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Astroartikel Gebraucht

Chancen und Fallstricke

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Gebraucht oft günstig: Pentax XL Okulare wurden inzwischen von den Pentax XW abgelöst.

Der Merksatz „Optik wird nicht schlecht, höchstens schlecht behandelt“ ist durchaus eine gute Faustregel. Der Ratschlag, es doch einmal mit etwas Gebrauchtem zu versuchen, sollte aber trotzdem von einigen Ratschlägen geleitet werden.

Die große Chance beim Gebrauchtkauf besteht darin, einen Artikel, der nicht zum Teleskop oder noch viel eher nicht zu den persönlichen Vorlieben passt, zu einem ganz ähnlichen Preis wieder abgegeben zu können. Das ist also besonders beim Zubehör interessant, denn nicht immer entspricht ein vollmundig beworbenes Okular dem, was es dem Sternfreund in der Praxis zeigen kann.  Auch so manches vor der Kamera montierte Teil bewirkt am Ende, dass man mit dem verfügbaren Fokussierweg nicht mehr den Schärfepunkt erreichen kann.

Geld sparen lässt sich natürlich außerdem - wenn, ja wenn das gewünschte Teil in Ordnung ist. Und natürlich sollte man sich auch informieren, was der Artikel aktuell neu kosten würde. Kennt man sich nicht aus, besteht die Gefahr, sich beim Preis eines Artikels zu vertun. Filter und Okulare können sich, besonders wenn sie vom gleichen Hersteller stammen, äußerlich sehr ähneln, dennoch aber einen völlig unterschiedlichen Wert haben. Bei manchen Produkten gibt es auch den Fall, dass ältere Produktserien höher geschätzt sind, als neuere. Das ist dann der Fall, wenn kleine Änderungen von Charge zu Charge das Produkt eher ab- denn aufgewertet haben. Zuletzt gibt es tatsächlich auch beim Hobby Astronomie den Sammlerwert, den ein gut gepflegtes Altgerät für den einen Sternfreund hat, für den anderen vielleicht nicht. Wer ein solches Stück für die Vitrine kauft, wird an dessen Zustand andere Ansprüche haben, als ein Sternfreund, der es einfach nutzen möchte.

Wie sollte Optik aussehen?

Da man, wie schon erwähnt, Optik auch schlecht behandeln kann, muss man beim Gebrauchtkauf auch damit rechnen, dass die Optik nicht mehr im Neuzustand ist. Darüber hinaus aber kann es durchaus auch versteckte Mängel geben, die man der Optik nicht ansieht. Es wäre naiv zu behaupten, dass so mancher Verkäufer nicht auch einfach eine Gurkenoptik loswerden will.
Durchaus normal bei gebrauchten Optiken sind aus üblichem Gebrauch heraus entstandene Verschmutzungen. Diese sollten sich aber vollständig und mit normalen Mitteln entfernen lassen. Reinigt man selbst und reinigt man falsch, ist man aber selber Schuld, wenn man sich die Optik verkratzt. Einzelne kleine Kratzer auf Linsen sollte man als normale Abnutzung hinnehmen. Findet man aber eine Vielzahl Kratzer die wirr durcheinander laufend Kringel auf der Linse bilden, hat man Spuren einer falschen Reinigung vor sich. Es gibt immer noch schräge Vögel, die trotz aller Hinweise zur korrekten Reinigung einfach mal mit dem Ärmel nachwischen oder sonstigen groben Unfug veranstalten. Optik in diesem Zustand ist Mangelhaft und drastisch im Wert reduziert, denn das sind keine normalen Gebrauchsspuren. Die Auswirkung ist spürbar mehr Streulicht. Das kann sich als Beugunsstrahlen oder Halos um helle Objekte zeigen, aber auch als gleichmäßige Aufhellung des ganzen Bildes.

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Guter Zustand: Diese durchaus betagten Okulare der Meade Serie 4000 sind gut behandelt worden.

Auch die Vergütung von Linsen verdient einen Blick. Man sollte die Oberflächen in einem Winkel betrachten, der die Vergütungsfarben sichtbar werden lässt. Manchmal finden sich auf der Vergütung Flecken, leichte Farbnuancen. Es mag sein, dass hier Fett von den Wimpern des Beobachters nicht rechtzeitig entfernt wurde. Dies kommt vor und führt zu keinen greifbaren Beeinträchtigungen. Ist die Vergütung aber teilweise abgeblättert oder heruntergeputzt, so ist das auch wieder ein deutlicher Mangel der Optik. Hier können Reflexe und Geisterbilder um ein vielfaches heller erscheinen, als mit funktionierender Vergütung. Selbst günstige Mehrschicht-Vergütungen reduzieren die Spiegelung auf 0,5% während eine unvergütete Linse etwa 4% Reflektiert, so dass man Reflexe also acht mal heller sieht. Die können zum Beispiel entstehen, wenn das Licht eines hellen Planeten wie Jupiter sich im Auge spiegelt.

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Dieses Okular hat einiges mitgemacht! Neben den Macken im Tubus sind einfach zu viele Kratzer auf der Linse.

Eine gewisse Besonderheit haben Spiegeloberflächen. Teleskopspiegel sind die größten optischen Flächen, die wir im Amateurbereich finden. Eine Art „Unsitte“ ist es, mit einer Taschenlampe in den Tubus eines Spiegelteleskops zu leuchten. Jedes Stäubchen hebt sich grell ab und es entsteht der Eindruck, dass der Spiegel komplett unbrauchbar sei. Der Eindruck täuscht. Die empfindliche Spiegelbeschichtung darf eigentlich nur alle paar Jahre oder bei wirklich akutem Bedarf gereinigt werden. Reagieren sollte man, wenn zum Beispiel Pollen eine Art feiner Gespinste bilden. Natürlich erzeugt auch hier der Dreck Streulicht, aber da man aus größerer Entfernung auf den Spiegel blickt, täuscht man sich über die Menge der Staubteilchen pro Fläche. Also ein Spiegel darf eine gewisse Menge Staub haben und die sollte man ihm auch lassen, bis man weiß, wie er zu reinigen ist. Einige Spiegel sind nämlich so empfindlich, dass sogar Pinsel zur Reinigung von Linsen sie zerkratzen. Spiegel reinigt man daher am besten Berührungsfrei und dazu gibt es hier und auch bei anderen Sternfreunden Anleitungen und Erfahrungsberichte.

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So sollten optische Flächen auf keinen Fall aussehen!

Ob nun die Optik so funktioniert, wie das für das jeweilige Gerät den Normalfall darstellt, das kann man dem gebrauchten Schnapp tatsächlich nicht ansehen. Egal wie sauber die Linsen sind, über die Abbildungsleistung sagt das noch nicht genug aus. Bei vielen optischen Artikeln gibt es eine Serienstreuung. Manchmal ist etwas nicht so gut justiert, manchmal hat eine optische Fläche im Bereich einiger Mikrometer eine falsche Krümmung oder eine Linse nicht die erforderliche Dicke. Während falsche Justage in manchen Fällen behebbar ist, nämlich dann, wenn es sich um justierbare Bauteile dreht, sind schlecht geformte optische Flächen eine Art Totalschaden. Aber auch ein schief in den Tubus gedrehtes Gewinde kann Probleme machen, wenn dadurch die darin befestigte Linsenfassung stets nicht ganz gerade sitzt. Solche Geräte, die auch mit gutem Zureden nicht zur „bauartgemäßen“ Abbildungsleistung zu bewegen sind, bekommen im allgemeinen den Titel „Gurke“ und da es schwer ist, eine Gurke zu erkennen, kann es sein, dass man eine angedreht bekommt. Kein Grund, sich verrückt zu machen, aber gut, wenn man die Chance hat, einen Sternfreund mit Erfahrung mal durchgucken zu lassen.

Kratzer im Lack - oder einfach Charakter?

Immerhin, wenn die inneren Werte stimmen, wie steht es mit den Äußeren? „Das Auge isst mit“ ist in dem Zusammenhang ja mehr als die halbe Wahrheit. Eigentlich sollte man einem optischen Gerät eine pflegliche Behandlung schon von weitem Ansehen  - es gibt aber durchaus auch jene Fälle, in denen sich hinter Beulen und Kratzern eine tadellos funktionierende Optik versteckt. Okulare haben oft sogenannte Klemmspuren, also die Abdrücke von Klemmschrauben. Sie werden aber seltener oder unauffälliger, da viele Geräte mit Klemmringen oder selbstzentrierenden Klemmungen ausgerüstet sind - und Klemmschrauben werden gerne mit einer Kunststoffspitze ausgestattet, die bei normaler Verwendung nicht kratzt.
Spuren von Stürzen sind unschön und sollten immer doppelt überprüft werden. Wurde die Optik dejustiert? Ist Lack abgeplatzt, so dass feine Brösel im Innern auf den Linsen liegen? Gibt es gar Muschelbrüche oder ähnliche Schäden am Glas? Linsen und Spiegel dürfen nicht unter Druck stehen, auch nicht, wenn in nächtlicher Kälte die Fassung etwas stärker schrumpft, als das Glas, denn eine Verspannung verschlechtert das Bild und Sterne können nicht mehr punktförmig abgebildet werden.

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Bauz! Dieses Okular ist jemandem “runtergeplösselt”. 
Beim Kauf ist Vorsicht angesagt, Verspannungen und Sprünge oder Muschelbrüche können die Optik ruinieren.

Zu den Äußerlichkeiten gehören auch Lagerspuren - sieht man dem vergilbten Gehäuse an, dass es aus einem Raucherhaushalt stammt, muss man mit einer aufwendigen Reinigung rechnen.
Schließlich sollte man einen Blick auf den geforderten Preis werfen oder das persönliche Limit für ein Maximalgebot beim Auktionshaus überprüfen. Regelrechte Massenware geht meist zum halben Preis oder gar günstiger zum nächsten Besitzer. Hochwertige Produkte - von Markenprodukten zu sprechen wäre falsch, weil auch Ramsch inzwischen seine eigenen Marken hat - erzielen zwei Drittel oder mehr des aktuellen Neupreises. Schwierig wird es bei Gegenständen, die nicht mehr zu haben sind. Da kann es geschehen, dass für einen Artikel in gutem Zustand ein Sammlerwert verlangt oder mehr als der frühere Neupreis geboten wird. Teils auch deshalb, weil es durchaus ein paar Produkte gibt, die nicht mehr hergestellt werden, sich aber auch nicht durch aktuelle Produkte mit gleicher Leistung ersetzen lassen. Trotzdem sollte man sehr vorsichtig sein, einen regelrechten Sammlerwert zu bezahlen.

Wirklich alles drin?

Auch die Vollständigkeit ist eine Preisfrage. Kauft man ein ganzes Teleskop, dann sollte man beim Preisvergleich auch unbedingt das volle Zubehör-Paket einrechnen - und so gilt das auch für andere Produkte, zu denen ein Zubehörpaket gehört. Ist es unvollständig, muss der Preis nach unten korrigiert werden. Gerade bei Teleskop-Komplettpaketen muss man für die Beschaffung von fehlendem Basis-Zubehör leicht soviel Geld aufwenden, dass man in Summe über dem Neupreis des kompletten Pakets liegt. Das Gerät ist schließlich nicht nur deshalb gebraucht billiger, weil der Erstbesitzer Sucher und Okulare für sich behalten hat.

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Die beiden sehen sich ziemlich ähnlich, aber nur das Rechte entstammt einer gebraucht immer noch gesuchten Baureihe.

Es schadet auch nicht, sich zu informieren, was man kauft. Viele Produkte sehen sich äußerlich sehr ähnlich, unterscheiden sich aber erheblich bezüglich Wert und innerem Aufbau. Insbesondere bei Okularen sei darauf hingewiesen, dass auch sehr hochwertige Okulare mit einem extrem schlichten Äußeren aufwarten können. Sie sind eben zum Durchsehen gemacht, nicht zum Ansehen.

Schwarze Schafe

Schließlich sei auch noch vor Betrug gewarnt. Es gibt wohl ein recht großes Potenzial mit einem Kaufgesuch an den Falschen zu geraten. Eine einfache Betrugsmasche sei grob geschildert: Auf ein Kaufgesuch in einem Forum meldet sich ein Betrüger, der angibt,  genau das gesuchte Gerät zu besitzen, am besten genau mit dem gewünschten Zubehör. Beliebt ist die Masche, dass der vermeintliche Besitzer aus irgendeinem Grund das Gerät nur in den nächsten Tagen versenden könne, da er danach warum auch immer ganz woanders ist. Das Gerät steht dann in Rom und der Verkäufer ist ab übermorgen für 12 Monate in Sidney. Damit wird Zeitdruck vorgegaukelt. Auf Anfrage kommen dann auch Fotos vom Gerät, die vom Betrüger ergoogelt wurden und aus einer alten Auktion oder auch einem Bericht stammen - aber jedenfalls nicht vom gar nicht existierenden Gegenstand des Betrugs. Die Überweisung erfolgt dann ins Ausland auf irgendein zwielichtiges Konto und das Geld verschwindet einfach. Selbst wenn es für das Konto innerhalb der EU einen angeblichen Besitzer gibt - als Geschädigter hat man kaum Chancen, Ermittlungen anzustrengen und Erfolgsaussichten noch weniger. Hier ist Vorsicht angesagt und man sollte sich einfach versichern, dass die Bilder und der Verkäufer echt sind. Ein deutlich besserer Nachweis ist beispielsweise ein Foto des Geräts auf einer aktuellen Tageszeitung. Die Mühe, so etwas zu fälschen, machen sich die Betrüger kaum - weil sie sich bei genügend anderen die Mühe gar nicht machen müssen. Andere Fälle von Betrug sind fingierte Verkäufer bei Auktionshäusern, was ja aus der Presse hinreichend bekannt sein sollte. Der beste Schutz in dem Falle ist die persönliche Abholung. Dann kann auch nichts auf dem Versandwege beschädigt werden. Aber hoppla! Wird online gezahlt und vom “Freund” abgeholt, greift die nächste Masche: Der Käufer hat einen Zahlungsbeleg, der Verkäufer aber vergisst, sich die Warenübergabe sauber quittieren zu lassen - und bekommt sein Geld vom “Käuferschutz” wieder abgeknöpft, da er die Lieferung der bezahlten Ware nicht nachweisen kann. Also bei Abholung auch bar zahlen lassen. Wenn Preis und Entfernung in Einklang zu bringen sind, ein guter Weg und oft auch für beide von Vorteil: So mancher Sternfreund wird sich freuen, das abzugebende Gerät in guten Händen zu wissen.

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