichtgängiger sein. Beim Nagler war der richtige Einblick leichter zu finden, was wegen der um 0,5mm kleineren AP aber auch etwas einfacher war. Überraschend war dann die Beobachtung mit einem f/6 Newton (200/1200), wo eigentlich eine deutliche Verbesserung der Okulare zu erwarten gewesen wäre. Beim Nagler lässt sich diese Verbesserung zwar sehr schön sehen, das UWAN aber verbessert sich kaum und bleibt sogar recht nahe am Niveau des 300/1200 mit Komakorrektor. Bemerkenswert war übrigens an allen Geräten die Fokallage. Beide Okulare lagen sehr weit draussen, so dass manchmal das Okular etwas aus der Hülse herausgezogen geklemmt werden musste. Die erhoffte Verbesserung der Abbildungsleistung des UWAN ergab sich dann an einem Newton 150/1200. Hier wurde praktisch das ganze Feld brauchbar, und während die Sterne zuvor Lichtausbrüche zeigten, so blieben sie nun bis zum Rand rund, wenn auch am Rand etwas vergrößert. Auch an zwei Widefield-Refraktoren kam das UWAN zum Einsatz, und zwar am 102/500 Achromaten und am 100/600 BW Triplett. Die Ergebnisse waren mit denen der f/5 bzw. f/6 Newtons vergleichbar. An diesen drei Geräten stand allerdings das Nagler nicht zum Vergleich zur Verfügung. Aufgrund der Unterschiedlichen AP lässt sich keine Aussage über die Transmission machen. Das 28mm zeigt erwartungsgemäß ein helleres Bild als das 26mm, und weitergehende Ergebnisse lassen sich mit Amateurmitteln nicht erzielen. Störende Effekte wie Randaufhellung sind unter den gegebenen Bedingungen (zwischen 5,0 mag und 6,0mag) nicht aufgefallen. Zusammengefasst zeigt sich, dass das 26mm Nagler nicht nur erheblich teurer ist, sondern auch an schnellen Optiken erheblich mehr leistet. Das UWAN wartet konstruktiv mit ein paar interessanten Details auf, namentlich die Augenauflage und die konische Steckhülse. Leider gibt es einige Ringklemmungen, bei denen keine Federbronze sondern einfaches Messing für den Klemmring verwendet wird. Ein solcher Klemmring kann sich auch in der konischen Steckhülse des UWAN “verheddern”. Das ist aber eindeutig ein Problem der Klemmung und nicht des Okulars. Das 26mm Nagler Typ 5 ist ein ausgesprochen gelungenes Okular für Übersichtsbeobachtungen an schnellen Optiken. Die einfache Gummiaugenmuschel ist nicht nur schlicht sondern für ein Okular in dieser Preislage auch ideenlos. Das 28mm UWAN kommt selbst am moderaten f/6 Newton mit Sternhaufen nicht besonders gut klar und eignet sich daher eher für große flächige Objekte, also die wenigen ausgedehnten H2 Regionen und die noch selteneren großen Galaxien. Während sich das Nagler also als Spitzenokular mit Spitzenpreis positioniert, stellt sich doch die Frage, wie das UWAN einzuordnen wäre. Um als Übergangslösung zu dienen ist es nicht günstig genug und wenn man auch an Optiken mit f/10 noch eine bessere Leistung erwarten kann, so gibt es für solche Geräte aber auch erheblich günstigere Lösungen. Punkten kann das UWAN also nur mit seiner gegenüber dem 26mm Nagler größeren Feldblende. Kein Wunder, dass William Optics gerade in diesem Punkt die Herstellerangabe nach oben verfälscht hat. Wird doch suggeriert, das UWAN 28mm zeige sogar einen größeren Himmelsausschnitt, als das 31mm Nagler, was nach der Sterndurchlaufmessung wohl kaum haltbar ist. Vergleicht man allerdings das UWAN mit günstigeren Weitwinkel-Okularen, die ja meist auf Abwandlungen des Erfle-Designs basieren, so zeigt sich doch eine deutlich bessere Abbildungsleistung, an schnellen wie an moderaten Optiken. Hinzu kommt dann die gegenüber solchen Okularen bessere Verarbeitung des UWAN, wobei insbesondere die gute Schwärzung einen Gewinn bringt. Abschließend möchte ich mich bei Günther Mootz bedanken, der einige meiner Beobachtungen bestätigen, und den Bericht durch eigene Ergebnisse ergänzen konnte. *) Preisniveau 12/2007
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